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Panorama: Erneutes Fährenunglück: Griechisches Schiff mit Schülern verunglückt

Keine 48 Stunden nach dem Untergang der Autofähre Express Samina vor der griechischen Insel Paros hat es in der Ägäis erneut ein Unglück gegeben. Am Donnerstagabend lief vor dem Hafen der Kykladeninsel Naxos die Fähre Express Artemis auf Grund, nachdem zuvor die Antriebsmaschinen und die gesamte elektrische Anlage ausgefallen waren.

Keine 48 Stunden nach dem Untergang der Autofähre Express Samina vor der griechischen Insel Paros hat es in der Ägäis erneut ein Unglück gegeben. Am Donnerstagabend lief vor dem Hafen der Kykladeninsel Naxos die Fähre Express Artemis auf Grund, nachdem zuvor die Antriebsmaschinen und die gesamte elektrische Anlage ausgefallen waren. Die 1086 Passagiere, unter ihnen auch eine deutsche Schulklasse, kamen mit dem Schrecken davon. Nach etwa drei Stunden konnte das Schiff in den Hafen geschleppt wurden.

Nach Darstellung der Reederei war verunreinigter Treibstoff die Ursache für den Ausfall der Maschine. Die 28 Jahre alte Express Artemis, die auf Anordnung der Hafenpolizei vorerst nicht auslaufen darf, gehört, wie die am Dienstag gesunkene Express Samina, der Reederei Minoan Flying Dolphins, einer Tochtergesellschaft des griechischen Transportkonzerns Minoan Lines.

Bereits vergangenen Monat war ein Tragflügelboot der Reederei vor der Insel Ägina in Brand geraten. Die 76 Passagiere wurden in letzter Minute von Fischerbooten gerettet. Daraufhin stellte die Küstenwache Sicherheitsmängel auf mehreren Schiffen der Gesellschaft fest.

Durchsagen nur auf Griechisch

Großes Glück hatten die Menschen an Bord der Express Artemis, weil sich der Maschinenschaden so dicht vor dem Hafen ereignete und nicht auf offener See, wo zum Zeitpunkt des Unglücks starke Winde wehten. Deutsche Passagiere erhoben den Vorwurf, die Mannschaft habe sich nicht um die verängstigten Fahrgäste gekümmert, alle Durchsagen seien nur in griechischer Sprache gemacht worden. Ein Sprecher der Reederei erklärte dazu dem Tagesspiegel, er wisse nicht, "was da durchgesagt und was nicht durchgesagt wurde, weil ich nicht selbst an Bord war". Es sei aber vorgeschrieben, in Notfällen auch Ansagen in englischer Sprache zu machen.

Unterdessen haben am Freitag Taucher im Wrack der vor vier Tagen gesunkenen Express Samina sieben Leichen entdeckt. Weitere drei Ertrunkene wurden am Ufer der Insel Paros gefunden. Damit hat sich die Zahl der Opfer auf 75 erhöht. Ob es weitere Vermisste gibt, ist unklar, weil die Reederei nicht genau weiß, wie viele Menschen an Bord der Fähre waren. Auch das wirft ein bezeichnendes Licht auf die merkwürdigen Zustände bei der Gesellschaft Minoan Flying Dolphins, die im griechischen Inlands-Fährverkehr eine monopolähnliche Stellung hat.

Die Express Samina war am Dienstagabend vor Paros mit voller Fahrt auf ein 23 Meter hohes Riff gelaufen und binnen 45 Minuten untergegangen. Der Kapitän soll zum Zeitpunkt des Unglücks in der Bar gesessen und sich das Champions-League-Spiel zwischen dem Hamburger SV und dem griechischen Club Panathinaikos angesehen haben.

Alle Fähren werden überprüft

Nach dem Unglück berichteten Passagiere, der Kapitän habe als einer der Ersten das sinkende Schiff verlassen. Gegen ihn und drei weitere Besatzungsmitglieder wird jetzt ermittelt. Über eine mögliche Anklage wegen Totschlags oder fahrlässiger Tötung wird ein Untersuchungsrichter am Sonntag entscheiden.Die Reederei erklärte sich inzwischen bereit, allen überlebenden Passagieren der "Express Samina" eine Entschädigung von 50.000 Drachmen (knapp 290 Mark) zu zahlen und für die Beerdigung der Opfer aufzukommen.

Der Oberstaatsanwalt beim Athener Landgericht hat am Freitag sofortige Sicherheitsüberprüfungen aller griechischen Fährschiffe angeordnet. Die Gewerkschaft der griechischen Seeleute erhob erneut schwere Vorwürfe gegen die Reedereien. Viele Schiffe seien überaltert und in sehr schlechtem Zustand. Besatzungsmitglieder, die Sicherheitsmängel melden, liefen Gefahr, ihren Job zu verlieren, sagte der Gewerkschafts-Vorsitzende Jannis Manoussojannakis.

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