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Papaya: Kantstraße 122, Charlottenburg. Telefon 31997572, Mo bis Sa ab 11, So ab 12 Uhr.

© Kai-Uwe Heinrich

Kolumne: Von Tisch zu Tisch: Wels mit Chili-Knoblauch-Sauce im "Papaya"

Das „Papaya“ hatte uns ein Fan des noch jungen Restaurants in der Kantstraße empfohlen. Von außen wirkt es bescheiden, fast wie eine Garküche. Aber eine von Folklore geprägte aufwendige Ausstattung ist nicht unbedingt ein Zeichen dafür, dass ein Lokal besonders authentisch ist.

In dem gut gefüllten Restaurant war unser Tisch der einzige ohne asiatische Gäste. Es gibt im vorderen Bereich Sitzbänke mit Kissen, ansonsten einfache Tische mit Glasplatten drauf und schlichte Holzstühle mit Rückenlehnen. Am Eingang zur Küche, in der ein Team von grünweiß uniformierten Köchen werkelt, verbreitet ein ambulanter Ofen Wärme, und im hinteren Teil des Raumes gibt es für Kinder einen eigenen kleinen Tisch.

Zu den Spezialitäten aus dem Isaan, einer im Nordosten des Landes gelegenen Region, gibt es eine Vielfalt an asiatischen Getränken. Als Konzession an den europäischen Geschmack werden drei verblüffend gut ausgesuchte offene Weine angeboten. Neben einem französischen Rosé sind das ein weißer Riesling aus ökologischem Anbau in Rheinhessen und ein Rioja aus Tempranillo-Trauben, der sogar ganz zart nach Barriqueausbau schmeckt. Auf Qualität legt man hier offensichtlich Wert, dazu gehört auch das Bekenntnis, dass nur Neuland-Fleisch aus artgerechter und umweltschonender Tierhaltung verarbeitet wird.

Auf die „Suppe mit Innereien und Blut vom Schwein“ verzichteten wir trotzdem ebenso wie auf die „Suppe mit Fischmagen“, man sollte seine eigene Identität nicht verleugnen, wenn man die Küche einer anderen Kultur möglichst echt genießen will. Da war die klare Suppe mit Hähnchenfleisch genau richtig. Die war nicht mal richtig klar, sondern orangemeliert von vielen gut eingesetzten Gewürzen und angereichert mit nicht zu knapp dosierten frischen Pilzen, schneeweißen, zarten Hähnchenfetzen und leuchtend grünen frischen Kräutern mit Koriander als Kopfnote. Eine bauchige Schüssel voll mit köstlicher, aromenreicher heißer Suppe, das entspricht wohl sehr der thailändischen Art des Genießens. Es muss so lecker sein, dass man die Umgebung darüber vergisst. Und das war nur die kleine Portion (3,20 Euro). Dafür nimmt man Verständigungsprobleme mit der ansonsten sehr netten Kellnerin gerne in Kauf, die unsere komplizierten Fragen nicht alle beantworten konnte und auch nicht den Ehrgeiz hatte, uns beiden die Speisen jeweils gleichzeitig zu servieren.

Höchst interessant schmeckten die vier dicken, kleinen Sauerwürstchen aus Schweinefleisch mit scharf gewürztem Weißkohlsalat und Möhrenschnitzereien. Man wird da schon satt von dem abenteuerlichen Bogen zwischen Speck und erfrischender Säure (5 Euro). Der Bauch wird sodann wirklich gut aufgefüllt mit „Rad Nah Gung“. Das Gericht besteht aus einer großen Portion weich gekochter Reisbandnudeln mit schwarzer Bohnensauce und appetitlichen, rosigen Garnelen obenauf (8 Euro). Drei Chilischoten warnen nicht ganz zu Unrecht vor „Yam Pla Duk Fu“, dem gehackten, kross gebratenen Fleisch vom Wels mit Chili-Knoblauch-Sauce. Die Konsistenz des Wels’ sollte man sich nach Art von Engelshaar-Frittiertem vorstellen, schön knusprig knackig und als Fisch nur unscharf erkennbar, ein Bett von Salat gehört dazu und eine großzügige Garnitur von Gemüsestücken und Cashewkernen. Etwas später wird noch eine Pyramide aus Klebereis aufgetragen. Alles sehr köstlich, aber scharf.

Was würde sie denn an unserer Stelle als Nachtisch nehmen? Strahlend offerierte uns die Kellnerin eine Box mit Süßigkeiten, die ein bisschen an Eiskonfekt erinnerten, kleine weiße Würfel, zierlich verpackt in grünen Blättern, die wir auf einem eigenen Teller ablegen sollen. Die süße Kokos-Reismehl-Geleefüllung löffelt man da vorsichtig heraus. Und wenn man satt ist, packt man den Rest einfach ein, die Mitnehmschachtel ist ja schon vorhanden. Ein praktisches Restaurant mit gutem Preis-Leistungs-Verhältnis. Außerdem ist diese jüngste Neugründung der anderswo schon präsenten Papaya-Betreiber ein Ort, an dem man gut versteht, warum Asiaten belegte Brötchen und Sandwiches schon als Snack kaum durchgehen lassen, geschweige denn als Mahlzeit.

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