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Panorama: Ein Stier sieht rot

In Spanien ist ein Bulle bis in die Zuschauerränge hochgesprungen und hat mehr als 30 Menschen verletzt

Madrid - In einer Stierkampfarena in Nordspanien ist ein Horrorszenario Wirklichkeit geworden. Ein Bulle durchbrach am Mittwochabend in der Arena von Tafalla nahe Pamplona die Absperrungen zu den Zuschauerrängen, stürmte auf die Besucher los und verletzte mehr als 30 Menschen, darunter einen zehnjährigen Jungen. Fernsehbilder zeigten Szenen von panisch kreischenden Menschen, die versuchten, sich vor dem Bullen in Sicherheit zu bringen.

32 Menschen wurden vor allem wegen Prellungen und Quetschungen in Krankenhäusern in Tafalla und Pamplona behandelt, wie die Regierung der nordspanischen Region Navarra am Donnerstag mitteilte. Noch in der Arena seien einige weitere Zuschauer mit Angstzuständen und leichten Prellungen von Ärzten versorgt worden. Drei Verletzte mussten in einem Krankenhaus in Pamplona am Donnerstag noch in Behandlung bleiben.

Der zehnjährige Junge hat eine Bauchverletzung, sein Zustand ist aber stabil. Auch eine 23-Jährige, die an einem Rückenwirbel verletzt wurde, sowie ein 47-Jähriger, den der Stier am Rücken aufgespießt hatte, blieben im Krankenhaus. Sie seien aber alle auf der Weg der Besserung, hieß es.

Der mehr als eine halbe Tonne schwere Bulle, der den Namen „Quesero“ trug, hatte gleich mehrere Absperrungen überwunden und war die Zuschauerränge hochgeklettert. Nach etwa 15 Minuten stoppten Mitarbeiter der Arena das Tier und töteten es. Schon vor dem Vorfall hatte der Stier während der Vorstellung zwei Mal versucht, die Absperrungen zu durchbrechen, wobei er sich ein Horn abbrach.

„Ich hatte Panik. Ich rannte heulend aus dem Stadion“, sagte eine Frau dem baskischen Fernsehen. Eine andere Frau sagte, sie sei in die Arena gestürzt. Die Menschen seien übereinander gestolpert. „Es war schrecklich.“ Ein Mann sagte der Zeitung „ABC“: „Alle sind verrückt geworden. Das hätte noch schlimmer ausgehen können.“ Es passiert gelegentlich, dass ein Stier die Absperrungen durchbricht, aber äußerst selten gelangt ein Tier bis in die Zuschauerränge.

Der Vorfall in der Arena von Tafalla nahe Pamplona ereignete sich nicht während eines klassischen Stierkampfes, bei dem das Tier getötet wird, sondern bei einem Wettkampf von „Recortadores“. Diese versuchen, dem Tier auszuweichen, während sie stets in seiner Nähe bleiben. Pamplona ist bekannt für sein Stiertreiben in der Altstadt, bei dem alljährlich zahlreiche Menschen verletzt und manchmal auch getötet werden.

In Spanien wird derzeit heftig über den Stierkampf debattiert, nachdem Katalonien ihn Ende Juli verboten hatte. Katalonien brach als erste spanische Region mit der jahrhundertealten Tradition. Dieser Schritt führte zu heftigen Reaktionen bei konservativen Spaniern und konservativen Parteien. In Katalonien war der klassische Stierkampf als „spanisch“ verschrien und wurde deshalb von den meisten Katalanen schon seit langem abgelehnt. AFP

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