zum Hauptinhalt

Epidemie-Sorge: Erster Schweinegrippe-Fall in Europa

Weltweit treffen Staaten Vorsorgemaßnahmen gegen das Schweinegrippe-Virus. Auch Deutschland ist gewarnt – der Flughafen Frankfurt ist in Alarmbereitschaft.

Die Flugzeugbesatzungen aus Ländern, in denen es Infektionen mit dem Schweinegrippe-Virus geben könnte, sind angewiesen worden, auf Passagiere mit Symptomen zu achten und diese zu melden, sagte der stellvertretende Leiter des für den Flughafen zuständigen Frankfurter Gesundheitsamtes, Rene Gottschalk. Zudem würden Karten für die Erfassung von Passagierdaten und Informationsmaterial vorbereitet.

Spanien meldete am Montagmittag den ersten Schweinegrippe-Fall in Europa. Bei einem kürzlich aus Mexiko nach Spanien zurückgekehrten Patienten sei der mutierte Schweinegrippe-Erreger vom Typ H1N1 nachgewiesen worden, teilte Gesundheitsministerin Trinidad Jiménez mit.

Der 23-Jährige befindet sich in einem Krankenhaus in Almansa nahe Albacete im Südosten Spaniens unter Quarantäne. Er war am 22. April mit Fieber und Husten von einer Studienreise aus Mexiko zurückgekehrt und daher zum Arzt gegangen. Rundfunkberichten zufolge geht es dem jungen Mann gut. Er werde mit Antiviren-Medikamenten behandelt. In Spanien gibt es zudem 17 Verdachtsfälle, die nun geprüft würden, sagte die Gesundheitsministerin.

Offiziell Entwarnung für Deutschland

Die Bundesregierung gab für Deutschland hingegen offiziell Entwarnung: Für die Menschen gebe es durch das Virus in Amerika derzeit keine direkte Gefahr. Zwar habe es einen Verdachtsfall in Deutschland gegeben, dieser habe sich jedoch nicht bestätigt.

Der Reiseveranstalter TUI wird wegen des Ausbruchs der Schweinegrippe in Mexiko bis einschließlich 4. Mai keine Reisen mehr nach Mexiko-Stadt anbieten. Auch bei Rundreisen werde die Stadt innerhalb der nächsten Woche nicht mehr angesteuert.

Mexiko ist weiterhin am schwersten von dem Virus betroffen. Insgesamt gebe es landesweit rund 1600 Verdachtsfälle, 400 Menschen werden in Krankenhäusern behandelt, sagte Mexikos Gesundheitsminister José Ángel Córdava am Sonntag im Fernsehen. Die Infizierten sollen aber bereits auf dem Wege der Besserung sein. Mehr als hundert Menschen seien bereits an einer Grippe gestorben, die möglicherweise durch das Schweinegrippe-Virus hervorgerufen wurde.

Mexiko: Sondervollmachten für Gesundheitsbehörden

Präsident Felipe Calderón stattete die Gesundheitsbehörden mit Sondervollmachten aus, um die Epidemie einzudämmen. Die Behörden sollen unter anderem das Recht haben, Wohnungen zu betreten, um Grippekranke aufzuspüren, sie zu isolieren und zu behandeln. Auf allen Flughäfen und Busbahnhöfen waren medizinische Teams, auch in Begleitung von Soldaten und Polizisten im Einsatz, um Grippekranke aufzuspüren.

In Mexikos Hauptstadt-Region sind seit Freitag alle Schulen geschlossen, Großveranstaltungen sind verboten. Fußballspiele werden ohne Publikum ausgetragen. Auch die katholische Kirche musste die Pforten ihrer Kirchen für die Sonntagsmessen schließen.

In den USA gab es bis zum Sonntag 20 bestätigte Krankheitsfälle, davon acht Schüler eines Privatgymnasiums in New York. Die Vereinigten Staaten riefen daraufhin den Gesundheitsnotstand aus, wodurch zusätzliche Bundesmittel für Vorsorgemaßnahmen bereitgestellt werden können. Heimatschutzministerin Janet Napolitano kann nun die staatlichen Lagerbestände an Antiviren-Medikamenten zur möglichen Verteilung abrufen.

WHO: Notfall internationalen Ausmaßes

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) spricht im Zusammenhang mit der Schweinegrippe von einem Gesundheitsnotfall internationalen Ausmaßes. In Kanada gab es sechs bestätigte Fälle. Zahlreiche Länder vor allem in Lateinamerika treffen Vorbereitungen, um ein Einschleppen des Virus aus Mexiko und den USA zu verhindern.

Die EU-Kommission berief die Gesundheitsminister der Mitgliedsländer zu einer Krisensitzung ein. Es sei zu früh, um über die Situation zu spekulieren, sagte Kommissionspräsident Manuel Barroso am Montag in Athen. "Wir beobachten die Situation sehr genau, zusammen mit den Mitgliedsstaaten." In Frankreich wurden vier Menschen unter Beobachtung gestellt, die kürzlich in Mexiko waren.

Bei dem Grippevirus handelt es sich um eine neue Variante des bekannten Subtyps A/H1N1. Laut dem Europäischen Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) enthält der Erreger Gene, die sowohl in Schweinen, Vögeln und Menschen vorkommen.

Menschen erkranken durch das Virus an der Influenza, die sich durch Symptome wie Fieber, Husten und Probleme beim Atmen, Hals-, Kopf- und Gliederschmerzen zeigen kann. Einige Patienten berichteten von Durchfall, auch Erbrechen kann die Erkrankung begleiten. Lungenentzündungen und das Versagen der Atemwegsfunktionen haben in der Vergangenheit zu Todesfällen geführt.

Auswirkungen auch an der Börse

Der Dax reagierte mit Abschlägen auf die Grippe-Nachrichten und verlor im Vormittagshandel 1,7 Prozent. Aktienhändler Matt Buckland von CMC Markets sagte, Befürchtungen über die Ausbreitung der Schweinegrippe sorgten für neue Unsicherheit an den weltweiten Finanzmärkten. Die Börsen in Hongkong und Shanghai fielen auf ein mehrwöchiges Tief. Nach der Lungenkrankheit Sars vor sechs Jahren sind die Investoren in Asien für solche Ereignisse besonders sensibilisiert. Der Hang-Seng-Index in Hongkong schloss 2,7 Prozent tiefer. Die Börse in Shanghai schloss 1,8 Prozent schwächer. (kha/dpa/rtr)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false