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Erstochene Ägypterin: Täter wollte auch den Ehemann töten

Nach dem gewaltsamen Tod einer Ägypterin im Landgericht Dresden ist der Haftbefehl gegen den Täter erweitert worden. Er soll versucht haben, auch ihren Ehemann zu töten

"Über den Vorwurf des Mordes an Marwa El-Sherbini hinaus besteht gegen ihn inzwischen auch der dringende Tatverdacht des versuchten Mordes an deren Ehemann", gab Oberstaatsanwalt Christian Avenarius bekannt. Einzelheiten wollte er vor Erhebung der Anklage nicht mitteilen. Mit einem Prozess wird Ende 2009 oder Anfang 2010 gerechnet.

Die schwangere Ägypterin, die einen dreijährigen Sohn hinterlässt, wurde am 1. Juli in einem Prozess am Landgericht Dresden von dem 28-jährigen Alex W. mit 18 Messerstichen getötet. Ihr 32-jähriger Ehemann erlitt schwere Verletzungen, als er seine Frau schützen wollte. Neben Messerstichen erlitt er auch Verletzungen durch einen Schuss, den ein Polizist irrtümlich auf ihn abfeuerte.

Das Motiv für die Tat des Alex W. soll Ausländerhass gewesen sein. Der Täter, ein Russlanddeutscher, hatte Marwa El-Sherbini im Sommer 2008 auf einem Dresdener Spielplatz als "Islamistin", "Terroristin" und "Schlampe" beleidigt. Er wurde zu einer Geldstrafe verurteilt, nachdem ihn die Frau wegen Beleidigung angezeigt hatte.

Da er die Strafe nicht akzeptierte, wurde ein Berufungsverfahren angesetzt, in dem die Ägypterin lediglich als Zeugin auftrat. Nachdem sie ausgesagt hatte, kam es zu dem Angriff. Nach Angaben des Tagesspiegel soll der Täter kurz vor der Attacke Sympathien für die rechte Partei NPD geäußert haben. Nach bisherigen Erkenntnissen war Alex W. jedoch kein Mitglied der NPD oder einer ihrer Unterorganisationen.

Medienberichten zufolge geht es dem schwer verletzten Ehemann wieder besser. Er konnte inzwischen die Intensivstation verlassen und soll in einer Rehabilitationseinrichtung weiter betreut werden. Der Mann hatte am Max-Planck-Institut für Molekulare Zellbiologie und Genetik in Dresden geforscht und gerade seine Doktorarbeit über Zellteilungen abgeschlossen. Seine Frau arbeitete in einer Dresdner Apotheke.

Die Bluttat löste in der islamischen Welt Empörung, Wut und Trauer aus. Im Iran und in ihrer Heimat gilt die Ägypterin als Märtyrerin. Vereinzelt wurden auch Rufe nach Vergeltung laut. Vorübergehend geriet die Bundesregierung in die Kritik, weil sie anfangs angeblich den Mord nicht klar verurteilte. Die Regierung wies das zurück.

In Dresden entbrannte nach der Tat eine Debatte über Ausländerfeindlichkeit. In der Elbestadt, die sich gern als weltoffen preist, sind Pöbeleien Rechtsextremer gegen Ausländer keine Seltenheit. Wiederholt gab es gewaltsame Übergriffe. Der Ausländerrat bescheinigte der Stadt ein Rassismus-Problem. Mit einer Trauerfeier gedachte die Stadt am 11. Juli der Ägypterin. Als Zeichen des Mitgefühls und zur Mahnung trugen viele der rund 1500 Gäste weiße Rosen.  

Quelle: ZEIT ONLINE, dpa, tos

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