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Signale aus dem All. Das Allen Telescope Array in Kalifornien, hier aufgenommen in der Abenddämmerung, hat die Aufgabe, Zeichen extraterrestrischer Lebensformen aufzufangen. Foto: picture-alliance/Karsten Lemm

© picture-alliance / Karsten Lemm

Panorama: Es steht in den Sternen

Außerirdisches Leben: Wissenschaftler suchen seit Jahren, bisher vergebens – aber das muss nichts heißen.

Außerirdische haben eine Vorliebe fürs Landleben. Anders lässt es sich kaum erklären, dass Ufo-Sichtungen auffallend häufig aus dünnbesiedelten Gegenden gemeldet werden: Der Mittlere Westen der USA, aber auch Bayern oder die Weiten Russlands scheinen beliebte Destinationen kosmischer Kaffeefahrten zu sein. Aus Großstädten hingegen werden vergleichsweise wenig Überflüge oder gar Landungen gemeldet. Obwohl dort viel mehr Menschen wohnen und es umso wahrscheinlicher ist, Aliens zu sichten. Vielleicht gibt es aber auch gar keine Ufos und die Lichterscheinungen werden beispielsweise von verglühenden Meteoriten oder Weltraumschrott hervorgerufen?

Eine Arbeit des wissenschaftlichen Dienstes des Bundestages könnte darüber Auskunft geben. Doch das Dossier, in dem es unter anderem um die Suche nach außerirdischem Leben geht, wurde der Öffentlichkeit vorenthalten. Wie berichtet, klagte Frank R. dagegen beim Berliner Verwaltungsgericht, das nun in seinem Sinne entschied.

Noch ist das zehnseitige Dokument nicht einzusehen. Vermutlich wird darin ähnliches zu lesen sein, wie in der Antwort des Weißen Hauses auf entsprechende Anfragen. „Die US-Regierung hat keinen Beweis dafür, dass irgendeine Art von Leben außerhalb unseres Planeten existiert. Oder dafür, dass außerirdische Wesen irgendein Mitglied der menschlichen Rasse kontaktiert oder angesprochen haben“, teilte Phil Larson vom Wissenschaftsdienst des Weißen Hauses vor vier Wochen mit.

Das Schlüsselwort darin ist Beweis. Es gibt viele Wissenschaftler, die es für sehr unwahrscheinlich halten, dass im gesamten Universum ausgerechnet die Erde der einzige Platz sein soll, an dem es Leben gibt. Allein unsere Heimatgalaxie, die Milchstraße, besteht aus mehreren hundert Milliarden Sternen. Wahrlich nicht um alle, aber immer noch um unvorstellbar viele dieser Sterne kreisen Planeten. Viele davon sind Gasriesen, die vermutlich kein Leben ermöglichen. Dennoch bleiben unzählige felsige Brocken, die wörtlich eine Basis für biologische Vorgänge bieten können. Gewiss braucht Leben noch weitere Voraussetzungen: Zum Beispiel ein fluides Medium, um Stoffe zu transportieren. Bei uns hat sich Wasser bewährt, vielleicht kommen aber auch Kohlenwasserstoffe in Frage. Auch das Klima sollte einigermaßen passen. Auf Planeten, die zwischen Tag und Nacht Temperaturunterschiede von einigen hundert Grad Celsius durchmachen, werden es Kreaturen schwerer haben als auf der Erde.

Auf der anderen Seite kennen wir nur das Leben auf der Erde – und selbst das noch lange nicht genau, wie immer neue Funde von Mikroorganismen im ewigen Eis, an kochend heißen Quellen oder kilometertief im Gestein belegen. Für eine Vorstellung davon, wie Biologie auch ganz anders funktionieren könnte, ist unsere Sicht- und Denkweise wohl vielfach zu beschränkt.

Warum haben wir dann trotzdem keine handfesten Beweise für fernes Leben? Ein wesentlicher Grund sind die gewaltigen Entfernungen. Es ist ziemlich sicher, dass es derzeit innerhalb des Sonnensystems keine Zivilisation gibt, die clever genug ist, um durchs All zu reisen. Der nächste Stern, Proxima Centauri, ist bereits 4,2 Lichtjahre von uns entfernt. Selbst wenn es dort Planeten geben sollte – danach sieht es bisher aber nicht aus –, müssten eventuell vorhandene Lebewesen wahnsinnig schnelle Raumschiffe haben, um uns in nach annehmbarer Reisezeit besuchen zu können. Vier Jahre braucht ja schon das Licht, ein bemanntes Vehikel würde ein Vielfaches benötigen. Zum Vergleich: Die Sonde Voyager-1, die vor 34 Jahren gestartet wurde, hat in dieser Zeit eine Strecke von 18 Milliarden Kilometern zurückgelegt. Ein Lichtteilchen schafft das in 13 Stunden. Je weiter ein Planet entfernt ist, umso unmöglicher wird es für seine Bewohner, uns zu besuchen.

Aber vielleicht verrät sich eine ferne Zivilisation durch Funkwellen. Auf dieser Idee gründet das „Seti“-Projekt (Search for extraterrestrial intelligence), bei dem seit April 1960 mit Radioteleskopen der Himmel nach verräterischen Signalen abgesucht wird. Jahrzehntelang gab die amerikanische Regierung Geld dazu, inzwischen muss sich das Seti-Institut im kalifornischen Mountain View allein finanzieren. Der Microsoft-Gründer Paul Allen steckte zusammengenommen fast 25 Millionen Dollar in das Projekt, auch der „E.T.“-Regisseur Steven Spielberg und die Schauspielerin Jodie Foster („Contact“) halfen, hinzu kommen zahlreiche Privatspenden von Enthusiasten.

Das Geld ist zwar immer wieder knapp, doch die breite Unterstützung zeigt, wie viel Begeisterung die Suche nach außerirdischem Leben hervorrufen kann.

Diesen Umstand nutzen auch Wissenschaftler, die mit vergleichsweise „rationalen“ Forschungsvorhaben antreten. Dazu gehört beispielsweise das „Mars Science Laboratory“, ein Marsroboter der Nasa, der letztes Wochenende gestartet wurde und vom nächsten Sommer an den Roten Planeten weitaus genauer untersuchen soll als es mit bisherigen Geräten möglich war. Immer wieder wurde im Vorfeld der Mission darauf hingewiesen, dass der Roboter nach Hinweisen auf biologische Vorgänge suchen soll.

„Die Akzeptanz für die Behauptung, es gebe Leben auf dem Mars, steigt kontinuierlich“, sagte Andrew Steele, einer der beteiligten Forscher auf einer Fachtagung im Februar. „Auch deshalb bekommen wir Geld für die Erkundung des Planeten.“ Das birgt allerdings auch eine Gefahr: Denn so entstehen Erwartungshaltungen, die die Arbeit der Forscher beeinflussen können.

Doch selbst ein explizites Ergebnis-Wunschdenken, das man den Seti-Leuten ohne weiteres nachsagen kann, half ihnen bisher nicht weiter. Keine Spur von fremden Zivilisationen.

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