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Entführungsfall Maddie: Polizei beginnt Suche nach Maddies „Fundort“

Die Eltern der vermissten Maddie sind bestürzt wegen eines Todes-Berichtes über ihre Tochter.

In strömendem Regen haben portugiesische Polizisten am Donnerstag in einem unwegsamen Gelände im hügeligen Hinterland der portugiesischen Algarveküste nach Madeleine gesucht. In einem anonymen Brief, der am Mittwoch bei der niederländischen Zeitung „Telegraaf“ eingetroffen war, war behauptet worden, dass Madeleine tot sei. Und es war ein „möglicher Fundort“ des Leichnams angegeben worden. Dem Schreiben beigefügt waren fotokopierte Landkarten, auf denen eine Stelle in der Nähe des Dorfes Odiaxere nördlich von Lagos markiert war. Doch die Polizei, die mit Hunden die wild bewachsene Gegend durchkämmte, fand zunächst nichts.

Der angezeigte Ort liegt rund 15 Kilometer von dem Ferienküstendorf Praia da Luz, an der westlichen Algarve, entfernt. Jener Ort, in dem die vierjährige Madeleine mit ihren britischen Eltern Urlaub machte. Vor sechs Wochen, am Abend des 3. Mai, wurde „Maddie“ aus dem Hotelzimmer verschleppt, während ihre Eltern zu Abend aßen. In dem anonymen Brief, den Portugals Kripo als „vage“ bezeichnete, hieß es, dass Madeleines Körper nur wenige Meter von einer Straße entfernt, unter Bäumen und Felsen verborgen, vergraben liege.

Die Eltern Madeleines, die eine europaweite Öffentlichkeitskampagne angeleiert haben, um ihre Tochter zu finden, kritisierten derweil die Veröffentlichung des Briefes als „grausam“. Das Schreiben sei publiziert worden, ohne dessen Glaubwürdigkeit ausreichend zu überprüfen.

Auch die Suche nach dem vermissten 69-jährigen deutschen Urlauber Karl K. aus Essen beschäftigt weiter die portugiesische Polizei. Der Tourist, der mit seiner Frau Rita und einem befreundeten Paar Ferien an der östlichen Algarve machte, verschwand vor sechs Tagen auf mysteriöse Weise während eines Spazierganges. Nachdem die tagelange und groß angelegte Suche in der Umgebung des Algarvedorfes Alcoutim keine Hinweise auf das Schicksal des Mannes brachte, schließen Polizei und Familie nun eine Verschleppung des Rentners nicht mehr aus. „Uns scheint die Entführungsvariante am wahrscheinlichsten“, sagen die Söhne des Verschwundenen, Moritz und Thomas K. Die Kripo ermittelt ebenfalls in diese Richtung, obwohl sich bisher keine Entführer gemeldet haben und zunächst kein Motiv für ein Kidnapping ersichtlich war. Das Großaufgebot von Polizei und Soldaten, die von Hubschraubern und Spürhunden unterstützt wurden, stellte inzwischen seine Suche im Gelände ein. „Alle Anstrengungen sind erfolglos geblieben“, teilten die Beamten der Familie mit. Es gebe keine Spur von dem Mann.

Inzwischen hat sich freilich eine Zeugin gemeldet, die Karl K. auf einer Landstraße kurz vor Alcoutim, jenen Ort, den er zu Fuß erreichen wollte, gesehen haben will. Auch dies nährt den Verdacht, dass der 69-jährige sich vielleicht nicht im Gelände verirrte, wie anfangs vermutet, sondern möglicherweise einem Verbrechen zum Opfer fiel.

Derweil wächst an der portugiesischen Algarveküste die Sorge, dass die internationalen Schlagzeilen über diese Vermisstenfälle die Touristen abschrecken könnten. Die Briten und Deutschen gehören zusammen mit den Spaniern zu den größten Urlaubergruppen, von denen das Tourismusgewerbe an der portugiesischen Atlantikküste lebt. „Derartige Vorkommnisse“, heißt es bei der regionalen Tourismusbehörde, „können immer irgendwelche Auswirkungen haben“.

Ralph Schulze[Madrid]

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