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Panorama: Ein Grund mehr

Ein einwandiger Tanker ist vor Dänemark gestrandet. Der Ruf nach einem Verbot solcher Schiffe wird lauter

Arhus (dpa). Der im dänischen Kattegat auf Grund gelaufene Tanker „Acushnet“ stellt nach neuesten Untersuchungen derzeit keine Gefahr für die Umwelt dar. Taucher hätten am Samstag die Schiffswand des Einhüllentankers untersucht und keine Schäden festgestellt, teilte das Seenotrettungszentrum in Arhus mit. Damit drohe momentan keine Ölpest durch die 35 000 Tonnen Rohöl an Bord des Schiffes. Der 179 Meter lange Tanker mit nur einer Außenwand war am Vortag auf dem Weg von Lettland in die USA im Kattegat, der Verbindung von Nord und Ostsee, auf Grund gelaufen.

Dänemark hat noch mal Glück gehabt. Würde das Öl auslaufen, drohte ein Alptraum. Viele Ferieninseln würden auf Jahre hin verseucht, ihnen drohte der Ruin.

Den dänischen Behördenangaben zufolge sollen schwedische und niederländische Bergungsspezialisten den östlich der Insel Samsoe liegenden Tanker wieder freibringen. Dafür müsse zunächst ein Teil der Ladung auf andere Schiffe umgeladen werden. Vor Beginn der praktischen Arbeit sollten Versicherungsvertreter den Zustand des Schiffes untersuchen. Umweltschützer kritisierten erneut die Nutzung von alten Tankern mit nur einer Hülle und forderten eine Lotsenpflicht in schwierigen Gewässern. Es sei grob fahrlässig, wenn ein Tanker ohne Lotse durch das Kattegat unterwegs sei, sagte ein Nabu-Sprecher in Oldenburg. Die Bundesregierung müsse dringend eine entsprechende Initiative ergreifen. Die Besitzverhältnisse der 1981 gebauten „Acushnet“ und die Verantwortlichkeiten sind unklar. Dies ist bei vielen einwandigen Tankern der Fall. Besitz, Zulassung, Flagge, Charter sind so verwirrend verwoben, dass es schwierig ist, im Falle eines Unglücks einen Mineralölkonzern oder eine andere Firma zur Verantwortung zu ziehen. Entgegen ersten Meldungen ist der amerikanische Ölkonzern Chevron offenbar nicht der Besitzer des Tankers, der von einer Karibikinsel aus bereedert wird.

Deutsche Helfer stehen bereit

Wie es zu dem Unglück an der Verbindung von Nord- und Ostsee kommen konnte, war zunächst unklar. Menschliches Versagen sei ebenso wenig auszuschließen wie ein technischer Defekt, hieß es. Die „Acushnet“ war am Freitag gegen 8.40 Uhr auf Grund gelaufen. Nach Passieren der Durchfahrt durch den Großen Belt sei das Schiff in einer Kurve des Tiefwasserweges geradeaus weitergefahren. An der Stelle kommt es laut MRCC öfter zu Schiffsunfällen. Nach Informationen der dänischen Seenotzentrale konnte sich der Tanker nicht aus eigener Kraft befreien. Ob das Schiff mit Ladung freigeschleppt oder zuvor erleichtert werden soll, wollten die Experten vor Ort entscheiden. Das deutsche Havariekommando in Cuxhaven wurde unmittelbar nach dem Unfall von den dänischen Behörden unterrichtet. Im Notfall könnten die deutschen Ölbekämpfer den Dänen sofort zu Hilfe eilen, hieß es in Cuxhaven.

Die Umweltorganisation Greenpeace nannte es unverantwortlich, diesen „über 20 Jahre alten Schrotttanker“ noch auf die Weltmeere zu schicken. Der Unglückstanker stehe auch auf der Schwarzen Liste als einer von 3437 Einhüllentankern, die 20 Jahre und älter seien. Neben dem Unglücksschiff transportiere Texaco Öl auf weiteren sechs dieser schwimmenden Zeitbomben. Sie müssen nach Auffassung von Greenpeace aus dem Verkehr gezogen werden.

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