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© AFP

Erdbeben in Japan: Radioaktives Wasser sickert aus AKW

Ein starkes Erdbeben hat am Morgen Japan erschüttert. Es gibt Tote und viele Verletzte. Hunderte Häuser wurden völlig zerstört. In einer Atomanlage trat radioaktives Wasser aus.

Bei einem Erdbeben der Stärke 6,8 im Nordwesten Japans sind mindestens sieben Menschen ums Leben gekommen und mehr als 700 weitere verletzt worden. In der am schwersten betroffenen Stadt Kashiwazaki, rund 200 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt Tokio, sowie anderen Orten der Provinz Niigata wurden mehr als 300 Häuser völlig zerstört. In der Atomanlage Kashiwazaki-Kariwa brach in einem Transformator ein Brand aus, der später gelöscht werden konnte. Zudem ist radioaktives Wasser ausgelaufen. Der Sprecher der Betreibergesellschaft Tokyo Electric, Shougo Fukuda, konnte bestätigen, dass "Wasser mit einer geringen Menge radioaktiven Materials aus dem Reaktor gelaufen" sei. Es bestehe die Möglichkeit, dass ein Teil als Abwasser ins Meer gelangte, berichtete die Agentur Jiji Press. Dem Fernsehsender NHK zufolge soll jedoch wegen der geringen Menge keine Gefahr für die Umwelt bestehen. Das Leck trat im Reaktor Nummer 6 auf. Dieser und drei weitere Meiler wurden wegen des Bebens automatisch heruntergefahren.

Zehntausende Häuser ohne Strom und Wasser

Nach dem Beben fiel in rund 35.000 Häusern der Region fiel der Strom aus, 50.000 Häuser waren wegen geplatzter Leitungen von der Wasserversorgung abgeschnitten. Auch Gasleitungen platzten. "Mein Haus, die Straße, alles hat gewackelt, auch ich", schilderte eine ältere Frau im Fernsehen. In Kashiwazaki, wo viele Häuser schwer beschädigt oder ganz zerstört wurden, suchten 1400 Menschen Schutz in Notunterkünften wie einer Grundschule. Wegen der geborstenen Wasserleitungen gab es laut Medien jedoch nicht genug sanitäre Einrichtungen. Rund 100 Evakuierungszentren wurden in der Provinz Niigata eingerichtet, wo die Menschen angesichts andauernder Nachbeben ängstlich ausharrten.

Das Zentrum der ersten schweren Erschütterung um 10:30 Uhr (Ortszeit) lag rund 17 Kilometer unter dem Meeresboden vor der Provinz Niigata. Eine von der Meteorologischen Behörde ausgegebene Tsunami-Warnung wurde eine Stunde später aufgehoben. Es wurde lediglich eine 50 Zentimeter hohe Flutwelle registriert. Der Bahn- und Autoverkehr wurde stellenweise stark beeinträchtigt. Hausdächer stürzten auf Wege, Straßen rissen auf, Erdrutsche verschütteten Bahngleise und viele Straßen in Niigata. Drei Menschen wurden unter einer eingestürzten Wohnanlage begraben, konnten jedoch später gerettet werden. Fünf ältere Menschen zwischen 70 und 85 Jahren kamen ums Leben. Hunderte andere Bewohner verletzten sich durch berstende Fensterscheiben und umherfliegende Trümmerteile, stürzten oder erlitten Verbrennungen.

Regierung richtet Notfallstab ein

Ministerpräsident Shinzo Abe brach eine Wahlkampfveranstaltung ab und eilte in die Unglücksregion. Er versprach den Menschen schnelle Hilfe beim Wiederaufbau. Die Regierung richtete einen Notfallstab ein. Die schwere Erschütterung weckte in der Bevölkerung von Niigata böse Erinnerungen an ein anderes schweres Erdbeben derselben Stärke 6,8, das die Provinz am 23. Oktober 2004 heimgesucht hatte. Damals starben 67 Menschen, mehr als 4800 Menschen wurden verletzt. Japan ist eines der am stärksten von Erdbeben betroffenen Länder der Welt. In den vergangenen Tagen hatte zudem ein schwerer Taifun in Teilen des Landes Schäden angerichtet. Mindestens drei Menschen starben. (mit dpa/AFP)

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