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Elfenbeinküste: Die Wut über den Giftmüll kocht über

In der Elfenbeinküste wächst angesichts des Gilftmüllskandals mit bisher acht Toten die Angst. Lastwagen wurden gewaltsam angehalten und angezündet. Die Regierung will die Abfälle nun nach Europa zurück bringen lassen.

Abidjan - Es genügt in diesen Tagen in der westafrikanischen Metropole Abidjan das Gerücht, ein Lastwagen ströme seltsame Gerüche aus - schon wird sein Fahrer angegriffen, das Fahrzeug angezündet. Seit über einem Monat wird die Wirtschaftskapitale der Elfenbeinküste von einem Giftmüllskandal erschüttert: Acht Tote, 69 Menschen in Krankenhäusern und 80.000 Untersuchungen in medizinischen Zentren sind die Folge. Die Menschen sind wütend, und gelegentlich kocht die Wut über. In den Armenvierteln der Stadt, in denen der Giftmüll auf etwa 15 Deponien abgeladen wurde, spielen sich seitdem immer wieder Racheszenen am hellichten Tag ab.

Das Hauptziel sind Lkw und Tankwagen, welche die Abfälle angeblich transportiert und abgeladen haben. Zwei dieser Vorfälle ereigneten sich am Montag in Abobo, einem Arbeiterviertel im Norden Abidjans. Die Fahrer wurden nach Zeitungsberichten aus ihren Lastwagen gezerrt, die Fahrzeuge dann angezündet.

"Ich habe meine Garage gegen 13.00 Uhr verlassen», berichtet in der Zeitung "Le Patriote" Hamadou Bangoura, einer der Lkw-Besitzer. Der Wagen sei dann auf der Straße stecken geblieben. "Ich versuchte gerade, da irgendwie wieder herauszukommen, als ich plötzlich überall um mich herum Funken hörte." Der Mob sei auf ihn zu gekommen und habe gerufen: "Da ist jemand im Wagen! Er hat Giftmüll geladen." Proteste Bangouras nützten nichts - die Menge schlug die Scheiben des Wagens ein und setzte ihn in Brand.

Toilettenabfälle für Giftmüll gehalten

Am selben Tag kam es im gleichen Viertel zu einem weiteren Überfall. Als ein Lastwagen vorbeifuhr, habe es stark nach einer Mischung aus Knoblauch, Zwiebeln und Benzin gerochen, berichteten Augenzeugen. Sofort sei der Wagen angegriffen worden. "Junge Protestierer haben den Fahrer und seinen Beifahrer aus dem Lkw gezerrt", berichtet Toussaint Sehoue Guehi, Geschäftsführer eines kleinen Mobilfunkladens. Anschließend sei der Lastwagen nur zehn Meter von seinem Geschäft entfernt zerstört worden. Ein anderer Zeuge berichtet, der LKW habe die Abwässer aus öffentlichen Toiletten transportiert. Die Angreifer hätten den "seltsamen" Geruch irrtümlich für den von Giftmüll gehalten.

Die Regierung hat inzwischen auf diese Art, offene Rechnungen zu begleichen, reagiert. In einer breit angelegten Informationskampagne bittet sie darum, verdächtige Lastwagen zu melden. Zudem hat die Regierung Schutzmaßnahmen für ihre eigenen Fahrzeuge angekündigt.

Regierungstransporte werden bewacht

In den kommenden Tagen wird das französische Unternehmen Tredi mit der Beseitigung des Giftmülls von den verseuchten Müllkippen beginnen. Die Abfälle sollen in spezielle Lagerhäuser gebracht werden, um sie von dort nach Europa zu verschiffen. Die Transporte sollen von einer Spezialeinheit der Polizei und einem privaten Sicherheitsunternehmen eskortiert werden. Anwohner der Lagerhäuser hat die Regierung zur Ruhe aufgerufen, es bestehe keinerlei Gefahr für sie.

Ein griechisches Schiff, das am 19. August in Abidjan anlegte, hatte den Giftmüll an die Elfenbeinküste gebracht. Dort wurde der Müll von einer ivorischen Firma auf etwa 15 Müllkippen der Wirtschaftsmetropole entladen- ohne Rücksicht auf die Gesundheit der Menschen, die dort lebten. (tso/AFP)

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