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War es ein Wort? - Nein, eher eine Buchstabenfolge.

© Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Ein Wunder? Vielleicht.: Vom Zauber der Familie

Das Kind vergisst das Handy-Passwort. Der Vater resigniert. Die Mutter hat eine Idee - und diese Idee funktioniert. Aber lesen Sie selbst.

Wäre diese kleine, wundersame Geschichte ein Film, würde es im Abspann heißen, er beruhe auf einer wahren Begebenheit. Ja, mehr noch: Alles an ihr ist wahr. Sie trug sich genauso zu.

Die Geschichte spielt in einer Wohnung in Berlin, am Ende eines langen Schul- und Arbeitstages. Jetzt nur noch in Ruhe zu Abend essen, denkt das Ehepaar, dann die Füße hoch und ein Glas Wein trinken. Doch es hat die Rechnung ohne die Kinder gemacht. Denn das ältere von beiden hatte kurz zuvor das Passwort für das Handy des jüngeren herausgefunden und, ohne die Schwester zu fragen, deren Handy benutzt. Es ist ein Samsung Galaxy. Daraufhin wurde das jüngere Kind zornig und änderte rasch das Passwort. Es ist nicht die Pin-Nummer für die Sim-Karte, um die es geht, sondern das Passwort, das man braucht, um das Gerät zu entsperren. Kurze Zeit später der Schreck: Das Kind kann sich nicht mehr erinnern, welche Buchstabenfolge es eingegeben hat.

Nun sitzt es auf dem Sofa, probiert und probiert. „War es ein Wort?“ – „Nein, eher eine Aneinanderreihung.“ – „Wie viele Buchstaben hast du gedrückt?“ – „Ich weiß es nicht, vielleicht fünf oder sechs oder sieben.“ Der Vater beschließt: Das wird nichts. Es gibt einfach zu viele Kombinationsmöglichkeiten.

„Nein“, ruft das Kind, niemals!“

Erster Anruf bei der Telekom-Hotline. In einem fachkundigen Gespräch wird dem Mann bedauernd mitgeteilt, dass er sich an den Hersteller, Samsung, wenden muss. Adresse, Öffnungszeiten und Telefonnummer sucht der Telekom-Mitarbeiter sofort heraus. Bei Samsung heißt es, wenn das Kind eine Gmail-Adresse eingerichtet hat, könne man das Gerät darüber öffnen. Hat das Kind eine Gmail-Adresse? Wahrscheinlich nicht. Anruf bei Google in Hamburg. Die Automatenstimme sagt, dass Gmail-Adressen aus Datenschutzgründen nicht übers Telefon geklärt werden. Erneuter Anruf bei Samsung. Es geht auch ohne Gmail-Adresse, aber dann wird der gesamte Speicher des Handys gelöscht.

Das Kind weint, das andere hat ein schlechtes Gewissen. Der Vater meint: „Es hilft nichts, dann sind die Bilder, Videos und Chats eben weg.“ – „Nein“, ruft das Kind, niemals!“ Und es zählt auf, was dann alles für immer verloren ginge.

Stunden später. Die Mutter hat sich neben das Kind gesetzt. „Versuche mal, dich an den Rhythmus deiner Finger zu erinnern“, sagt sie. „Du hast ja mit zwei Fingern getippt, erst mit dem linken, dann mit dem rechten Daumen, welchen Buchstaben hast du als Erstes gedrückt?“ Das a, dann das h, dann nur noch auf der rechten Tastaturhälfte. Wenig später ist das Passwort geknackt. Es heißt „ahulio“. Wie? – Wahnsinn.

Mit dem Klischee von „männlicher Ratio“ und „weiblicher Intuition“ hat diese Geschichte nichts zu tun. Eher mit dem, was sich als Zauber der Familie bezeichnen lässt. Ein Glück, dass es das gibt.

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