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TEE: TEE

Die Geschichte des Berliner Teesalons klingt nach Happy End. Sie handelt von einer Frau, die beruflich einiges ausprobiert hat.

Die Geschichte des Berliner Teesalons klingt nach Happy End. Sie handelt von einer Frau, die beruflich einiges ausprobiert hat. Die erst Kosmetikerin lernt, dann kellnert, irgendwann ein bayrisch-marokkanisches Restaurant eröffnet und später einen Teeladen mit Café im Wedding. Tee ist schließlich ihre Leidenschaft. Vor sieben Jahren bekommt die Frau, Kristine Maerz ist ihr Name, dann das Angebot, Berlins schönstes Teegeschäft zu übernehmen. Seitdem steht sie in ihrem Reich, einem Laden mit geblümten Fliesen aus dem 19. Jahrhundert und verschnörkelten alten Regalen, deren Mitte sich unter der Last silberner Teedosen biegt. Auf dem Verkaufstresen steht immer ein Wasserkessel bereit, und über allem schwebt der Duft frisch gebrühten Tees. Raku-Schalen, Matcha-Besen und Tokoname-Kännchen verwandeln das verwinkelte Ladengeschäft, das an einer der zugigsten Ecken von Mitte liegt, in ein Paradies für Kenner.

Fast alle der 300 Teesorten im Laden sind Direktimporte aus Asien: Grüntees, Oolongs, Pu-Erhs und Darjeelings. Es sind seltene Sorten wie der leicht angeröstete Mi Lan Dancong aus der südchinesischen Provinz Guangdong oder Chun Ming aus Sichuan. Auf Deutsch heißt der Tee „königliche Augenbraue“, er duftet intensiv und schmeckt nach dem Aufgießen leicht bitter und süßlich. Aromatisierte Tees sind in dem Laden in der Minderheit.

Maerz nennt zu jeder Teesorte Anbaugebiete, Besonderheiten der letzten Ernte und empfiehlt Tees für alle Lebenslagen: Schwarztees, die beruhigen, oder Oolongs, die helfen, Wut in Gelassenheit umzuwandeln. Zur Verkostung gießt sie einen frisch geernteten Darjeeling auf, der sich in der Tasse als zart braune Flüssigkeit entpuppt, heller als ein Pils und von feinem, blumigen Duft. „Wunderbar, dieser Tee hat wirklich etwas Elfenhaftes!“, sagt Maerz. „Darjeeling ist flüssiges Glück.“ 100 Gramm der Teeblätter für das ganz spezielle, flüssige Glück kosten 22 Euro. Wer bei diesen Preisen die nicht königlichen Augenbrauen hochzieht, dem erklärt Kristine Maerz, dass sich die hochwertigen Tees bis zu achtmal aufgießen lassen. Und selbstverständlich führt der Laden auch schlichtere Sorten, von denen 100 Gramm weniger als 5 Euro kosten.

Es wäre wunderbar, wenn es ewig so weiterginge. Doch leider hat diese Geschichte kein Happy End. Bis Ende Oktober muss der Teesalon neue Räumlichkeiten finden. Der Mietvertrag wurde nicht verlängert, ein typisches Schicksal für Gewerbemieter in Mitte. Demnächst wird man die Teeraritäten vermutlich in einem anderen Bezirk erwerben können – und das Flair des Ladens wird Geschichte sein. Bis dahin sollte man die Zeit nutzen und dem alten Teesalon noch einen Besuch abstatten. Kirsten Schiekiera

Invalidenstr. 160, Mitte, Telefon 280 40 660, www.berliner-teesalon.de

Kirsten Schiekiera

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