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Panorama: Entführter Millionär frei

Elektrokonzern-Erbe wurde im Park ausgesetzt

Die Erleichterung ist groß in einer der reichsten Familien Schwedens: Der entführte Millionärssohn Fabian Bengtsson ist nach 17 Tagen völliger Ungewissheit lebend gefunden wurden. Der Erbe des mit dem deutschen Media Markt vergleichbaren Elektrohandelskonzerns Siba wurde am Donnerstagmorgen von zwei Joggern auf einer Parkbank in Göteborg aufgefunden – nach deren Angaben in einem apathischen und übernächtigten Zustand: „Ich dachte zuerst, er wäre ein Betrunkener und wollte nicht anhalten.“

Der 32-jährige Bengtsson soll die ganze Zeit über in der Nähe Göteborgs festgehalten worden sein, wahrscheinlich in einem Ferienhaus oder einer Vorortwohnung. Mehrere Personen hatten den jungen Manager am Morgen des 17. Januar aufgelauert und ihn verschleppt.

Über die Homepage ihres Unternehmens und das Fernsehen hatten die Eltern an die Entführer appelliert, ihren Sohn freizulassen – koste es was es wolle. Nach unbestätigten Medienberichten wurde eine Lösegeldsumme von rund einer Million Euro am Mittwoch bezahlt. Allerdings wollte die Polizei diese Meldungen zunächst nicht kommentieren und behauptet nun, dass kein Lösegeld gezahlt wurde.

Vermutlich hatte die Familie seit einigen Tagen regelmäßig Kontakt zu den Entführern – über eine spezielle Telefonleitung, mit der es nicht möglich gewesen sein soll, den Aufenthaltsort eines Anrufers zu ermitteln. Experten hatten Fabian Bengtssons Eltern vor Alleingängen gewarnt, weil es durchaus möglich sei, dass es sich bei den Anrufern nicht um die Entführer handeln könnte, sondern um Trittbrettfahrer, die Geld abkassieren wollten.

„Ihm geht es gut, in jedem Falle hat er keine äußerlichen Schäden“, sagte Sven Ahlbin von der Göteborger Polizei in einer Pressekonferenz. „Jetzt können wir in dem Fall endlich weitergehen“, sagte Fahndungsleiter Klas Friberg, für den das bloße Überleben Bengtssons bisher oberste Priorität hatte. „Nachdem er nun frei ist, haben wir radikal veränderte Handlungsmöglichkeiten“, fügte Ahlbin hinzu. Die Polizei, die nach eigenen Angaben noch keine Verdächtigen identifiziert hat, konzentriere sich nun voll auf die Fahndung nach den Kidnappern.

Der gesamte Park wurde zwecks Spurensicherung abgesperrt. Laut Staatsanwalt Peter Larsson konnte Bengtsson schon mit einigen „entscheidenden“ Informationen über die Entführer helfen. Die Polizei nimmt an, dass die Täter zwar vorbestraft, aber keine Profis sind.

André Anwar[Göteborg]

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