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China

© AFP

Erdbeben: Die meisten Opfer sind Tibeter

Bei dem schweren Beben in China wurden bisher fast 600 Tote geborgen – das Ausmaß ist nicht abzusehen.

Verzweifelt suchen Menschen in den Trümmern zerstörter Häuser nach Überlebenden. Meist mit bloßen Händen graben sie nach Verschütteten. Wer konnte, ist in Panik auf die Straßen geflüchtet. Überall sind Verletzte mit Kopfwunden zu sehen. Es war noch früh am Morgen. Viele Menschen lagen in ihren Betten, als das schwere Erdbeben am Mittwoch den Nordwesten Chinas erschütterte. Laut Angaben chinesischer Behörden erfasste das Beben die Präfektur Yushu in der Provinz Qinghai mit einer Stärke von 7,1. Die abgelegene Provinz grenzt an Tibet. Nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua sind etwa 600 Menschen ums Leben gekommen. Rund 10 000 Verletzte wurden bisher gemeldet. Experten befürchten, dass die Opferzahlen noch steigen könnten.

Und das, obwohl die Region auf dem tibetischen Hochplateau nur dünn besiedelt ist. Die Provinz Qinghai wird in weiten Teilen durch hohes Gebirge geprägt. Sie ist mit 720 000 Quadratkilometern etwa doppelt so groß wie Deutschland, hat aber gerade einmal 5,1 Millionen Einwohner. Viele von ihnen sind Tibeter. Es bebt regelmäßig in der landwirtschaftlich geprägten Region, doch die Schäden sind normalerweise nur gering. Nach Angaben des Seismologen Rainer Kind gibt es hier durchaus noch stärkere Erdbeben. „Das Beben war sehr flach und für dieses Gebiet nicht besonders stark“, sagt der Experte des Deutschen Geo-Forschungszentrums in Potsdam. Doch diesmal lag das Epizentrum des Erdbebens in der Nähe der Stadt Jiegu, die 100 000 Einwohner zählt. Nur durch diesen unglücklichen Zufall kann sich Rainer Kind die verheerenden Folgen des Bebens erklären. „Auch die schlechte Bauweise der Häuser könnte zu der Katastrophe beigetragen haben“, sagt Kind. Die Stadt Jiegu ist Verwaltungssitz der Präfektur Yushu mit 250 000 Bewohnern. Nach Angaben des Beamten Zha Xi von der örtlichen Katastrophenzentrale wurde Jiegu „fast dem Erdboden gleichgemacht“.

Peking gibt sich offenbar alle Mühe, der Bebenregion zu helfen. Das hat möglicherweise nicht nur humanitäre Gründe, sondern auch politische. Da das Gebiet an Tibet grenzt und viele Betroffene Tibeter sind, muss Peking gegenüber den Tibetern und der Weltöffentlichkeit alles tun, um sich hilfsbereit zu zeigen.

Dass die Hilfsmaßnahmen nur langsam anlaufen, ist aber nicht die Schuld der Regierung. Die Region ist nur schwer zugänglich und verfügt nur über eine sehr rückständige Infrastruktur. Die wenigen ohnehin beschädigten und kleinen Straßen, die es dort gibt, sind durch das Beben zerstört worden. Am Ort soll es nur einige hundert Soldaten geben, die alles tun, um bei der Suche nach Verschütteten zu helfen. Auch die Verbindung zum Flughafen soll durch Erdrutsche blockiert sein. Noch acht Stunden nach dem Beben waren die lokalen Behörden bei den Rettungsarbeiten auf sich allein gestellt. „Wir bemühen uns, den Weg von der Gemeinde zum Flughafen freizubekommen, weil es die einzige Möglichkeit ist, um Hilfsgüter hierherzubekommen“, sagte Zha Xi. Hauptaufgabe der wenigen Helfer sei es aber im Moment, die verschütteten Menschen zu befreien. Das ist ein Wettlauf gegen die Zeit. Die Versorgung der Menschen mit Essen und Zelten ist in dieser Situation unmittelbar nach dem Beben noch zweitrangig.

Es fehlt in dem Gebiet an Medizin und technischem Gerät. Mittlerweile wurden aus Nachbarprovinzen Bergungsteams und Hilfsmaterial entsandt. Die Regierung in Peking hat damit begonnen, 5000 Zelte sowie Decken und Mäntel in die etwa 4000 Meter hoch gelegene Katastrophenregion zu schicken.

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