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Panorama: Es bleiben Träume

Für ferne Ziele fehlt der bemannten Raumfahrt das Geld

Kaum hatte Neil Armstrong 1969 als erster Mensch einen fremden Himmelskörper betreten, da brannten Raumfahrt-Enthusiasten bereits auf die nächste Reise: zum Mars. Der Mars ist mal 60, mal 400 Millionen Kilometer von der Erde entfernt, der Mond „nur“ 400000 Kilometer. Doch schon den Mond haben die Amerikaner nur dank einer Anstrengung erreicht, die sowohl in technologischer als auch in finanzieller Hinsicht ohnegleichen ist. Nach dem Apollo-Progamm waren die Steuerzahler nicht mehr bereit, ein ähnliches Projekt zu unterstützen.

Heute fliegen Astronauten nicht mehr zu fernen Himmelskörper, sondern begnügen sich mit 400 Kilometern Höhe. In diesem Abstand baut die Weltgemeinschaft seit einigen Jahren eine mehr als 100 Meter lange Raumstation auf. Es ist ein technisch äußerst anspruchsvolles und mit rund 100 Milliarden Dollar sehr kostspieliges Projekt, an dem sich 16 Nationen beteiligen. Das Space-Shuttle ist das wichtigste Transportfahrzeug zur Raumstation.

Das Shuttle soll die zylinderförmigen Bauteile für den mehr als 400 Tonnen schweren Komplex nach und nach ins All verfrachten. Es muss auch die Astronauten hin- und zurückbringen, ihre Versorgung sicherstellen und wissenschaftliche Experimente unterstützen. Und es hat nicht zuletzt die Aufgabe, die Raumstation, die im Laufe der Wochen langsam, aber kontinuierlich sinkt, immer wieder auf eine sichere Höhe zu hieven. Nach dem Absturz der Columbia verbleiben den USA noch drei Raumfähren, die die Aufgabe zusammen mit sowjetischen Raumtransportern übernehmen müssen. Bis zum nächsten Shuttle-Start können viele Monate vergehen. Und Experten gehen davon aus, dass die Raumstation eine Weile ohne Besatzung bleiben könnte, sobald die jetzige Crew zurückgekehrt sein wird.

US-Präsident George Bush hat bereits angekündigt, der Weltraumbehörde Nasa für das Haushaltsjahr 2004 rund 500 Millionen Dollar mehr zur Verfügung stellen zu wollen, um die Shuttleflotte zu modernisieren. Eine solche Generalüberholung nach der Explosion der Challenger hatte im Jahr 1986 2,5 Milliarden Dollar gekostet. Für den Bau einer neuen, vierten Raumfähre, der Endeavour, gaben die Amerikaner damals weitere drei Milliarden Dollar aus. Solche Investitionen sind derzeit nicht in Aussicht.

Schon vor dem Columbia-Absturz hatte die Nasa das Programm so weit abgespeckt, dass von den ursprünglichen Plänen nicht viel übrig geblieben ist. Nasa-Chef Sean O`Keefe, der vor zwei Jahren zum Nachfolger von Daniel Goldin berufen wurde, nachdem die Nasa ihr Budget um fünf Milliarden Dollar überzogen hatte, hat sich zu einem strikten Sparkurs verpflichtet. Die Fertigstellung der Raumstation verschiebt sich daher immer weiter, die Forschung droht eine immer geringere Rolle zu spielen.

Gegen die Absicht 0`Keefes, die Besatzung der Raumstation von sechs auf drei Astronauten zu reduzieren, haben andere Staaten protestiert. „Mit dreien ist das angestrebte Ziel der Raumstation nicht zu erreichen“, sagt der deutsche Astronaut Reinhold Ewald.

Im Moment gibt es nur eine russische Rettungskapsel für drei Astronauten. Es wäre aber denkbar, dass eine zweite Sojuskapsel hinzukäme, sagt Sigmar Wittig, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt. „Das ist finanziell vielleicht machbar.“ Nur ein Verbindungsmodul gebe es dafür noch nicht.

Ob ein Shuttle dauerhaft als Rettungsfahrzeug mit der Raumstation verbunden bleiben kann, ist nach dem Absturz vom Sonnabend mehr als fraglich. Und damit bleibt auch offen, wie man auf der Raumstation sinvoll forschen kann. Die kleine Crew wäre mit Wartungsarbeiten weitgehend ausgelastet.

In den USA arbeiteten viele Forscher mittlerweile daran, ihre Experimente weiter zu automatisieren, so dass der Mensch auf der Raumstation möglichst wenig gebraucht wird, berichtete das US-Fachmagazin „Science“. Seit der Mondlandung haben sich die Ziele der bemannten Raumfahrt verändert. Der Mond ist heute weiter weg denn je.

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