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Eine Frage der Beziehung. Eine MEA-Maschine über Beirut.

© REUTERS

Eine verwickelte Geschichte: Papa hilft gerne

Der Sohn des irakischen Transportministers verpasst auf dem Flughafen Beirut seine Maschine nach Bagdad und wird ganz wütend – dann passiert etwas Ungewöhnliches. Ein Anruf und seine Folgen.

Sie haben ihn überall gesucht – in der Vip-Lounge und auf den Gängen des Terminals. Mehrmals haben sie über die Lautsprecher des Beiruter Rafik-Hariri-Flughafens per „dringendem Aufruf“ nach ihm gefahndet. Doch Mahdi al-Ameri, Sohn des irakischen Transportministers Hadi al-Ameri, blieb wie vom Erdboden verschluckt. Erst nachdem der Airbus 320 der libanesischen Staatslinie „Middle East Airlines“ (MEA) am Donnerstag um 12.52 Uhr in Richtung Bagdad abgehoben hatte, tauchte der Gesuchte wutschnaubend am Gate auf. „Ich werde dafür sorgen, dass das Flugzeug nicht in Bagdad landen darf“, tobte er gegenüber dem entsetzten Bodenpersonal. 20 Minuten später, so gab das MEA Management später in einer Erklärung bekannt, erhielt der Kapitän im Cockpit die Nachricht, ohne den Ministersprössling an Bord erhalte das Flugzeug keine Landeerlaubnis in der irakischen Hauptstadt

Und wer hat da gelogen?

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Also machte Flug ME 322 kehrt, jettete zurück nach Beirut, wo der Flug dann gestrichen wurde – auf ausdrückliche Anordnung des libanesischen Transportministers Ghazi Zeaiter, der in Bagdad Protest einlegte und eine offizielle Entschuldigung verlangte. Leidtragende waren die übrigen 71 Passagiere, die sich neue Tickets kaufen mussten. 21 buchten noch in der Nacht zu Freitag auf Iraqi Airways, die übrigen 50 entschieden sich für einen zweiten Versuch mit MEA am Freitag. Dessen Vorstandschef geißelte das Benehmen der irakischen Seite als „puren Nepotismus“ und erklärte, durch diesen „verstörenden Vorfall“ sei der Flugplan durcheinandergeraten und dem Unternehmen ein finanzieller Schaden entstanden.

Um die diplomatischen Wogen zu glätten, ließ Iraks Ministerpräsident Nuri al-Maliki bereits Stunden später verkünden, alle in diese Affäre Verwickelten würden gefeuert und bestraft. Am Freitag früh drangen ihm persönlich unterstellte Spezialkräfte dann in die Flughafenverwaltung ein und verhafteten den Vizemanager Samer Kibbeh, der angeblich die Landeblockade verfügt haben soll. „So ein Verhalten ist falsch und schadet dem Prestige des Irak“, ließ Maliki erklären, ohne allerdings die genaue Rolle Kibbehs in dieser Luftfahrtposse aufzuklären. Denn Ministervater Hadi al-Ameri gehört zu den engsten politischen Verbündeten des umstrittenen Regierungschefs. Er war Chef der vom Iran finanzierten Badr-Milizen. Den USA ist er schon lange ein Dorn im Auge, weil er iranische Cargo-Flugzeuge mit Waffen für Syriens Diktator Baschar al Assad nach wie vor ungehindert durch den irakischen Luftraum passieren lässt.

Viele fühlen sich an die Eskapaden der Söhne von Saddam Hussein erinnert

Das Ganze sei eine Lüge, er würde ein solches Benehmen niemals billigen, auch sei sein Sohn gar nicht auf dem genannten Flug gebucht gewesen, ließ der schiitische Hardliner durch seinen Sprecher behaupten. Vielmehr seien alle Fluggesellschaften rechtzeitig informiert worden, dass am Donnerstag ab 9 Uhr früh „Reinigungsoperationen durchgeführt würden“ und der Airport gesperrt werden müsse. Der MEA-Airbus sei dennoch losgeflogen, so dass man den Piloten habe bitten müssen umzukehren.

Mitarbeiter des Flughafens dagegen versicherten gegenüber Reuters, der Betrieb sei den ganzen Tag über mit 30 Landungen normal gewesen, abgesehen von der Maschine aus Beirut. Und so löste das Herrenreiter-Benehmen des Ministersohnes auf Twitter und Facebook eine regelrechte Springflut an beißenden Kommentaren aus. Viele fühlen sich sogar an die Eskapaden von Saddam Husseins Söhnen Udei und Qusei erinnert. „Es kommt mir vor, als seien Udei und sein Vater wieder von den Toten auferstanden“, twitterte eine junge Irakerin.

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