zum Hauptinhalt

Panorama: Eine Aura des Unnahbaren

Die Queen besucht am Wochenende die USA

Von Markus Hesselmann

Das Büro des Gouverneurs teilt mit, wie sich das Volk zu verhalten habe: die Hand der Queen bitte nur schütteln, wenn sie sie anbietet. Die Monarchin sei als „Your Majesty“ anzusprechen, ihr Mann Prinz Philip, der Duke of Edinburgh, als „His Highness“. Kurz darauf kommt die Korrektur: Nein, den Duke of Edinburgh adressiere man als „His Royal Highness“. Auf jeden Fall bräuchten amerikanische Bürger sich nicht vor den Hoheiten zu verbeugen. Hüte und Handschuhe seien nicht Pflicht, aber durchaus gestattet, teilt die Behörde mit. Auf keinen Fall sei es statthaft, die Handschuhe in Gegenwart der Queen auszuziehen.

Die Königin kommt, die Amerikaner sind aus dem Häuschen. Queen Elizabeth II. geht in dieser Woche auf Staatsbesuch in den USA. Die Monarchin feiert das Jubiläum der ersten dauerhaften britischen Siedlung in Amerika, die Gründung von Jamestown vor 400 Jahren. Der Gouverneur des US-Bundesstaates Virginia hat sich dazu etwas Volksnahes einfallen lassen: Für den Rundgang der Queen werden hundert besonders prominente Stehplätze verlost. 20 000 Bewerbungen liegen vor. „Wir sind besonders von den Royals fasziniert, weil wir nie welche hatten und nie welche haben werden“, sagt die amerikanische Kommunikationswissenschaftlerin Cele Otnes. „Gleichzeitig erfüllen die Royals uramerikanische Träume von Luxus und Prominenz.“ Die Professorin an der Universität Illinois schreibt ein Buch über das britische Königshaus als globale Marke. Die Windsors hätten sich eine Aura des Geheimnisvollen und Unnahbaren erhalten, sagt Cele Otnes. Anders als zum Beispiel skandinavische Könige oder Prinzessinnen, „die mit dem Fahrrad durch die Nachbarschaft fahren“. Vom royalen Glanz bleibe da nicht allzu viel übrig.

Zusätzlich brachte der Oscar-Gewinner „The Queen“ der britischen Monarchin noch filmischen Glamour. „Was Robbie Williams nicht geschafft hat, das gelang der Queen: Sie hat Amerika geknackt“, schreibt die britische Zeitung „The Guardian“. Der Film förderte in den USA zum Beispiel den Absatz britischer Barbour-Jacken, bevorzugte Ausflugskleidung der Königin. Geschickt arbeiten die PR-Berater der Windsors weiter am dezenten Pop-Image ihrer Chefin: Sie gaben bei der amerikanischen Fotografin Annie Leibovitz vier Queen-Porträts in Auftrag. Leibovitz, sonst eher auf Rockstars und Schauspieler spezialisiert, durfte die Fotos im Buckingham Palace aufnehmen. Das Königshaus ist wieder angesagt. Zehn Jahre nach Dianas Tod scheint die Imagekrise der Royals endgültig überstanden.

Hilfreich ist auch die besondere, fast familiäre Beziehung, die Amerika zum britischen Königshaus hat: „Die Hälfte von uns stammt ja von britischen Siedlern ab“, sagt die Royals-Forscherin Otnes. Und darum vor allem geht es bei diesem Besuch. Am 13. Mai 1607 landeten hundert Briten an der Küste von Virginia. Sie kamen, um Gold zu suchen, doch ihr Wohlstand gründete sich später auf Tabakplantagen. In den Docklands in London war in den vergangenen Monaten eine Ausstellung über Jamestown zu sehen. Sie setzt sich auch mit dem Schicksal der Indianer auseinander, deren Kultur durch die Siedlungen zerstört wurde. Von der Königin wird erwartet, dass sie sich auch zu diesem Thema sowie zum Sklavenhandel der folgenden Jahrhunderte äußert.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false