zum Hauptinhalt
Die sterblichen Überreste von drei Kindern Nelson Mandelas sind am Donnerstag wieder in dessen Heimatdorf Qunu beigesetzt worden.

© AFP

Erbitterter Familienstreit: Mandelas tote Kinder werden umgebettet

Die sterblichen Überreste von drei Kindern Nelson Mandelas sind am Donnerstag wieder in dessen Heimatdorf Qunu beigesetzt worden. Die Rückverlegung ist ein weitere Etappe in einem erbitterten Familienstreit um Ruhm und Geld. Vielleicht aber, sagen einige, ist damit auch ein auf dem Clan liegender Fluch von den Mandelas genommen worden.

Weltweit steht der Name von Nelson Mandela für Frieden und Versöhnung. Doch ausgerechnet im engsten Familienkreis des international verehrten Freiheitskämpfers ist zuletzt ein erbitterter Streit um die finanzielle Vermarktung seines Erbes ausgebrochen, der es ihm nach Ansicht von Stammesältesten nun unmöglich macht, in Frieden aus dem Leben zu scheiden. Die Ahnen hätten den Mandela-Clan verflucht und würden erst dann besänftigt, wenn der jüngste Familienstreit gütlich beigelegt würde, heißt es.
Seit fast vier Wochen ringt der 94-Jährige nach einer neuerlichen Lungenentzündung in einer Privatklinik in Pretoria bereits mit dem Tod und wird inzwischen, wie eine eidesstattliche Erklärung seiner Ärzte belegt, zumindest zeitweise künstlich beatmet.

Das Enfant terrible der Familie: Enkel Mandla Mandela

Auslöser der bislang schwersten Familienfehde ist erneut sein seit langem umstrittener Enkel Mandla. Der 38-Jährige war vor einigen Jahren in Mandelas Geburtsort Mvezo unter dubiosen Umständen zum Häuptling ernannt worden – und hatte sich daraufhin prompt zum Nachlassverwalter seines berühmten Großvaters aufgeschwungen. Auf anscheinend illegal erworbenem Stammesland hatte Mandla dort ein Mandela-Museum gebaut – offenbar in der Hoffnung, nach dem Tod seines weltberühmten Großvaters aus den dann dort erwarteten Pilgerströmen persönlich Kapital zu schlagen. Auch ein Hotel ist geplant.

Mandla Mandela - seine Eigenmächtigkeiten befeuern Streit und Neid in der Familie.
Mandla Mandela - seine Eigenmächtigkeiten befeuern Streit und Neid in der Familie.

© Reuters

Gar nicht im Sinne von Mandla ist hingegen, dass sein Großvater bereits vor fast 20 Jahren testamentarisch verfügt hat, nach seinem Tod bei seinen Kindern im 25 Kilometer von Mvezo entfernten Qunu beigesetzt zu werden, wo er in den Zwanzigerjahren des letzten Jahrhunderts eine glückliche Kindheit verlebte und deshalb auch vor ein paar Jahren seinen Alterssitz baute. In der gleich neben dem Wohnhaus gelegenen Familiengruft der Mandelas waren bereits seine früh verstorbene Tochter Makaziwe, der 1969 bei einem Autounfall ums Leben gekommene Sohn Thembekile sowie sein 2005 an Aids verstorbener zweiter Sohn Makgatho, der Vater von Mandla, beigesetzt worden.

Alle drei Mandela-Kinder waren vor zwei Jahren in einer Nacht- und Nebel-Aktion von Enkel Mandla ohne die Zustimmung der Groß-Familie ausgegraben und auf dessen Wohnsitz nach Mvezo geschafft worden. Mandla hatte wohl gehofft, dass Mandela sich dort bei seinen Kindern beisetzen lassen würde. Doch die Aktion erwies sich für den Enkel als gravierende Fehlkalkulation. Nachdem die Mandela-Familie in den vergangenen beiden Jahren zunächst nichts gegen die Grabschändung des Enkels unternommen hatte, reichten 16 ihrer Mitglieder, darunter seine drei noch lebenden Töchter und Ehefrau Graca Machel, letzte Woche eine Eilklage gegen die Umbettung ein, der auch umgehend stattgegeben wurde. Bereits am Mittwochnachmittag wurden die Gebeine der drei Mandela-Kinder in Mvezo exhumiert und noch in der Nacht zu Donnerstag in die nah gelegene Provinzstadt Mthata gebracht. Dort wurden sie obduziert und in Mandelas Familiengruft in Qunu erneut beigesetzt. Damit, so heißt es in den Gerichtsunterlagen, werde der Fluch der Vorfahren von der Mandela-Familie genommen und ihr Oberhaupt in Frieden sterben können.

Mandla soll die TV-Rechte an Nelsons Beerdigung verkauft haben

Mandelas älteste Tochter, die auch auf den Namen Makaziwe hört und ihren Vater erst vor einigen Wochen auf die Herausgabe von Geldern verklagt und dadurch ebenfalls viel Unmut ausgelöst hatte, hat erst kürzlich in einem Interview erklärt, dass Mandelas Grab vermutlich Teil der privaten Familiengruft sein und deshalb auch nicht der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werde. Stattdessen erwäge die Familie, nahe der Begräbnisstätte eine öffentliche Parkanlage zum Gedenken an den weltberühmten Freiheitskämpfer zu errichten.
Das Gerichtsverfahren um die Rückführung der Gebeine der Mandela-Kinder hat in dieser Woche auch erstmals einen konkreten Einblick in den aktuellen Gesundheitszustand Mandelas gewährt. Wie aus den Gerichtspapieren hervorgeht, wird Mandela demnach zumindest zeitweise künstlich beatmet. Weiter heißt es, sein Gesundheitszustand sei „bedrohlich“ und mache ein schnelles Gerichtsverfahren notwendig.
Mandla Mandela, der für den regierenden Afrikanischen Nationalkongress (ANC) im nationalen Parlament in Kapstadt sitzt, dürfte nach den jüngsten Enthüllungen völlig diskreditiert sein. Der Mandela-Enkel ist schon früher immer wieder mit dem Gesetz in Konflikt geraten: So heiratete er noch vor der offiziellen Trennung von seiner Frau Tando gleich zwei weitere Frauen. Auch soll er dem südafrikanischen Staatsfernsehen ohne Wissen der Familie die Rechte an der Beerdigung seines Großvaters für 300000 Euro verkauft haben. Sollte Mandela jedoch nicht wie von von seinem Enkel erhofft in Mvezo, sondern in seinem Ruhesitz Qunu begraben werden, dürfte auch dieses Arrangement hinfällig werden.

Zur Startseite