zum Hauptinhalt

Eingestürzte Eishalle: Staatsanwälte ermitteln in Reichenhall

Nach dem Einsturz der Eissporthalle in Bad Reichenhall mit mindestens elf Toten ist die Ursache für das Unglück weiterhin unklar. Gab es Versäumnisse? Die Staatsanwaltschaft Traunstein ermittelt.

Bad Reichenhall - Nach dem verheerenden Einsturz der Eissporthalle in Bad Reichenhall schwindet die Hoffnung, in dem Trümmerberg noch Überlebende zu finden. Bei grellem Scheinwerferlicht und Schneefall begann am späten Abend eine Spezialfirma, das einsturzgefährdete Hallendach abzutragen. Danach sollten gut 100 Rettungskräfte ihre Suche wieder aufnehmen. Drei Kinder im Alter zwischen 12 und 16 Jahren sowie eine 40 Jahre alte Frau wurden noch vermisst. «Wir geben nicht auf, bis auch die letzte Person gerettet beziehungsweise geborgen wurde», sagte Kreisbrandrat Rudi Zeif.

Bis Dienstagnachmittag bargen die Hilfskräfte elf Tote aus der völlig zerstörten Halle, dann mussten sie die Arbeiten wegen Einsturzgefahr zeitweise abbrechen. Die meisten Todesopfer sind Kinder oder Jugendliche, die beim Freizeitsport überrascht wurden. Vor dem Unglück war ungewöhnlich nasser und schwerer Schnee gefallen.

Zwar wurde die Belastung des Daches kurz vor dem Kollaps überprüft, dennoch gab es Spekulationen über Versäumnisse der Behörden. Die Staatsanwaltschaft Traunstein ermittelt wegen fahrlässiger Tötung. Der Direktor der Fakultät Bauingenieurwesen der Ruhr-Universität Bochum, Reinhard Bergmann, betonte in einem dpa- Gespräch: «Für das Unglück in Bad Reichenhall gibt es aus meiner Sicht als Erklärung nur mangelnde Wartung.»

Mit schwerem Räumgerät und Kränen, aber auch bloßen Händen versuchten hunderte Helfer am Dienstag, an die Verschütteten heranzukommen. Eine Außenwand wurde unter dem Druck der Trümmer weggedrückt, Statiker mussten immer wieder die Gefahr für die Retter beurteilen. «Es wäre nicht zu verantworten, dass weiter Rettungskräfte hineingehen und nach Vermissten suchen», teilte Landrat Georg Grabner schließlich am Nachmittag mit. Kreisbrandrat Zeif sagte, es gebe immer noch eine geringe Hoffnung, dass jemand auf dem kalten Eis überlebt haben könnte.

Die Staatsanwaltschaft ordnete unterdessen ein Obduktion der Leichen an. Zudem begannen die Ermittler, Unterlagen und Pläne sicherzustellen. Sie sollten Sachverständigen zur Erstellung von Gutachten zur Verfügung gestellt werden. Es sei nicht mit einem raschen Ergebnis zu rechnen, sagte der leitende Oberstaatsanwalt Helmut Vordermeier. «Wir stehen mit unserer Arbeit am Anfang.»

In einer Grundschule betreuten Spezialisten des Malteser Hilfsdienstes und des Arbeiter-Samariter-Bundes Angehörige der Opfer. «Es geht um menschlichen Beistand», sagte Malteser-Sprecher Peter Volk. Die Kriseninterventionsteams begleiteten Eltern zur Identifizierung ihrer toten Kinder und waren dabei, wenn die Polizei eine Todesnachricht überbringen musste. Am Dienstag in einer Woche soll es in Bad Reichenhall einen Trauergottesdienst von Freistaat, Landkreis und der Stadt geben.

Unter den Toten waren viele Kinder und Jugendliche, die am Montag die Schulferien für einen Nachmittag auf dem Eis nutzen wollten. Darunter sind zwei Jungen und vier Mädchen zwischen neun und zwölf Jahren, zwei Jugendliche sowie eine etwa 35-jährige Mutter. 34 Menschen wurden verletzt, 18 von ihnen kamen ins Krankenhaus.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sagte in Berlin: «Das grausame Schicksal, das insbesondere Kinder und junge Menschen erlitten haben, die einen unbeschwerten Ferientag mit ihren Familienangehörigen verleben wollten, bewegt mich und bewegt uns alle in ganz besonderer Weise.» Der bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) sagte beim Besuch des Unglücksortes: «Jetzt ist nicht die Frage, wer Verantwortung trägt.» Das werde «morgen oder übermorgen» Thema sein.

Auch andernorts stürzten unter der Schneelast Dächer ein, verletzt wurde aber niemand. Die Stadt Rosenheim sperrte vorsorglich eine Eishalle und eine Sporthalle. Aus Sorge um einen Einsturz der Bahnsteigüberdachung am Bahnhof wurde in Traunstein der Zugverkehr vorübergehend eingestellt, das Dach wurde abgestützt und freigeschaufelt. (tso/dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false