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Ermittlungen: Vor und hinter den Mauern des Vatikans

Erst im September hat Papst Benedikt XVI. der Vatikanbank eine neue Führung verpasst. Doch kaum hat sich der frisch ernannte Fünferrat hinter den dicken, spätmittelalterlichen Mauern des "Instituts für religiöse Werke" (IOR) umgesehen, erwachen dort die alten Gespenster.

Rom - Die Staatsanwaltschaft in Rom geht dem Verdacht nach, das IOR könnte wieder einmal in millionenschwere Geschäfte der Geldwäsche verstrickt sein.

Konkret wollen die italienischen – in diesem Sinne also ausländischen – Staatsanwälte wissen, wer hinter einem Girokonto steckt, das bei einer italienischen Bankfiliale unmittelbar vor den Vatikanmauern eröffnet worden ist. Über dieses Konto, das auf den Namen „IOR“ lautet, sollen seit 2003 jährlich bis zu 60 Millionen Euro an dubiosen Überweisungen getätigt worden sein. Die Staatsanwaltschaft beklagt sich, die Ermittlungen würden erschwert durch jenen „undurchsichtigen Schirm“, der die Vatikanbank schütze. Sie weisen aber auch darauf hin, dass das fragliche Konto nicht unbedingt dem Vatikan gehören müsse; es könne unter falschem Namen und „sauberem“ Kirchenimage auch von anderen betrieben worden sein.

Eigentlich hatte Papst Benedikt XVI. Transparenz herstellen wollen, als er den 64-jährigen Mailänder Banker Ettore Gotti Tedeschi zum neuen Präsidenten des IOR berief. Unter anderen lehrte Gotti Tedeschi Finanzethik an der Katholischen Universität Mailand.

Seine dunkelste Zeit hatte das IOR in den siebziger Jahren, als es sich unter dem US-Kardinal Paul Marcinkus auf die kriminellen Geldgeschäfte der Mailänder Banco Ambrosiano und ihres Chefs Roberto Calvi einließ. Calvi wurde 1982 erhängt unter einer Londoner Brücke aufgefunden, seine Bank krachte unter ihrer Schuldenlast zusammen – und der Vatikan zahlte 244 Millionen US-Dollar Schadenersatz an die Gläubiger der Ambrosiano, „freiwillig und ohne Schuldeingeständnis“, wie das hieß. Für die italienische Justiz waren das IOR und seine Schuldigen sowieso nicht erreichbar. Ausland eben.

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