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Interieur

© ddp

Einraumwohnung: Ein und alles

Stelle ich den Fernseher ins Wohn- oder ins Schlafzimmer? Soll das Bild ins Gästezimmer? Diese Fragen können ihnen egal sein: Fünf kleine Porträts von Menschen mit Einraumwohnung.

Olaf Heine, 37, Werbe- und Musikfotograf mit eigenem Studio in einem Kreuzberger Loft, 200 m2

„Ich habe jahrelang aus dem Koffer gelebt, bin den Musikern, die ich fotografiert habe, hinterhergereist“, sagt Heine. Seit 2001 hat er sein eigenes Loftstudio. Hier hat er auch schon viele Stars fotografiert, wie Til Schweiger oder Heike Makatsch. „Oft arbeiten wir bis spät in die Nacht und sitzen danach noch zusammen“, erzählt er. Die Möbel aus Holz und Leder ließ er anfertigen. „Ich wollte eine warme Atmosphäre schaffen.“ Inzwischen wohnt er mit seiner Freundin in einer richtigen Wohnung in Prenzlauer Berg – mit Türen und Wänden. „In einem Raum hat man einfach keine Rückzugsmöglichkeiten, egal wie groß er ist.“

Lena Junker, 26, aus Kreuzberg macht PR für einen Verlag, 13 m2

„Als ich eingezogen bin, kam mir die Wohnung riesig vor“, sagt Lena Junker. Als Studentin hatte sie im englischen Brighton auf fünf Quadratmetern gelebt, sich mit zwölf Leuten ein Bad geteilt. Jetzt zahlt sie viel weniger. Skier, Koffer und Winterklamotten lagern aus Platzmangel allerdings bei ihrer Mutter in Zehlendorf. „Ich mag meine Wohnung vor allem im Sommer, denn ich habe einen großen Balkon“, sagt sie.

Musikprofessor Diether de la Motte, 79, lebt in einem Seniorendomizil in Charlottenburg, 21 m2

„45 Jahre lang hatte ich einen Graupapagei. Der hieß Coco und war musikalischer als ich“, sagt der renommierte Musiktheoretiker und Komponist. Nach einem Schlaganfall musste er seine Wiener Vierzimmerwohnung aufgeben, Coco musste er weggeben, viele Sachen verkaufen. Lange lebten er und seine Frau, eine Musikprofessorin, aus Berufsgründen in verschiedenen Städten. Jetzt zog de la Motte in ihre Nähe, ins Wilhelm-Stift nach Berlin. Sein Bechstein-Flügel war zu groß für das Zimmer – jetzt steht er in einem Saal der Wohnanlage. „Ein Konzert habe ich hier schon gegeben“, sagt er und lächelt. „Alle meine Lieblingssachen sind hier. Und ich bin nie einsam.“

Irene Aparici, 38, Grafikdesignerin aus Prenzlauer Berg, 35 m2

„Zum Glück koche ich selten“, sagt Irene Aparici. Deshalb stört es die Spanierin nicht, dass ihr Schlafzimmer gleichzeitig Küche ist. Nach vier Jahren in der Gaudystraße zieht sie jetzt aus. Oft hätte sie gerne ein Zimmer mehr gehabt: „Als meine Eltern zu Besuch kamen, habe ich im Flur geschlafen, weil mein Vater so laut geschnarcht hat“, erzählt sie. Der Platz habe ihr aber immer gereicht. Denn bei der Ankunft in Deutschland hatte sie keine Möbel. „In Spanien mietet man alles möbliert. Als ich die leeren Räume sah, war ich geschockt.“ Dann fand sie dieses Zimmer mit Einbauküche – und war erleichtert.Obwohl sie so selten kocht.

Ben Müller, 27, Friseur und Azubi zum Make-Up-Artist aus Prenzlauer Berg, 16 m2

„Ich habe schon mit 15 davon geträumt, einmal nur in Rot-Weiß eingerichtet zu sein“, sagt Ben Müller. In seiner Erdgeschosswohnung in einem Hinterhof der Stargarder Straße hat er sich diesen Traum erfüllt. Viereinhalb Jahre wohnt er jetzt hier – und in dieser Zeit hat sich einiges angesammelt. „Zum Geburtstag bekomme ich oft etwas Rot-Weißes geschenkt.“ Eine Salatschüssel und ein weißes Service mit roten Herzchen waren die letzten Neuzugänge. Warum er ausgerechnet diese Farben liebt, weiß er selbst nicht. „In meinem alten WG-Zimmer hatte ich Vorhänge in Orange-Rosa, die mal ziemlich teuer waren. Deshalb wollte meine Mutter, dass ich die mitnehme – aber sie passten ja nicht mehr.“ Der Sohn hat sich durchgesetzt. Und für die Küche hat seine Mutter ihm sogar noch rote Vorhänge gehäkelt.

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