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In Erklärungsnot. Roman Sasse (Barnaby Metschurat) redet im „Tatort“ mit seiner zweiten Partnerin Simone Schäfer (Alma Leiberg).

© WDR/Martin Menke

Ein Mann - zwei Familien: Tatort Doppelleben

Was das Fernsehen gezeigt hat, gibt es wirklich: Agenturen, die bei Alibis helfen. Männer, die zwei Familien an verschiedenen Orten haben, können so ihr Doppelleben einfacher organisieren.

Es war schon starker Tobak, was der „Tatort“ am Sonntagabend zeigte. In „Trautes Heim“ hat ein Mann zwei Familien nebeneinander, lebt jahrelang in 14-tägigem Wechsel mal mit der einen, mal mit der anderen zusammen. Unterstützt wird er von einer sogenannten Alibi-Agentur, die ihm bei diesem Unterfangen hilft.

Solche Alibiagenturen gibt es nicht nur im Film, es gibt sie auch in Wirklichkeit. Patrick Ulmer betreibt die Agentur „Diskretes Alibi“ in Weyhe. Auf Nachfrage bestätigte er, dass er einen Kunden habe, der zwei Familien unterhalte. Die eine Familie lebe in der Schweiz, die andere in München. Beiden gibt er vor, nicht nur in der „Heimatstadt“, sondern auch in Köln geschäftlich tätig zu sein. Ruft eine der Frauen ihn in Köln „bei der Arbeit“ an, nimmt eine „Sekretärin“ der Agentur den Anruf entgegen und stellt zu seinem Handy durch. Wenn eine der Frauen ihn in Köln besuchen will, lädt er sie in eine kleine Wohnung der Agentur ein, die er als seine eigene Wohnung ausgibt.

Ist so ein Doppelspiel nicht wahnsinnig anstrengend? Diese Frage wurde auch im „Tatort“ gestellt. „Dafür sind wir da, dass es einfacher wird“, sagt Patrick Ulmer. Was er dem Mann nicht abnehmen kann, ist die Aufgabe, sich emotional auf zwei Frauen mit ihren jeweiligen Kindern einzustellen, nie etwas zu verwechseln, immer aufmerksam und in der Lage zu sein, sich so vielen Menschen intensiv zu widmen.

Die Frage ist, warum manche Männer das machen. Der Mann im „Tatort“ konnte sich wohl nicht für eine Seite entscheiden, da war wohl Schwäche im Spiel. Andere Männer haben so viel emotionale Energie, dass sie diese besondere Herausforderung suchen. Oder es sind Spieler, die den Kick brauchen, jederzeit auffliegen zu können und selbst schwierigste Situationen meistern zu können. Was vermutlich alle eint, ist das Selbstbewusstsein, ethische Grundsätze des Zusammenlebens ignorieren zu können.

Selbstständige und Unternehmer, die in verschiedenen Städten tätig sind, haben es in Bezug auf Alibis relativ einfach. Möglicherweise brauchen sie gar nicht unbedingt eine Alibi-Agentur, wenn sie sich genügend Wohnungen mieten können. Teuer wird es ohnehin.

Wo lauern für diese Männer die größten Gefahren? „Wer das mehrere Jahre durchhält, wird irgendwann nachlässig“, sagt Agenturchef Patrick Ulmer.

Wenn ein Mann auffliegt, dann ist es wohl oft der Zufall. So erfuhr einmal eine Ehefrau auf dem Einwohnermeldeamt, dass ihr Mann bei ihr nur mit zweitem Wohnsitz angemeldet war. Der erste war zwei Blocks weiter. Dort hatte er mit einer zweiten Frau ein weiteres Kind. Tsp

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