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Geisterschiff. Rund 300 Kilometer vor der kanadischen Küste gesichtet.

© AFP

Erdbeben und Tsunami in Japan: Der Pazifik nahm die Trümmer mit

Beim Tsunami in Japan sind rund 29 Millionen Tonnen Müll angefallen – ein Teil davon wird 2013 in Nordamerika erwartet.

Das Geisterschiff, das der Tsunami in Japan vor einem guten Jahr ins Meer gerissen hat, und das nun knapp 300 Kilometer vor der kanadischen Küste gesichtet worden ist, könnte innerhalb von 50 Tagen irgendwo an der amerikanischen Westküste an Land gespült werden. Das erwartet zumindest die Senatorin von Washington, Maria Cantwell. Spätestens dann wird sich jemand mit dem Schiff beschäftigen müssen.

Der Fischtrawler ist das größte Trümmerteil, das sich bisher der nordamerikanischen Küste genähert hat. Beim Erdbeben und Tsunami am 11. März 2011 sind nach Schätzungen der japanischen Regierung insgesamt rund 29 Millionen Tonnen Trümmer und Müll angefallen. Zwischen vier und acht Millionen Tonnen könnten nach Schätzungen der Wissenschaftler am International Pacific Research Center (IPRC) an der Universität Hawaii in den Pazifik gespült worden sein. Vieles davon dürfte schnell auf den Meeresgrund gesunken sein. Doch rund eine Million Tonnen Tsunami-Müll könnte noch auf dem Ozean treiben. Bis zum 14. April ließ sich der Trümmerteppich sowohl mit Satellitenaufnahmen als auch durch Überflüge noch relativ genau verfolgen. Doch seither haben sich die Trümmerteile auf einer Fläche von 2000 auf 4000 Kilometer weit verteilt. Eigentlich hatten die amerikanische Meeresforschungsbehörde NOAA und und das IPRC frühestens im kommenden Winter damit gerechnet, dass erste Trümmerteile Hawaii erreichen würden, 2013 rechneten sie mit Anspülungen an der amerikanischen Westküste. Diese Vorhersagen machen die Wissenschaftler auf der Basis von Modellierungen, in die ihre Kenntnis der Meeresströmungen sowie Wind- und Wetterdaten eingehen. Der größte Teil der Tsunami-Trümmer dürfte nach Einschätzung des IPRC irgendwann zwischen 2016 und 2020 im nordpazifischen Müll-Strudel landen. Dort sammelt sich seit Jahren eine große Menge kleinerer und größerer Plastikabfälle.

Doch nicht nur der Müll im Pazifik beschäftigt Japan. Die zerstörten Städte entlang der Küste mussten sich im ersten Jahr mit zerstörten Fabriken, Häusern, Autos und Schiffen auseinandersetzen. Das UN-Umweltprogramm hat Anfang des Monats eine Delegation nach Japan geschickt, um von den dortigen Erfahrungen mit der Müllbeseitigung nach einer Naturkatastrophe zu lernen. Daraus soll längerfristig ein Netzwerk von Desastermüllspezialisten entstehen, auf das dann auch andere Staaten zurückgreifen können, wenn sie Opfer eines Erdbebens, eines Wirbelsturms oder einer Überschwemmungskatastrophe werden. In Japan ist viel Wert auf die Trennung des Mülls gelegt worden. Das kostet zwar am Anfang mehr Zeit, ermöglicht es dann aber auch, einen Teil davon wiederzuverwerten.

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