zum Hauptinhalt
bagger stadtarchiv köln

© dpa

Einsturz des Stadtarchivs: Suche nach Vermissten in Köln verzögert sich

Die Suche nach zwei vermutlich unter den Trümmern des Kölner Stadtarchivs Verschütteten kann erst in der Nacht zu Freitag beginnen. Die Hoffnung, die beiden lebend zu finden, sinkt damit weiter.

Nach dem Einsturz des Kölner Stadtarchivs soll an der Unglücksstelle frühestens am Donnerstagabend mit der Suche nach Verschütteten begonnen werden. Für die beiden Vermissten gibt es allerdings kaum noch Hoffnung. Mit Baggern und anderem schweren Gerät mussten die Rettungskräfte zunächst ganze Hausruinen einreißen und Hohlräume im Boden auffüllen, um einen neuen Erdrutsch zu verhindern.

Suche nach Vermissten kann erst in der Nacht beginnen

Für die beiden Vermissten nach dem Einsturz des Kölner Stadtarchivs gibt es kaum noch Hoffnung. An der Unglücksstelle sollte frühestens in der Nacht zum Freitag mit der Suche nach Verschütteten begonnen werden. Mit Baggern und anderem schweren Gerät mussten die Rettungskräfte zunächst ganze Hausruinen einreißen und Hohlräume im Boden auffüllen, um einen neuen Erdrutsch zu verhindern. "Die Bagger arbeiten sich nur sehr langsam vor", sagte am Abend ein Feuerwehrsprecher.

Die Familie eines der beiden Vermissten teilte mit, dass sich der 23-jährige Designstudent zum Unglückszeitpunkt wohl in seiner Wohnung in einem der ebenfalls eingestürzten Nachbarhäuser aufgehalten habe. Er hatte sich zuvor bei seiner Praktikumsstelle krankgemeldet und wollte sich zu Hause auskurieren. "Von diesem Zeitpunkt an fehlt von Khalil jedes Lebenszeichen. Wir als Khalils Familie und viele seiner Freunde bangen um Khalils Leben und hoffen, dass er vielleicht doch lebend geborgen werden kann", schrieb die Familie.

Am Nachmittag verdichteten sich Hinweise, dass die beiden Vermissten sich unter den Trümmern befinden. Nach WDR-Informationen wurde in dem Schutthaufen das Mobiltelefon eines der Männer geortet.

Experte: Tunnelbau "normalerweise sehr sicher"

Obwohl der Bau der Kölner U-Bahn möglicherweise die Ursache für den Einsturz des Stadtarchivs ist, hat sich Oberbürgermeister Fritz Schramma (CDU) für eine Fertigstellung ausgesprochen. "Am Ende muss die U-Bahn so fertiggestellt werden, wie sie geplant war", sagte Schramma am Donnerstag an der Unglücksstelle.

Allerdings plädierte er für eine "temporäre Atempause". Die Kölner Verkehrsbetriebe und die Bauunternehmen müssten den Bau nun erst einmal unterbrechen und alle Gefahrenpunkte noch einmal durchgehen. Die Verkehrsbetriebe und die Bauunternehmen müssten hier unverzüglich tätig werden, da die Bevölkerung verständlicherweise beunruhigt sei, mahnte Schramma.

schramma rüttgers köln
Kölns Oberbrügermeister Frank Schramma (links) und Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (beide CDU) machen sich ein Bild der Lage. -

© dpa

Mehrere Experten wiesen darauf hin, dass ein Unglück wie in Köln höchst unwahrscheinlich sei. So sagte der Tunnelbau-Experte Professor Bernhard Steinauer: "Der Tunnelbau ist eine sehr sichere Sache. Normalerweise kann da nichts passieren." Die Statik werde permanent neu berechnet, ständig gebe es Kontrollen. Bei einem Unglück wie dem in Köln müssten schon "sehr viele Zufälle und ungünstige Situationen" zusammenkommen. Der Einsturz könne aber kein Grund sein, den U-Bahn-Bau in Köln zu stoppen.

Schramma verspricht Hilfe für die Anwohner

Den Anwohnern, die ihre Wohnungen wegen Einsturzgefahr verlassen mussten, sagte Schramma unbürokratische Hilfe zu. "Wir können die Leute jetzt nicht mit bürokratischem Gedöns aufhalten, dass sie tausend Anträge stellen müssen", sagte er. Wer seine Wohnung verloren habe, werde erst einmal in einer anderen untergebracht, und die Stadt trete in Vorfinanzierung.

Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU), der sich am Donnerstag die Unglücksstelle ansah, kündigte an, dass die Landesbehörden zusammen mit den Kommunen die Sicherheit sämtlicher Archive untersuchen würden. Es gebe eine "Verpflichtung gegenüber der nächsten Generation, das kulturelle Erbe, das wir übernommen haben, zu erhalten", sagte Rüttgers.

Zum Schutz der verschütteten Schätze des Kölner Stadtarchivs will die Feuerwehr eine provisorische Dachkonstruktion über den Trümmern aufbauen. Sie werde aus Blechen und Planen bestehen und die Dokumente hoffentlich vor Regen schützen, sagte der Direktor der Kölner Feuerwehr, Stephan Neuhoff.
(jnb/dpa/ddp)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false