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Panorama: Ein Land – von einer Minute zur anderen gelähmt

Bei 30 Grad blieben die Menschen im Norden Amerikas in Fahrstühlen und U-Bahnen stecken – Hunderttausende strömten auf die Straßen

New York (Tsp). Solche unbeschreiblichen Bilder hat New York noch nie gesehen. Hunderttausende Menschen laufen auf die Straßen, irritiert und teilweise verstört – ist es ein Terroranschlag? Der Computerwurm LoveSan? Die Menschen rätseln.

Sie sind aber auch erstaunlich gefasst. Obwohl sie die beruhigenden Statements des Bürgermeisters von New York, Bloomberg, nicht hören können, bleiben sie ruhig. Bloomberg forderte die Menschen auf, nach Hause zu gehen, und angesichts der großen Hitze viel zu trinken.

Sie laufen nach Hause, bei Temperaturen um 30 Grad, nicht hektisch, nicht langsam, ihre Kraft einteilend. Die meisten von ihnen müssen viele Kilometer weit laufen. Sie laufen die Ausfallstraßen entlang, dort wo sie vermuten, dass sie am ehesten nach Hause kommen. Den Weg kennen sie nicht, sie fahren normalerweise mit der UBahn, die durch den Stromausfall stillgelegt ist.

Die Bilder aus den betroffenen Städten lösten gestern abend auch in Europa Beunruhigung aus. Anne Will änderte sofort und schlagfertig das Programm in ihren Tagesthemen. Sie hatte gerade das Thema Computerwurm moderiert, präsentierte dann die Bilder aus New York und schaltete dann abwechselnd zu den Korrespondenten in Washington und New York.

Unbeschreibliche Bilder zeigten die Nachrichtensender gestern abend. Die Starßen waren so mit Menschen überfüllt, dass Autos und Busse keine Chance mehr hatten, weiterzukommen. Das Verlehrschaos war unbeschreiblich. Vor allem verbreitete sich die große Befürchtung, dass es zu einer Panik kommen könnte. Wenn so viele so dicht aufeinanderstehen, können kleine Irritationen zu einer Katastrophe führen. Vor allem: Wenn so viele Menschen in die gleiche Richtung drängen, ensteht ein Sog, der nicht zu stoppen ist, Menschen die an eine Wand gedrückt werden, können nicht flüchten.

Eine Frage, die sich stellte: Wie kommen in New York innerhalb so kurzer Zeit so viele Menschen auf die Straße? Es war zum Ende der Bürozeit, als der Strom ausfiel. In einem Bürohochhaus arbeiten oft mehr als 10000 Menschen. Wenn sie das Gebäude verlassen und nicht direkt in die U-Bahn einsteigen können, die oft Eingänge in den Bürotürmen selbst haben, dann sind die Straßen innerhalb von Minuten überfüllt. Zahlreiche Hubschrauber kreisten über den betroffenen Städten und übertrugen die Bilder in die Welt. Experten, die in den Fernsehübertragungen die Bilder kommentierten, spekulierten vor allem über die Ursachen des Stromausfalls. Die These, es könne sich um einen Terrorakt handeln, wurde jedoch nach und nach heruntermoderiert.

Am naheliegendsten war die These von einem technischen Defekt. Dafür spricht, dass die ganze betroffene Region, der Nordosten der USA mit mehr als 100 Millionen Menschen, am gleichen Stromnetz hängen.

Unklar ist, was sich in den steckengebliebenen U-Bahnen und Aufzügen für Szenen abgespielt haben.

Vor allem in den Fahrstühlen. Zehntausende müssen feststecken und wissen nicht, was los ist.

Befürchtet wurde, dass es im Zuge des Chaos zu Plünderungen kommen könnte. Die Polizeibehörden setzten Einheiten in Marsch.

Über Chicago kreiste die US-Luftwaffe. Offenbar wollen die Behörden sichergehen, falls es doch Angriffe geben sollte.

Angst gab es auch vor der folgenden Nacht. Würde es ruhig bleiben, würde es Chaos geben? In einigen Meldungen war vor mehreren Feuern in New York die Rede. Vor allem in der 14. Straße von Manhattan. Das ist eine breite Querstraße, in der es häufig heftige Winde gibt, weil sich die Luft dirt wie in einem Kamin verhält.

Die Börse an der Wall Street wurde geschlossen. Unklar ist, welche Auswirkungen das Ereignis auf die Kurse heute haben wird.

Die Ereignisse erinnern an die Ereignisse von 1965 und 1977. Damals fiel in New York ebenfalls der Strom aus.

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