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Sheryl Sandberg, Facebook-Geschäftsführerin, setzt sich vehement dafür ein, dass Frauen in Silicon Valley Karriere machen können.

© dpa

Einfrieren von Eizellen: Warum Apple und Facebook das "egg freezing" finanzieren

Apple und Facebook bezahlen Mitarbeiterinnen das Einfrieren ihrer Eizellen, damit sie mehr arbeiten. Silikon Valley geht immer ungewöhnlichere Wege, um Frauen Karrieren zu ermöglichen. Aber es gibt auch Kritik.

Für die Karriere legen manche die Familienplanung auf Eis. Doch im Silicon Valley geht man einen Schritt weiter: Facebook und Apple zahlen ihren Mitarbeiterinnen das Einfrieren ihrer Eizellen. Junge Frauen sollen später Kinder kriegen und sich vorher auf die Karriere konzentrieren.

Die Hightech-Riesen an der Pazifikküste waren immer schon bemüht, ihre Arbeitsplätze attraktiv zu machen: Per Tretroller durch bunte Flure, Bio-Essen in der Kantine, die Kita im Erdgeschoss und ein eigenes Fitnessstudio samt Masseur. Konzerne bieten seit Jahren immer mehr Vergünstigungen, um kreative Köpfe nicht nur anzulocken, sondern tagsüber auch länger im Büro zu halten. Der Wagen muss in die Werkstatt? Google kümmert sich drum. Die Wäsche muss gewaschen werden? Facebook macht das.

Doch mit dem neuesten Angebot betritt die Branche Neuland. Eizellen einzufrieren ist zwar schon seit mehr als einem Jahrzehnt möglich. Doch wurde die aufwendige Technologie für Krebspatientinnen entwickelt, denen durch eine Chemotherapie die Unfruchtbarkeit drohte. Erst seit zwei Jahren hat die US-Zulassungsbehörde das Einfrieren von Eizellen offiziell aus dem experimentellen Stadium genommen – seither wird die Technik beworben wie Kopfschmerztabletten und Schönheitsoperationen, unter anderem mit Postern in New Yorks U-Bahn. Der US-Ärzteverband schätzt, dass bisher rund 2000 Babys aus eingefrorenen Eizellen geboren wurden. Diese Zahl dürfte dramatisch steigen, wenn die Prozedur künftig nicht mehr aus medizinischer Not, sondern aus sozialen Gründen durchgeführt wird.

Setzt das Angebot Frauen unter Druck?

Für die Firmen im Silicon Valley scheint das kostenlose „egg freezing“ indes nur der jüngste Schritt in einer langfristigen Strategie zu sein. Nachdem die Industrie jahrelang für ihre Männerdominanz kritisiert wurde, bemüht sie sich immer mehr um Frauen am Arbeitsplatz. Aus gutem Grund: Eine Studie des Pew Research Center hat gerade gezeigt, dass Mädchen und Frauen das Internet und die sozialen Netzwerke intensiver nutzen und Trends bestimmen – solches Potenzial am Arbeitsplatz zu nutzen ist da nur naheliegend.

Doch mit dem großzügigen Angebot, die Familienplanung zu finanzieren – die IT-Riesen zahlen bis zu 20 000 Dollar für die Prozedur –, werfen Facebook und Apple auch kritische Fragen auf: Denn die Initiative könnte Frauen unter Druck setzen. Wer seine Eizellen nicht einfriert und sich auf einen späteren Start ins Familienleben einlässt, könnte als karrierescheu abgewiesen werden und keinen Zugang mehr zu Führungspositionen bekommen.

Andererseits ist es nicht Schuld der Unternehmen, dass die fruchtbarsten Jahre einer Frau ausgerechnet in die Zeit fallen, in der frühe und wichtige Karriereentscheidungen getroffen werden. Bei Apple wolle man Frauen ermöglichen, Familie und Beruf nach eigenen Vorstellungen zu koordinieren, heißt es aus dem Konzern. Das gilt nicht nur für Frauen, die sich auf eine spätere Schwangerschaft einlassen, sondern auch für Mitarbeiterinnen, die etwa zur Geburt eines Kindes einen Baby-Bonus ausbezahlt bekommen. Auch ein verlängerter Mutterschutz findet unter den Hightech-Unternehmen Unterstützer.

Yahoo-Chefin Marissa Mayer hat den Mutterschutz für ihre Mitarbeiterinnen gerade auf sechzehn Wochen verdoppelt. Sie selbst nahm sich nach der Geburt ihres Sohnes nur zwei Wochen Zeit und meldete sich dann im Büro zurück, wo sie aber zwischenzeitlich ein eigenes Kinderzimmer hatte anbauen lassen. Auf solchen Luxus können die meisten Frauen am Arbeitsplatz nicht zurückgreifen. Auch Facebook-Chefin Sheryl Sandberg wurde jüngst für ihr Buch „Lean in“ kritisiert, indem sie sich mit der Balance zwischen Arbeit und Familie befasst. Die millionenschweren Spitzenkräfte, so die Kritik, hätten nicht mit den Probleme zu kämpfen, die normale Mütter im Alltag hätten.

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