zum Hauptinhalt

Erdbeben: Afrika will Haitianern Heimat bieten

Wenn die ganze Welt hilft, will auch Afrika nicht abseits stehen: Viele Länder wollen sich trotz eigener Probleme engagieren.

Gleich nach dem Erdbeben hat der senegalesische Präsident Aboulaye Wade die heimatlosen Haitianer eingeladen, sich in dem westafrikanischen Land anzusiedeln. Die Haitianer als ehemalige Sklaven seien „Töchter und Söhne Afrikas“, ließ Wade durch seine Sprecherin erklären. Er bot haitianischen Einwanderern ein Haus und ein Stück Land in einem der fruchtbareren Teile des Landes an. Sollten „massenhaft“ Erdbebenopfer aus Haiti in den Senegal kommen wollen, könne die Regierung diesen auch „eine ganze Region“ anbieten. Wade will in der Afrikanischen Union sogar eine Resolution zur Schaffung eines neuen Staates Haiti auf afrikanischem Boden. Das Beispiel Liberia, das von entflohenen Sklaven im 19. Jahrhundert gegründet worden war, habe gezeigt, dass so etwas schwierig aber machbar sei, argumentiert der 83-jährige Präsident. Allerdings ist Liberia durch jahrzehntelange Bürgerkriege verwüstet, die ihre Ursache auch im Elitendenken der Nachfahren der Staatsgründer hatten. Wade hat immer mal wieder große Ideen für die Zukunft Afrikas, vor ein paar Jahren wollte er eine „grüne Opec“ für die Produktion von Biosprit in Afrika gründen. Auch so ein Projekt, aus dem dann nichts geworden ist.

Nicht nur im Senegal könnten sich Haitianer ansiedeln, auch die Demokratische Republik Kongo bietet ihnen eine neue Heimat an. Zudem hat die Regierung den Erdbebenopfern 2,5 Millionen Dollar Nothilfe versprochen. Dem britischen Sender BBC sagte Informationsminister Lambert Mende, der Kongo „ist nicht bankrott“. Und weiter: „Unsere eigenen Probleme sollten uns nicht daran hindern, einem Bruderstaat zu helfen.“ Im Osten Kongos hat der Krieg auch nach seinem offiziellen Ende 1997 nie wirklich aufgehört. Außerdem schafft es der Kongo noch nicht einmal, seine Armee regelmäßig zu bezahlen, weshalb die regulären Soldaten selbst zum Sicherheitsrisiko für die dortige Bevölkerung geworden sind. Und selbst aus der Umgebung der Hauptstadt Kinshasa sind in den vergangenen Wochen zehntausende Menschen in die Hauptstadt der Republik Kongo, nach Brazzaville, geflüchtet. Auch Nigeria zeigt sich großzügig: Vize-Präsident Goodluck Jonathan hat den Erdbebenopfern eine Million Dollar versprochen. Außerdem haben die Senatoren des Landes beschlossen, dass jeder rund 130 Dollar aus seiner Privatkasse für die Nothilfe in Haiti spenden soll – etwa 47 000 Dollar. Ob die oft stark verschuldeten Staaten Afrikas Haiti helfen sollen oder nicht, wird in afrikanischen Internetforen ziemlich kontrovers debattiert.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false