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Von Tisch zu Tisch: Cookies Cream

Die Schwierigkeit beim Cookies Cream besteht erst einmal darin, es zu finden. Wenn man die und andere demütigende Erlebnisse, die einen als Spießer outen erstmal hinter sich gebracht hat, warten durchaus Gaumenfreuden: Zum Beispiel Parmesanknödel im Amalfi-Zitronensud.

Dazugehören, eingeweiht sein, präsent sein an den coolsten Locations: Als Cookies Cream seine große Zeit hatte in der Club-Szene waren das die Werte, nach denen alles strebte. Das ist ganz sicher der Grund, warum es einem auch heute noch schwer gemacht wird, das seit einem knappen Jahr am neuen Ort ansässige Cookies überhaupt zu finden. Bei der telefonischen Reservierung wird einem auch auf Nachfrage nicht geholfen, wahrscheinlich gilt es als total uncool, sich nach dem Weg zu erkundigen. Glücklicherweise gibt einem der nette Portier vom Westin Grand Hotel einen Tipp: „Nächste Einfahrt rechts und dann der Straße folgen.“ Es geht vorbei an einem überdimensionalen Kronleuchter, an grünen Müllcontainern, hinein in einen dunklen Ladehof. Über einer Tür an einer Laderampe blinken fröhlich weiße Glühlampen. Schilder fehlen zwar ganz, aber eine Klingel unten rechts öffnet die Tür und man gelangt über eine dämmerige Treppe ins Restaurant. Da man spießigerweise nur mit Nachnamen reserviert hat, ist offenbar gar nichts notiert worden, die Kellner wirken sehr entspannt bis ziemlich hängelig, aber weisen einem dann doch einen Platz zu, da es noch früh und daher nicht voll ist.

Das Ambiente könnte man als elegante Factory-Improvisation beschreiben: Nackter Betonfußboden, unzureichend weiß verputzte Backsteinwände, rote Polsterbänke und graue Hocker. Im Kontrast dazu stehen die mit weißen Stoffen und blitzenden Gläsern festlich gedeckten Tische, die dicken weißen Kerzen, die üppigen weißen Liliensträuße, die modernen Lampen und im Hintergrund die große Showküche im High-Tech-Design. Der freiwillig eingehaltene Dresscode der Gäste, Jeans und smartes Schwarz, passt sich nahtlos ein in diesen Stil. Origineller ist die Speisekarte, die eine kreative Variante der vegetarischen Küche annonciert. Gesunder Genuss ohne Reue ist der neue Luxus und mich wundert immer wieder, wie langsam sich das herumspricht.

Die kleine Karte umfasst jeweils fünf Vor- und Hauptgerichte und drei Desserts. Drei Gänge kosten 28 Euro. Vorweg gibt es Walnussbrot und grünen Hüttenkäse zu rosa Winzersekt (4,50 Euro). Die Weinkarte ist klein, aber pragmatisch sortiert. Der 2007er Federspiel Grüne Veltliner von Donabaum aus der Wachau erwies sich als leichter und anpassungsfähiger Begleiter zu den vegetarischen Schwelgereien (26 Euro).

Die betont fruchtige rote Paprikaessenz wird aus einem Glas erst bei Tisch über den von Mango und Sellerie umgebenen milden Ziegenfrischkäse geschüttet. Das setzt schon die hohe Tonlage, die von Aromenkontrasten lebt und fein geschnittene Elemente alter Hausmannskost mit den exotischen Mango-Einsprengseln gekonnt verbindet. Etwas behäbiger kommt der Taleggio im Brickteig daher, der milde italienische Käse ist gerade mal angeschmolzen und quillt cremig weiß und appetitlich aus dem Teig heraus. Dazu gibt es Schwarzwurzeln in feine Streifen geschnitten, Wildkräuter und leider sehr sparsam dosiertes fruchtiges und keinesfalls zu süßes Quitten-Hagebuttenmus.

Überraschend fluffig sind die Parmesanknödel. Der Käse macht sie pikant, aber nicht schwer, drängt sich auch geschmacklich nicht in den Vordergrund. Ein Amalfi-Zitronensud gibt den Knödeln eine überraschend frische Note. Dazu werden Korianderkarotten serviert, deren bäuerliche Bissfestigkeit vom Koriander ironisiert wird. Die roten Linsen im Strudelteig mit Walnusskrokant und Minze muten arabisch an und geben so einen pointierten Kontrast zum Champagnerkraut.

Die Desserts trumpfen auf als großes Finale. Köstlicher als ein i-Tupfer war die Pekan-Nusstarte mit sanftem Himbeereis, ganzen Himbeerfrüchten und Amarulasabayone. Das Schokoladentörtchen gewann vom angenehm zurückhaltenden Umgang mit Zucker. Dazu gab es Marzipan-Pfirsicheis und Pfirsichscheiben. Obwohl alles frisch und von Hand zubereitet war, kamen die Gerichte erstaunlich schnell. So wurde die Zeit auf dem grauen Höckerchen wenigstens nicht zu lang.

Cookies Cream, Friedrichstr. 158 (Eingang über den Hinterhof an der Behrenstraße), Mitte, Tel. 27 49 29 40, Dienstag bis Samstag ab 19 Uhr.

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