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Restaurant Duke im Ellington Hotel, Nürnberger Straße 50–55, Tel. 683 154 000, Mo–Sa 11.30–23 Uhr.

© Kai-Uwe Heinrich

Restaurantkritik: Duke

Kartoffelespuma à la Vichysoisse.

Am Namen kann es ja eigentlich nicht liegen. Aber irgendetwas fühlt sich zutiefst urban an, wenn man in dem denkmalgeschützten Restaurant sitzt mit den vielen Schwarz-Weiß-Fotos an der Wand oder im schönen Innenhof. Die Atmosphäre erinnert ein bisschen an die große Zeit der New Yorker Hotelrestaurants. Der Raum ist weitläufig und luftig, von der offenen Showküche verirrt sich kein Geruch zu den elegant, aber dezent gedeckten Tischen.

Rasch wird ein kühler Riesling-Sekt aufgetragen (8 Euro), dazu köstliche frische Brotsorten, Butter und Kräuterquark. Dann kommt auch schon der Gruß aus der Küche des viel gelobten Florian Glauert. Zwei hübsche Fläschchen im Nostalgie-Look mit Blumenkohlschaum, außerdem ein schwarzes Brett mit Lachs und Artischockentüpfelchen. Großartig war das, aber leider wurden wir an dieser Stelle abgelenkt.

Wir hatten uns eine Weile überlegt, wo wir sitzen wollten, am Ende entschieden wir uns für einen Fensterplatz. Dann kam ein einzelner Herr und setzte sich unmittelbar neben uns, obwohl noch etliche andere Tische frei waren. Er raschelte ausführlich mit der Zeitung, fächelte immer wieder Luft in unsere Richtung. Auf unsere fragenden Blicke reagierten die Kellnerinnen nicht. Als der Mann seinen Salat gegessen hatte und endlich wieder weg war, fragten wir, warum man nicht wenigstens einen Tisch zwischen uns und ihm freigelassen habe. Der sei Stammgast, erfuhren wir, und säße sonst immer auf dem Platz, auf dem wir gerade saßen. Damit könnte man auch anders umgehen. Ein Reserviert-Schildchen aufstellen zum Beispiel. Oder man fragt den Mann, ob es ihm etwas ausmachen würde, auf einem anderen Platz zu sitzen. Wenn er bejaht, kann man immer noch versuchen, die Gäste auf seinem Stammplatz mit einem Glas Champagner zu bestechen, den Platz zu wechseln.

Zumal es wirklich schade ist, wenn man von den Köstlichkeiten abgelenkt wird, die da aufgetragen werden. Die marinierte Wassermelone kam mit zweierlei Ziegenkäse. Dazu gab es geräucherte Paprika und marokkanische Minze, ein leichtes, intelligentes Sommergericht, das mit seiner gut abgestimmten Aromenvielfalt überzeugte. Sehr interessant komponiert fand ich die Kombination aus Kartoffelespuma à la Vichysoisse mit Felsenpulpo, gebeiztem Kaninchen und Passe Pierre: Die Tintenfischkringel versteckten sich unter der sahnigen Kartoffelhaube, die Kaninchenstreifen waren drum herum drapiert und die grünen Passe-Pierre-Planzen wie Triumphstöcke oben aufgepflanzt. Noch etwas Lauch zur Seite, das wirkte und schmeckte fein und lecker zugleich, falls es diese Kombination überhaupt gibt.

Auch das Pasta-Gericht wirkte cool und angenehm. Hellgrüne Malfatti waren mit reichlich Sommertrüffeln überstreut, Mangold und Parmesan gaben etwas Gewicht dazu, aber es blieb doch ein heiterer Genuss ohne Reue. Ebenfalls exzellent schmeckte das Reh. Schulter und Rücken waren perfekt gegart und mit Kohlrabikugeln, Mispeln, Holunderblüten und gekräutertem Kartoffelpüree frisch und originell inszeniert.

Der lauwarme Heidelbeerkuchen zum Nachtisch kam in Gestalt von drei fingerhutgroßen Küchlein von nicht ganz fester Konsistenz auf einem angeschmolzenen Sorbet aus Fichtenspitzen, das sehr erfrischend wirkte, dazu Streusel von gerösteten Pinienkernen. Der angenehm überraschende Akzent, zweifellos ein Markenzeichen Glauerts, wurde auch bei den pittoresk arrangierten Variationen von Rhabarber mit weißer Schokolade erkennbar. Die warmen Topfenknödel sollten wir wegen des Effekts zuerst essen, empfahl die Kellnerin. Lustig fand ich die Idee, Dill dazuzuaddieren.

Das dreigängige Menü kostet 49 Euro, die Malfatti schlugen mit 18 Euro zu Buche, ein, wie ich fand, realistisches Preis-Leistungs-Verhältnis. Die sommerlichen Noten unterstrich ganz gut ein 2013er Rosé vom Chateau Pampelonne aus der Provence (38 Euro). Zum Abschluss gab es noch für jeden aus einem mit Blüten geschmückten Schiffchen jeweils eine Praline und ein Macaron. Modern, aber bodenständig, innovativ, aber nicht abgehoben. Ja, das geht.

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