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Ernst August von Hannover: Adel ohne Verpflichtung

Adel verpflichtet“ ist auch eine schöne Ersatzformel dafür, dass es ihn in Deutschland seit dem Ende des 1. Weltkriegs nicht mehr gibt. Ein Kommentar von Elisabeth Binder

Adel verpflichtet“ ist auch eine schöne Ersatzformel dafür, dass es ihn in Deutschland seit dem Ende des 1. Weltkriegs nicht mehr gibt. 1919 wurde er per Gesetz abgeschafft. Die alten Titel sind zwar noch Bestandteil der bürgerlichen Namen und werden mit mehr oder weniger Stolz zur Schau getragen. Aber den Stand gibt es nicht mehr. Es reicht nicht mehr, in eine blaublütige Familie hineingeboren zu werden, um etwas zu sein. Den Stand in der Gesellschaft muss sich jeder selbst erarbeiten. Umso mehr ist vielen Trägern alter Namen daran gelegen, mit guten Werken zu unterstreichen, dass sie gute noble Herzen besitzen und alte Werte und Tugenden wie Haltung und Großzügigkeit, Disziplin und Demut weitertragen.

Ernst August Prinz von Hannover ist es zu verdanken, dass die heutige Gesellschaft immer mal wieder darauf gestoßen wird, warum unter anderem der Adel abgeschafft wurde, wie gut und richtig das war, und wie dankbar die Nachgeborenen dafür sein müssen. Er ging als Prügel- und Pinkelprinz durch die Gazetten und erreicht nun neue Höhen trauriger Berühmtheit. Die „Bunte“ zeigte Bilder, wie er in aller Öffentlichkeit seine Ehefrau Caroline von Monaco schwer demütigt, indem er an einem öffentlichen Strand eine Frau küsst.

Sicher, dass sich die Leute prügeln, kommt in den besten Kreisen vor. Eine Vorstrafe wegen gefährlicher Körperverletzung ist allerdings nicht ganz so verbreitet. Dass jemandem gerade nicht klar ist, dass er auf einer Weltausstellung gegen den türkischen Pavillon pinkelt, kann auch einem Analphabeten leicht passieren. Und Frauen werden betrogen immer und überall auf der Welt. Ernst August von Hannover hat sich freilich darauf eingelassen, ein öffentliches Leben zu führen. Dabei zeigt er aller Welt eine Geisteshaltung, die sagt: „Mir kann’s egal sein, was die Leute von mir denken. Ich darf alles. Ich kann alles.“ Normale Menschen haben Schamgrenzen, die verhindern, dass sie Hochmut, wenn sie denn davon gepackt sind, öffentlich zur Schau stellen. Ernst August führt die finsteren Seiten, die der Adel als Stand eben auch hatte, so intensiv vor, als sei es seine Lebensaufgabe. Vielleicht ist sie das.

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