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La Mano Verde, Uhlandstr. 181–183, Charlottenburg, Tel. 82703120, Di. bis Sa. 12–15.30 und 18–23 Uhr.

© Kitty Kleist-Heinrich

Von TISCH zu TISCH: La Mano Verde

Bei betont elegantem Ambiente wird Risotto mit Kerbelpesto und Weißweinsauce serviert. Ob sich die vegane Küche damit in Berlin durchsetzen kann?

Das Ambiente ist schon mal betont elegant. Die Tische sind mit blitzenden Gläsern festlich gedeckt, es gibt brennende Kerzen und grüne Gestecke, außerdem eine offene Showküche. Der Raum ist für einen Donnerstagabend sogar ganz gut gefüllt mit überwiegend jungen Leuten.

Dabei ist die Lage des Lokals nicht einfach. Zwar ist die Kempinski Plaza ganz nah am Ku’damm gelegen. Aber in einen Innenhof verirren sich die Passanten nur schwer hinein, auch wenn er wirklich nur ein paar Schritte vom Boulevard entfernt liegt. Hier haben sich schon höchst erfahrene Gastronomen aus Hamburg und Stuttgart versucht – und jeweils nach einer Weile wieder aufgegeben. Jean-Christian Jury ist mit seinem Gourmet-Restaurant für Veganer freilich auch schon einige Male umgezogen. Angefangen hat er in Friedenau und hat zuletzt in Mitte Erfahrung mit abgelegenen Lagen gesammelt. Immerhin prangt in der Uhlandstraße nun ein riesiges Schild mit einem Hinweis auf das Restaurant.

Jury und sein Team haben es dankenswerterweise geschafft, sich wegzubewegen von den tristen Pasten und Sojaschnitzeleien, die lange das Image der veganen Küche bestimmten. Mit Obst und Gemüse und Kräutern lässt sich eben mehr zaubern, als es der ordinäre Fleischfresser für möglich hält. Eine samtig dicke Karotten-Ingwer-Suppe zum Beispiel mit frischen Kräutern und dazu noch glutenfrei, das war ein Angebot des Tages (6,50 Euro). Auch Allergiker dürfen sich hier also gut aufgehoben fühlen. Kunstvoll war die Vorspeise inszeniert: ein Ragout aus Auberginen und Tomaten, in zwei CurryKnusperbeuteln versteckt und angerichtet auf einem Papaya-Bett. Dazu gab es runde Lotuschips mit dekorativem Lochmuster. Nur den Ring des säuerlichen Dressings hätten wir vom Geschmack her verzichtbar gefunden (8,50 Euro).

Die Optik spielt in diesem Hause eine große Rolle. Auch der Mandel-Thymian Tempeh Tower sah aus wie ein kleines Kunstwerk. Der Sockel bestand aus Bärlauchpolenta mit Oliven-Kapern-Caponata, darauf geschichtet waren feine runde Mandelnussbrote. (16,50 Euro).

Der kleine Salat als Klassiker für die Mittagspause.

Risotto war hier geformt wie ein kleiner dicker Turm an der Seite eines wilden grünen Kräuter- und Blattsalates. Die Melange aus Pilzen bestand im Wesentlichen aus Austernpilzen und Champignons. Aromatisiert war das Ganze mit Kerbelpesto, Kräutern und Weißweinsauce (16,50 Euro)

Man muss auch sonst nicht auf sämtliche Laster verzichten. Natürlich gibt es Tee und Smoothies, erfreulicherweise auch frisch gepresste Säfte. Der Cremant wurde zwar in etwas seltsamen Gläsern serviert und prickelte schwer unter seinem stolzen Preis von 7,50 Euro, aber es gab ihn immerhin und außerdem eine kleine Auswahl an Bio-Weinen, wobei der Zweigelt unseren Geschmack nicht unbedingt traf, weil er so ein bisschen nach Landluft schmeckte, was eigentlich überhaupt nicht typisch ist für diese Art von Weinen (21,50 Euro).

Die Desserts sind ein Stolz des Hauses, zum Beispiel der glutenfreie Käsekuchen aus Mango, Cashewkernen und Limone. Etwas blass fanden wir Pflaumentrifle. Unter der Fruchtmousse verbarg sich in einem Glas eine große Portion Vanillecreme aus Sojasahne. Die Zimt-Muskatnusscrisps mit Haselnusscreme schmeckten aber ganz gut dazu (7,50 Euro).

Da ein Schwerpunkt auf Rohkost gelegt wird, sind viele Gerichte die traditionell warm serviert werden, hier natürlich kalt, zum Beispiel die Mille Feuille Lasagne aus Gemüse. Es gibt auch einen Business-Lunch, und da der kleine Salat sowieso ein Klassiker für die Mittagspause ist, wird auch hier eine Brücke für Einsteiger gebaut.

Auch wenn die Zahl der Fans langsam größer wird, muss die vegane Küche noch einige Klischees überwinden, teils sicher auch eine natürliche Abwehrhaltung gegenüber dem rigorosen Verzicht auf tierische Produkte. Bis dieser sich im Lande des Eisbeins flächendeckend durchgesetzt hat, werden noch viele Fische die Spree runterschwimmen – und die Angler dabei fürchten müssen.

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