zum Hauptinhalt
Westberlin: Bloß kein Schnickschnack!

© Promo

Imbisskolumne: Lecker in Westberlin

Auf eine Stulle, Quiche und Mandelkuchen. Das Angebot ist klein und fein.

An west-östlicher Berlin-Folklore mangelt es am Checkpoint Charlie wahrhaftig nicht. Ebenso wenig an Touristen. Nur nette kleine Lokalitäten sind an dieser Schmuddelecke rar. Da ist das „Westberlin“ ein solcher Lichtblick, dass man ihm selbst die DDR-Schreibweise verzeiht. Ein Lichtblick auch im wörtlichen Sinne, denn die Kaffeebar für jede Tageszeit ist ausgesprochen hell. Im vorderen Teil sitzt man quasi im großen Schaufenster, auf vielerlei Designerstühlen und -hockern. Der Wirt, Kai Bröer, ist eigentlich Architekt.

Man muss sich nicht setzen, alle Köstlichkeiten sind ready to go. Milchreis und Rote-Bete-Salat stehen schon im Plastikbehälter bereit, die Klappstullen sind in Butterbrotpapier gepackt, die Linsensuppe mit frischem Koriander muss nur noch in den Becher gefüllt, der Mandelschokokuchen in die Tüte geschoben, die Miniquiche aus ihrer kleinen Backform befreit werden. Alles selbst gemacht.

Third Wave Coffeeshop

Wer sich mehr Zeit nehmen und – ohne den üblichen Aufpreis – niederlassen möchte, bekommt einen Teller dazu. Frisch gepresster Orangensaft, Minztee mit echter Minze und Cappuccino werden von freundlichen Expats an die runden Tische gebracht. Manche kommen extra des Kaffees wegen ins „Westberlin“, das zu den „Third Wave Coffeeshops“ gehört, deren Bohnen heller geröstet sind.

Das Publikum, überwiegend jung und kreativ, ist mit Smartphone und Laptop beschäftigt, in Besprechungen vertieft oder liest. Und zwar auf Papier. Auf der Fensterbank liegen neben Zeitungen auch Zeitschriften wie „Architektur und Wohnen“ oder „Monocle“, die man sich selten selber kauft. Auch das Gedruckte gibt es to go, der hintere Teil der Kaffeebar ist zugleich Zeitschriftenladen, mit allem, was an Magazinen so angesagt ist.

Üppig belegt

Das Angebot ist klein und fein, an den ausgezeichneten Zutaten wird nicht gegeizt. Über dem Rucolasalat mit Birne, Gorgonzola und scharfer Senfvinaigrette (6 Euro) wurde bestimmt eine ganze Tüte Walnüsse ausgeleert. Saftig und körnig ist das Vollkornbrot dazu, das, wie die wunderbaren Zimtschnecken, von „Zeit für Brot“ kommt. Die Süßigkeiten sind nicht zu süß, die Stullen üppig und pfiffig belegt. Wie sagt eine junge Frau zur anderen beim Verlassen des Cafés: „Das war lecker!“

Adresse Friedrichstraße 215, 10969 Berlin-Kreuzberg, Tel. 030/259 227 45

Geöffnet  Mo–Fr 8.30–19 Uhr, Sa/So 10–19 Uhr
Im Netz  westberlin-bar-shop.de

Interessanter Nachbar  Nobelhart & Schmutzig, Friedrichstraße 218

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false