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© dpa

Entführungsopfer vor Gericht: Al Masri gesteht und entschuldigt sich

Er wurde vom US-Geheimdienst CIA verschleppt. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland fühlte er sich von den Behörden im Stich gelassen, es kam zur Eskalation. Nun steht Khaled al Masri wegen Brandstiftung und gefährlicher Körperverletzung vor Gericht.

Al Masri gestand zum Prozessauftakt die ihm zur Last gelegten Taten. Vor dem Landgericht Memmingen ließ er über seinen Anwalt erklären, zu den Taten sei es nach seiner Entführung durch den US-Geheimdienst nach Afghanistan im Jahr 2004 gekommen. Er sei nach seiner Rückkehr nach Deutschland ohne Hilfe und Therapie alleingelassen worden, das habe zur Eskalation und den Taten geführt.

Der 44-Jährige Deutsch-Libanese ist angeklagt, im Mai in einem Neu-Ulmer Großmarkt Feuer gelegt zu haben. Dazu hatte er mit seinem Auto die Eingangstür eingefahren, mehrere Glastüren mit einem Beil zerschlagen, drei Kanister Benzin ausgeschüttet und angezündet. Dabei war ein Schaden von mehr als 300.000 Euro entstanden. Nach seiner Festnahme war Al Masri in eine psychiatrische Klinik eingewiesen worden.

Bereits im Januar hatte er bei einer Auseinandersetzung in Ulm einen vorgesetzten Angestellten erheblich verletzt, als ihm dieser eine Abmahnung wegen Fehlzeiten überreicht hatte. Al Masri soll das Schreiben zerrissen und auf den Mann eingeprügelt haben. Dieser hatte laut Anklage Prellungen im Gesicht, Blutungen im Kopf und Verletzungen an der Halswirbelsäule davon getragen. Der Beschuldigte soll den am Boden liegenden Mann zudem getreten haben. Dem 44-Jährigen wird auch vorgeworfen, eine Angestellte in einem Elektro-Großmarkt im Zusammenhang mit einer Reklamation mit obszönen Ausdrücken beleidigt und einer anderen Angestellten ins Gesicht gespuckt zu haben. Sein Mandant entschuldige sich für diese Taten, sagte der Anwalt. Al Masri habe sich nach der Entführung in Deutschland weiterhin von Geheimdiensten verfolgt gefühlt.

In einem "Drecksloch" festgehalten

Al Masri schilderte vor dem Gericht seine Entführung über Mazedonien nach Kabul in Afghanistan. Man habe ihn als Terroristen und Al-Qaida-Mitglied angesehen und ihm jeden Kontakt zu deutschen Behörden verweigert. Nach 23 Tagen in Mazedonien sei er Anfang 2004 mit verbundenen Augen, in Handschellen und mit Fußfesseln nach Afghanistan gebracht worden. Er sei bedroht und geschlagen, in einem "Drecksloch" festgehalten und nachts verhört sowie nach einem Hungerstreik zwangsernährt worden. Schließlich sei er dann in einem Wald in Albanien ausgesetzt und nach Deutschland abgeschoben worden. (smz/dpa/ddp)

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