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Erdbeben vor Chile: Jahrhundertbeben löst Tsunami aus

Viele Tote in Chile / Pazifikanrainer in Angst vor tödlichen Flutwellen – Erinnerungen an 2004.

Santiago de Chile - Es war eines der schwersten jemals gemessenen Erdbeben. Und es hat mehr als 80 Menschen in Chile in den Tod gerissen. Das Jahrhundertbeben am frühen Samstag erreichte die Stärke 8,8 und löste einen Tsunami aus. Für nahezu die gesamte Pazifikregion wurde eine Warnung vor der Flutwelle ausgerufen – von Südamerika, über Hawaii bis Japan und Neuseeland. Chiles Staatspräsidentin Michelle Bachelet rief Katastrophenalarm aus.

Die mächtigen Erdstöße um 3.34 Uhr Ortszeit hatten die Menschen im Schlaf überrascht. Viele rannten in Panik aus ihren Häusern und kampierten aus Angst vor Nachbeben im Freien. Das Epizentrum lag nach Angaben der US-Erdbebenwarte etwa 92 Kilometer nordwestlich der Küstenstadt Concepción. Die Erde bebte in fast 60 Kilometern Tiefe. In schneller Folge gab es mehr als 20 Nachbeben mit Stärken von bis zu 6,9. Hunderte Menschen wurden noch unter den Trümmern vermutet.

Das ganze Ausmaß der Zerstörung vor allem in der Region um die Großstadt Concepción etwa 500 Kilometer südlich der Hauptstadt Santiago war auch Stunden nach dem Beben unklar. Der Sitz der Regionalregierung soll zerstört worden sein. Mauern von Gefängnissen und mehrstöckige Gebäude stürzten ein. Ein TV-Reporter berichtete: „Es gibt keine Straße in Concepción, wo kein Schutt liegt. Man hört Kinder unter den Trümmer schreien.“ Das heftigste je auf der Erde gemessene Beben hatte eine Stärke von 9,5 und ereignete sich 1960 ebenfalls in Chile. Damals starben 1655 Menschen.

Noch Stunden nach dem Beben standen viele Menschen in Pazifik-Anrainerstaaten Ängste vor einem Tsunami aus. Erinnerungen an die Naturkatastrophe in Südostasien wurden wach. Weihnachten 2004 hatten Riesenwellen mehr als 230 000 Menschen getötet. Der Tsunami damals war nach einem 9,1-Erdbeben vor der indonesischen Insel Sumatra über umliegende Küsten hereingebrochen.

Das chilenische Fernsehen zeigte Bilder von eingestürzten Wohnhäusern, Krankenhäusern, brennenden Gebäuden, zerstörten Brücken, auch in Santiago. Vor allem an älteren historischen Gebäuden wie Kirchen und Lehmziegelbauten entstanden schwere Schäden. In der Hauptstadt stürzten auch neue Autobahnbrücken ein. Die wichtigste Straßenverbindung von Santiago in die besonders betroffenen Gebiete war zunächst unterbrochen. Internet und Telefone funktionierten nicht. Die Strom-, Gas- und Wasserversorgung brach zusammen. Die Hochhäuser in Santiago hielten den heftigen Erdstößen jedoch stand.

Der internationale Flughafen von Santiago wurde erheblich beschädigt und für mindestens eine Woche geschlossen. Im Fernsehen waren eine eingestürzte Fußgängerbrücke zum Abflugbereich des Flughafens und heruntergefallene Deckenverkleidungen zu sehen. Die Behörden überprüften außerdem die Landebahn auf mögliche Schäden. Der Flughafenchef konnte zunächst nicht sagen, wann der Flugbetrieb wieder aufgenommen werden kann. Dies könnte auch die für den 11. März vorgesehene Amtseinführung von Bachelets gewähltem Nachfolger Sebastián Piñera behindern.

Präsidentin Bachelet rief die Menschen auf, Ruhe zu bewahren und zu Hause zu bleiben. Sie flog in das Katastrophengebiet und versprach den Opfern schnelle Hilfe. An der Küste nahe dem Epizentrum löste der Tsunami Überschwemmungen aus. Die Europäische Union erklärte sich zu rascher Hilfe für Opfer des Erdbebens in Chile bereit. Auch die südjapanische Inselprovinz Okinawa war am frühen Samstag von einem Erdbeben der Stärke 6,9 heimgesucht worden. Das Beben verlief jedoch glimpflich. dpa

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