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Ein Baby namens Glück: Flüchtlingskind im Schlauchboot geboren

Nigerianische Flüchtlingseltern tauften ihre kleine Tochter, die im Schlauchboot auf dem Mittelmeer geboren wurde, auf den Namen Happiness.

In der Nacht war das motorisierte Gummiboot mit den 38 schwarzafrikanischen Armutsflüchtlingen von Marokkos Küste aus in See gestochen. An Bord 20 Männer, 13 Frauen, sieben davon schwanger, und fünf kleine Kinder. Sie kamen überwiegend aus den westafrikanischen Staaten Nigeria, Ghana und Kamerun. Eines dieser Dramen, wie sie sich immer noch beinahe täglich dort vor den Küsten der europäischen Mittelmeerstaaten abspielen. Aber diese Bootsfahrt ins Ungewisse begleitete auch ein bisschen Glück. Zumindest tauften die nigerianischen Flüchtlingseltern ihre kleine Tochter, die im Schlauchboot auf dem Mittelmeer geboren wurde, auf den Namen Happiness (Glück).

Rund 100 Kilometer vor der südspanischen Küste setzten die Wehen bei einer hochschwangeren Nigerianerin namens Judith ein. Wenig später erblickte Happiness das Licht der Welt. Das Flüchtlingsboot steuerte einen Strand der nahen spanischen Insel Alboran an, die vor der Costa del Sol liegt. Dort wurden die illegalen Einwanderer vom Seenotrettungsdienst und der Küstenwacht aufgefischt.

„Mutter und Kind geht es gut“, berichtete später ein spanischer Behördensprecher. Die beiden sollen sich einige Tage im Krankenhaus in der andalusischen Küstenstadt Motril erholen. Judith und Happiness haben gute Chancen, in Spanien bleiben zu dürfen. Da Spaniens Regierung dazu neigt, in solchen Fällen aus humanitären Gründen auf eine Abschiebung zu verzichten.

Weil sich das herumgesprochen hat, sitzen immer mehr schwangere Frauen und Kleinkinder in den von Nordafrika nach Spanien kommenden Flüchtlingsbooten. Männer müssen hingegen durchweg mit ihrer zwangsweisen Rückführung in ihre Heimatländer rechnen.

Grundsätzlich ist die Zahl der übers Mittelmeer kommenden illegalen Immigranten jedoch stark gesunken: An Spaniens Küsten wurden im Jahr 2010 nur noch rund 2000 Boots-Flüchtlinge aufgegriffen. In Italien 3400 und auch an Griechenlands Stränden kamen nur knapp 4000 an. Insgesamt fiel die Zahl der 2010 über diesen Weg nach Europa gekommenen Illegalen von 32 000 auf etwa 9000, teilte das UN-Hochkommissariat für Flüchtlinge (UNHCR) mit. Der Rückgang ist offenbar vor allem den erheblich verstärkten Küstenwachtkontrollen zuzuschreiben, an denen auch die EU-Grenzschutzeinheit Frontex beteiligt ist. Und wohl auch der abschreckenden Wirkung von weiteren Abschiebeabkommen mit afrikanischen Staaten.

Doch die Flüchtlingsströme haben sich neue Wege gesucht. Vor allem über die Türkei in das EU-Land Griechenland: An der türkisch-griechischen Landgrenze wurden 2010 rund 40 000 Illegale aufgegriffen – etwa fünf Mal so viele wie im Vorjahr.

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