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Ristorante La Forchetta, Koenigsallee 5b, Grunewald, Tel. 8928597, täglich von 12 bis 24 Uhr geöffnet.

© Kai-Uwe Heinrich

Restaurantkritik: La Forchetta

Tatar vom Rinderfilet mit Jakobsmuscheln.

Ein Restaurant in der Stadt – und auch noch schön gelegen? Mit Seeblick womöglich? In Berlin gibt es das hier und dort, sofern wir keine hohen Maßstäbe ans Essen anlegen. Aber selbst ältere Eingeborene sind überrascht, wenn sie oben am extrem befahrenen Rathenauplatz zweimal rechts abbiegen, halten – und dann mit ein paar Schritten auf einer lauschigen Terrasse über dem Halensee landen. Das Restaurant dazu firmiert seit langem als „La Forchetta“. Seit etwa einem Jahr gibt es einen neuen Betreiber, und der hat nun auch einen neuen Koch eingestellt, der einen guten Namen hat: Es ist Guido Vinci, der in der „Locanda Pane“ in Mitte durch eine originelle, gleichwohl stets erkennbar italienische Küche aufgefallen ist.

Eins ist leider nicht erneuert worden: die gelbstichige Ausstattung, die fern an die hohe Zeit der Toskana-Fraktion erinnert. Hussen, milchige Fliesen, wilde Bilder und Schnörkelgeländer, dazu Girlanden mit blauem LED-Licht und ein weißes Computer-Klavier: zugegebenermaßen italienisch, aber nicht schön. Obendrüber röhren Gianna Nannini und andere Größen der Italo-Sangeskunst, man sitzt in diffusem Schummerlicht und denkt: das nächste Mal lieber im Sommer auf der Terrasse.

Auch die Arbeit der Kellner ist eher von Pizzeria-hafter Nonchalance bestimmt; es gibt einen französischen Restaurantleiter, den wir aber nicht zu Gesicht bekommen haben. Das Brot ist gut, und weil nicht viel los ist, erreichen uns zügig die Vorspeisen, sehr modisch angerichtet in kleinen Häufchen auf Schiefer. Vitello tonnato „surprise“, nun ja, die Überraschung hält sich in Grenzen, das Kalbsfilet ist prima, und die Thunfischsoße keine traditionelle Mayo, sondern ein fluffiger Schaum, der deshalb leider kaum Geschmack entwickelt und dem traditionellen Rezept nichts hinzufügt als einen flüchtigen Effekt. Guter Salat.

Ambitionierter fällt das Tatar vom Rinderfilet mit Jakobsmuscheln aus, nicht zwingend in der Kombination, aber mit sehr guten Produkten zubereitet. Dazu gibt es rotes Schalottenconfit, harte grüne Bohnen und Karottenstreifen, eine Begleitung, die erkennbar auf Effekt und nicht auf Geschmack hinausläuft, wie sich überhaupt bei fast allen Gängen der Eindruck aufdrängt, dass hier das gute Handwerk durch zu viel Dekorationsgemüse überlagert wird.

Ausgezeichnet schmeckt das Risotto mit Pilzen, Safran, etwas Zitrone und Parmesanschaum. Es ist aus hervorragendem Acquerello-Reis präzise auf den Punkt gekocht, und nur Puristen werden einwenden, dass es ein wenig trocken gehalten ist, um selbstständig auf dem Teller zu stehen. Den Punkt trifft auch die Garung des Hirschrückenfilets, das in Begleitung eines weiteren Tatars und einer enormen Dekorationskarawane anrückt, zu der (nach meiner vagen Erinnerung) auch etwas Spinat mit einer Goldauflage gehört, leicht süßlich-fruchtige Soße, geschmacklich gut abgestimmt. Auch das Steinbuttfilet, nein, lassen wir das, es ist einfach schade, wenn man ein wunderbar leicht angebratenes Stück Fisch erwartet und dann eine überladene Komposition bekommt, in der es gerade irgendwie dahindämmert.

Das Lieblingsdessert des Hauses ist offenbar ein Schokotörtchen mit einer warmen, mit Szechuanpfeffer gewürzten Füllung plus Sternanis-Eis und Birnenkompott mit Ingwer – tatsächlich sehr köstlich. Auch das mit Spumante aufgegossene Ananassorbet haut hin, ein erfreulicher Abschluss ist hier also möglich. (Vorspeisen um 14, Hauptgänge um 25 Euro).

Die Weinkarte ist eine – angenehme – Kuriosität. Denn neben vielen italienischen Weinen gibt es auch gute deutsche und österreichische, und das ist zumindest bei den Weißen eine Bereicherung. Freundliche Kalkulation. Dennoch hatte ich mir insgesamt bedeutend mehr erwartet. Aber es mag sein, dass das ganz anders aussieht, wenn im Sommer der Mond über dem Halensee funkelt ...

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