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Mit Darm oder ohne - die Currywurst-Glaubensfrage

© Daniel Bockwaldt, picture alliance / dpa

Von der HAND in den MUND: Zur Bratpfanne

Currywurst mit Tomatenketchup.

Von Andreas Austilat

Klingt seltsam, ist aber so: Eine gute Currywurstbude erkennt man bereits am Brötchen. Das darf nicht lieblos aus dem Plastiksack gezogen werden. Es muss knusprig sein, deswegen platziert es der sorgsame Bratmeister am Rand des Grills. In der Steglitzer „Bratpfanne“ werden die Brötchen dort unablässig nachgelegt. Ein gutes Zeichen.

Die Bude selbst steht wie ein Leuchtturm am Rand der Schloßstraße, LED-Leuchtbänder strukturieren das umlaufende Glasvordach, der Chromtresen wird so ringsum zum geschützten Tisch. Es folgt die Bestellung. „Eine Curry, bitte.“ Jetzt entspinnt sich folgender Dialog: „Mit Darm oder ohne?“ – „Mit.“ Ich halte diese Version für knackiger. Obwohl sie gepökelt und angeräuchert vielleicht etwas weniger bekömmlich ist als die nackte Variante. Und Currywurst-Historiker mögen einwenden, die Ur-Currywurst war ohne, weil es nach dem Krieg keine Wurstdärme gab, die man hätte essen sollen. In Ost-Berlin galt das ein bisschen länger, weshalb die Darmvariante dort immer noch für weniger authentisch gehalten wird.

Der Ketchup überzeugt durch Tomatigkeit

„Scharf oder normal?“, geht es weiter. Auf „scharf“ folgt die Frage „Chilipulver oder -körner?“. Auch das spricht für Liebe zum Detail. Ich wähle die normale Variante, um die Güte der Wurst besser einschätzen zu können. Sie ist angenehm würzig. Der Ketchup überzeugt durch Tomatigkeit, ist fruchtig, ohne zu süß zu sein.

Es gibt auch Hamburger (2,30 Euro) oder den Filetspieß (3), die Pommes (1,60) sind keine Tiefkühlware. Aber die Currywurst (1,90) ist der Topseller. Manche schleppen sie tütenweise weg. Das Verhältnis der Würste „mit Darm“ zu denen „ohne“ liegt bei etwa zwei zu eins.

Konnopke mag die älteste existierende Wurstbude sein. Currywurst macht man dort aber erst seit den 60ern. Günter Mosgruber, Bratpfannengründer, stand schon im November 1949 vor dem Titania-Palast, seine Frau Annemarie experimentierte derweil mit dem Ketchup, das Rezept rühren die Mosgrubers heute noch exklusiv für sich an. Wobei Sohn Matthias die Tradition fortführt. Jedenfalls können die Mosgrubers nur knapp von Herta Heuwer geschlagen worden sein, die der Überlieferung nach im September 1949 in der Kantstraße die Currywurst erfand. Ihre Bude ist längst weg. Schön, dass es die Mosgrubers noch gibt.

Schirm Schirmer nebenan

Adresse:   Schloßstraße/Kieler Straße, 12163 Berlin
Im Netz:   www.zurbratpfanne.de

Geöffnet  Mo–Mi 10–1 Uhr, Do–Sa, 10–2 Uhr, So 12–1 Uhr

Interessanter Nachbar:   Schirm Schirmer, Fachgeschäft für Schirme, Kieler Straße 6

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