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Panorama: Es war doch Übermüdung

Reisende berichten, der Busfahrer habe sich während der Fahrt mehrfach die Augen gerieben

Mons/Brüssel (dpa). Übermüdung des Fahrers war wahrscheinlich die Ursache für das schwere Busunglück in Belgien, bei dem am Samstag zehn Deutsche und eine Bosnierin um Leben gekommen sind. Das hätten Untersuchungen an der Unfallstelle und Zeugenbefragungen ergeben, sagte der zuständige Staatsanwalt Claude Michaux am Montag in Mons.

Auch der Fahrer des völlig ausgebrannten Reisebusses aus Franken starb in den Flammen. 37 Menschen konnten sich retten.

„Das ist mit Abstand der schlimmste Unfall in der Region, an den ich mich erinnern kann“, sagte der Bürgermeister des Unfallorts Hensies, Eric Thiebaut. „Auch die Feuerwehrleute haben so etwas noch nie gesehen.“ Erst zwei Tage nach dem Unglück war die Identität der verkohlten Opfer geklärt. In einer Trauerfeier wollen Angehörige und Rettungskräfte an diesem Dienstag von den Toten Abschied nehmen.

„Die Ursache des Unglücks liegt nach den bisherigen Erkenntnissen in menschlichem Versagen, anders gesagt: Der Fahrer ist wohl kurzzeitig eingeschlafen“, sagte Staatsanwalt Michaux. Mehrere Überlebende des Unglücks hätten beobachtet, wie der 49-Jährige blinzelte und sich wiederholt die Augen rieb. Um 5.23 Uhr am Samstagmorgen krachte der Bus an der belgisch-französischen Grenze bei Hensies in eine Fahrbahnabsperrung aus Beton und fing Feuer.

Die Wucht des Aufpralls deute auf eine hohe Geschwindigkeit des deutschen Reisebusses hin, erläuterte Michaux. Die Aussage eines Lastwagenfahrers bestätige dies: Der Zeuge war laut Tachoscheibe mit Tempo 100 unterwegs, als der Bus eines fränkischen Unternehmens ihn waghalsig überholte. Der Bus sei „keine gerade Linie“ gefahren, sagte der Fahrer aus. Er habe dem Unglücksbus noch ein Signal mit der Lichthupe nachgeschickt.

Der raschen Reaktion des zweiten Fahrers war es zu verdanken, dass er und 36 weitere Insassen das Inferno überlebten. Für elf Menschen aber endete der Adventsausflug nach Paris mit dem Tod. Das jüngste Opfer war erst 18. „Die schreckliche Szene, wie ein Junge nach seiner sterbenden Schwester im Bus ruft, werde ich nie vergessen“, sagte der spanische Lastwagenfahrer José Ottero der Zeitung „Het Laatste Nieuws“.

Schock und Trauer sitzen tief: Zur gemeinsamen Trauerfeier in der Leichenhalle von Bossu, zu der Bürgermeister Thiebaut die Angehörigen der Opfer einlud, sollen neben den Rettungskräften auch Psychologen kommen. Unmittelbar nach dem Unfall war bereits am Samstag der belgische Prinz Philippe nach Hensies geeilt, um den Überlebenden Trost zu spenden.

Auch die Einwohner der kleinen Grenzgemeinde im armen belgischen Hennegau reagierten vorbildlich. Spontan boten sie ihre Hilfe an, als sie von dem Unglück im Morgengrauen erfuhren. Wer deutsch konnte, sprang sofort als Übersetzer ein.

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