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Eishallen-Einsturz: Nebenkläger fordert Freispruch für die Angeklagten

Die Verteidiger der angeklagten Ingenieure und Architekten haben im Prozess um den Einsturz der Eissporthalle von Bad Reichenhall Freispruch gefordert. Auch ein Nebenkläger fordert, die Angeklagten freizulassen und macht die Stadt für das Unglück verantwortlich.

Im Prozess um den Einsturz der Eissporthalle von Bad Reichenhall in Bayern haben die Verteidiger Freisprüche für die drei angeklagten Ingenieure und Architekten gefordert. Das Verfahren habe die Vorwürfe der Anklagebehörde nicht erwiesen, sagten die Rechtsanwälte am Montag in ihren mehrstündigen Plädoyers vor dem Traunsteiner Landgericht. Zuvor hatte einer der Nebenkläger - er verlor bei der Katastrophe seine Frau - den Verantwortlichen der Stadt vorgeworfen, die eigentlich Schuldigen am Einsturz zu sein und von Misswirtschaft und Schlamperei gesprochen. "Schicken Sie diese Angeklagten nach Hause", appellierte er an das Gericht.

Am 2. Januar 2006 waren beim Einsturz der Eissporthalle 15 Menschen ums Leben gekommen. Seit mehr als neun Monaten müssen sich drei Ingenieure und Architekten im Alter zwischen 55 und 68 Jahren wegen fahrlässiger Tötung vor Gericht verantworten. Die Staatsanwälte sahen die drei Männer der fahrlässigen Tötung für schuldig an und verlangten Bewährungsstrafen bis zu eineinhalb Jahren beziehungsweise eine Geldstrafe von 54.000 Euro.

Verteidiger: Stadtverwaltung hat Einsturz zu verantworten

Der Verteidiger des Bauingenieurs (68), der das riesige Hallendach Anfang der 70er Jahre konstruiert hatte, erneuerte seine Vorwürfe gegen die Beamten der Stadtverwaltung. "Es wurde viel vertuscht und gemauschelt", sagte Anwalt Harald Baumgärtl. "Der Einsturz wäre vermeidbar gewesen, wenn die Stadt pfleglicher und sorgsamer mit der Halle umgegangen wäre." Sein Mandant habe hingegen keine Fehler bei der statischen Berechnung des Hallendaches begangen.

Auch die beiden Verteidiger des Architekten, der an der Bauüberwachung beteiligt war, verlangten Freispruch für ihren 64 Jahre alten Mandanten. Sie gaben sich überzeugt, dass eine geprüfte Statik für das Gebäude existiert haben müsse. Dem Architekten sei nicht anzulasten, dass er nicht nach der Prüfstatik gesucht hatte. Das Fehlen dieses wichtigen Dokumentes spielt in dem Prozess eine zentrale Rolle.

Nebenkläger fordert Freiheit für die Angeklagten

Im Gegensatz zu dem meisten anderen Angehörigen, die bei der Katastrophe ihre Kinder oder Ehefrauen verloren, forderte Nebenkläger Robert Schromm Freisprüche für die Ingenieure und den Architekten. Seine Frau sei "von Misswirtschaft und Schlamperei" erschlagen worden. "Bad Reichenhall ist ein Symbol für den streckenweise ruinösen Zustand der Republik", sagte Schromm, der seine beim Einsturz schwer verletzte kleine Tochter seit dem Unglück alleine großzieht. Die Staatsanwaltschaft habe nur deshalb keine Mitarbeiter der Stadt auf die Anklagebank gebracht, weil dann konsequenterweise in ganz Deutschland Milliarden für Gutachten und Sanierungsmaßnahmen maroder städtischer Gebäude aufgewendet werden müssten, so Schromm. (jg/dpa)

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