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Entführungsfall: Natascha Kampusch gibt erstes Interview

Am Mittwoch stellt sich Natascha Kampusch erstmals der Öffentlichkeit. Die 18-Jährige wird dem österreichischen Fernsehen (ORF) ein Interview geben.

Wien, 4. September (AFP) - Das Interview soll am Mittwochabend (20.15 Uhr) ausgestrahlt werden, wie ihr Medienberater Dietmar Ecker und der Sender übereinstimmend mitteilten. Es sei "ein ausdrücklicher Wunsch" der jungen Frau, die Öffentlichkeit persönlich über ihr Schicksal zu informieren, hieß es auf Eckers Internetseite. Kampusch werde auch der Tageszeitung "Kronen Zeitung" sowie dem Wochenmagazin "News" Interviews geben.

Das ORF-Interview soll vorab aufgezeichnet und abends in Fernsehen, Radio und Internet zu empfangen sein, wie der Sender mitteilte. Natascha Kampusch wird in den Aufnahmen nicht zu erkennen sein. Im Anschluss bringt der Sender eine Diskussionsrunde, an der unter anderem Kampuschs Eltern und zwei ihrer Berater teilnehmen sollen. ORF-Direktor Alexander Wrabetz betonte, für das Gespräch zahle der Sender Kampusch kein Geld. Wegen der "besonderen Umstände dieses Falles" habe der Sender aber beschlossen, "den internationalen Vertrieb für Natascha Kampusch unentgeltlich abzuwickeln und Frau Kampusch alle Erlöse zukommen zu lassen".

Medien boten Riesensummen für Interview

PR-Berater Ecker erklärte, angesichts des "einzigartigen" globalen Medieninteresses an dem Fall sei Natascha Kampuschs "unmittelbare Reaktion" gewesen, "sich vor einem unkontrollierten Zugriff der Medien zu schützen". Da sie jedoch den ausdrücklichen Wunsch habe, die Öffentlichkeit persönlich zu informieren, habe eine Strategie gefunden werden müssen, die "ihren gesundheitlichen Zustand, die Zumutbarkeit, ihre Zukunftsperspektiven und ihre soziale Lage, und vor allem ihr Leben nach dem Medienhype" berücksichtigt, hieß es auf der Internetseite weiter. Für die Interviews mit ORF, "Kronen Zeitung" und "News" habe sich Natascha Kampusch entschieden, "weil deren Verantwortliche auch soziale Kompetenz gezeigt und sich bereit erklärt haben, Frau Natascha Kampusch einen Start in eine menschenwürdige Zukunft zu ermöglichen".

Nach Informationen der Zeitung "Kurier" boten Medien bereits Riesensummen für ein Interview mit der 18-Jährigen. Diese wird seit ihrer Flucht an einem unbekannten Ort betreut. Sie hatte angekündigt, sie wolle selbst bestimmen, wann sie an die Öffentlichkeit gehe. Die damals zehnjährige Natascha war 1998 von dem Elektroingenieur Wolfgang Priklopil entführt und jahrelang in einem Kellerverlies in der Nähe von Wien gefangen gehalten worden. Am 23. August gelang der jungen Frau die Flucht. Der mittlerweile 44 Jahre alte Entführer beging wenige Stunden später Selbstmord. (tso/AFP)

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