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Es ist ein Schlag ins Gesicht für indische Frauen.

© Reuters

Erneute Massenvergewaltigung in Indien: Regierung will Nachtarbeitsverbot für Frauen erlassen

Die Serie von Vergewaltigungen in Indien reißt nicht ab. Schon wieder haben sich Männer an einer jungen Frau vergangen. Nun erlässt die Landesregierung von Uttarakhand angeblich Nachtarbeitsverbot für Frauen.

Trotz der jüngsten Massenproteste reißt die Vergewaltigungsserie in Indien nicht ab. Am Sonntag sorgte ein neuer Fall für Schlagzeilen, weil er an die Horrortat von Delhi erinnerte, bei der am 16. Dezember sechs Männer eine 23-jährige Studentin in einem fahrenden Bus vergewaltigt und zu Tode gefoltert hatten.

Auch diesmal wurde einer Frau eine banale Busfahrt zum Verhängnis. Den Angaben zufolge hatte die 29-jährige Frau am Freitagabend im nördlichen Punjab einen Bus bestiegen, um vom Dorf ihrer Eltern in ihr Heimatdorf zu fahren. Sie war die einzige Passagierin. Trotz ihres Flehens soll der Busfahrer jedoch nicht in ihrem Dorf gehalten, sondern sie in eine entlegene Gegend gefahren haben. 

In einem Haus dort seien der Busfahrer, der Schaffner und fünf ihrer Freunde über die Frau hergefallen und hätten sie die ganze Nacht abwechselnd vergewaltigt. Erst am nächsten Morgen habe der Fahrer die Frau nahe ihres Dorfes freigelassen. Laut Polizei wurden sechs der sieben mutmaßlichen Täter festgenommen.

Dieser Fall dürfte allerdings keine ähnlichen Aufschrei provozieren wie das Verbrechen vom 16. Dezember. Fast jeden Tag berichten die Zeitungen über neue Vergewaltigungen und Gruppenvergewaltigungen. Dies hat sich auch nicht geändert, seit Tausende Menschen in Delhi auf die Straße gingen, um gegen die weit verbreitete Gewalt gegen Frauen zu protestieren.

Das Verbrechen vom 16. Dezember hatte auch deshalb für beispiellose Empörung gesorgt, weil es von extremer Bestialität geprägt war. Die Täter hatten die junge Studentin mit Eisenstangen gefoltert, bis ihr Unterleib zerfetzt war. Seit der Horrortat überbieten sich die Parteien mit Vorschlägen, wie man die Gewalt gegen Frauen eindämmen kann.

Statt die Sicherheit zu verbessern, setzen einige Politiker jedoch bequemer darauf, die Freiheit von Frauen weiter einzuschränken. So erließ die Landesregierung von Uttarakhand laut Medien nun ein Arbeitsverbot für Frauen zwischen sechs Uhr abends und zehn Uhr morgens. In Pondicherry will die Stadtregierung Schülerinnen zwingen, einen sackartigen Übermantel über den Schuluniformen zu tragen, um, so hieß es, Jungen nicht sexuell zu provozieren.

Unterdessen forderte die Mutter der 23-jährigen ermordeten Studentin, deren Leid die Welt bewegt hatte, die Todesstrafe für alle sechs Täter, auch den Minderjährigen. Dieser sei von allen der brutalste gewesen, habe ihre sterbende Tochter gesagt. Gegen fünf der Männer wurde bereits Anklage wegen Mordes, Vergewaltigung und Entführung erhoben. Der Prozess soll demnächst beginnen. Der 17-jährige kommt gesondert vor ein Jugendgericht. Indien hat offiziell weiter die Todesstrafe für besonders schwere Mordfälle. Ausgenommen sind Minderjährige. Bereits vergangenen Monat hatte ein Gericht in Kerala einen Mann zum Tode am Strang verurteilt, weil er einen Teenager vergewaltigt und ermordet hatte. Anders als etwa in den USA oder in China wird in Indien die Todesstrafe jedoch höchst selten auch vollstreckt. (chm)

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