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Von TISCH zu TISCH: Landlust

Lammrückenfilet mit Chorizo-Kartoffelpüree

Darf es grad noch mal ein Ausflugsrestaurant sein? Moment: Erst mal klären wir, was das eigentlich ist. Denn normalerweise schwingt bei diesem Begriff eine deutliche Geringschätzung mit: Schön gelegen, Küche zu ertragen. Für den jeweiligen Betrieb heißt das, dass im Oktober Schluss ist mit dem Geschäft, bis Ende März die Ausflügler wiederkommen.

Und das hätte die „Landlust“ in Körzin nicht verdient. Denn dieser sympathische Familienbetrieb, entlegen in der Nähe von Beelitz, sollte auch im grauesten November seine Gäste finden, selbst, wenn dann sein großes Plus, der unverstellte Ausblick von der Terrasse in die Körziner Wiesen, nicht zum Tragen kommt. Dieser Tage habe ich von dort den letzten Störchen beim Fliegen zugesehen, das allein war schon die weite und komplizierte Anreise wert. (Die B 246 von Stangenhagen im Osten her ist gesperrt, eine Umleitung gibt es nicht.)

Die „Landlust“ ist ein gemütlicher Hofladen mit Restaurant, das nur von Donnerstag bis Sonntag arbeitet. In diesem Rahmen erwartet der skeptische Gast allenfalls, dass man ihm ein paar Ziegenkäsewürfel mit Salat und trockenem Brot serviert, das ist hier ganz anders. Nicht, dass da einer Gourmetküche versuchen würde, jedenfalls nicht in der Art, die kreativ und gestylt und kompliziert auftritt. Aber eine so gute Kürbissuppe mit etwas Kürbiskernpesto und geräucherten Äpfeln habe ich selten bekommen, gradlinig, aromatisch, ohne Sahne und Babybreianmutung (5,20). Es gibt einen sauberen, intensiven Wildkräutersalat, eine kräftige Quiche von Ziegenkäse mit Äpfeln und Brombeeren (12,90). Und dann auch ein paar großzügig dimensionierte Hauptgerichte wie das Zanderfilet, sehr schön glasig und saftig, mit gebackenen Oliven-„Bonbons“ und einem kompakten Oliven-Kartoffelkuchen (16,90) oder prächtiges Lammrückenfilet mit Chorizo-Kartoffelpüree und Paprika (24,90).

Hier weiß die Küche, was sie tut, ohne in Verrenkungen zu verfallen, das macht das Ganze so sympathisch. Ambitionen verraten sogar die Desserts, schön schaumige „Berliner Luft“ mit Himbeersauce oder der warme Schokoauflauf mit Birnen und karamellisierten Walnüssen (5,90). Kleinigkeiten wie die Sprühsahne hier oder das Petersilienblatt dort ließen sich bemängeln – aber es passt in den etwas handgestrickten Stil des ganzen Hauses, der nicht auf letzte Perfektion getrimmt ist. Ein paar preisgünstige deutsche Weine runden das Vergnügen ab. Eine Entdeckung!

Von Entdeckung kann dagegen bei Matthias Buchholz keine Rede sein. Jeder, der sich in Berlin für Essen interessiert, hat mitbekommen, dass er nach einem Jahr Auszeit das kleine Restaurant im Gutshof Britz übernommen hat (nicht das im Schloss, sondern gleich um die Ecke). Große Gourmet-Küche wie seinerzeit im „First Floor“ ist nicht geplant, das war klar. Aber was nun genau passieren soll, wird sich erst noch zeigen müssen. Ich habe mich vorerst mit dem einfachen Programm zufriedengegeben, das dort jeden Tag ab 12 Uhr aufgetischt wird.

Und das war recht passabel, einfach konzipiert, professionell zubereitet, aber etwas gesichtslos, austauschbar. Die frischen Lachsvariationen mit Tatar, gebeiztem und geräuchertem Lachs sowie Roten Beten und ein paar Kräuter- und Saucenakzenten schmeckten sehr gut, allerdings bezweifle ich, dass hier draußen mit so abgezirkelten Petitessen ein Blumentopf zu gewinnen ist. Das gelingt schon eher mit den Tagliolini mit Pesto und Kirschtomaten, dem saftig-bodenständigen Rinderfilet oder dem Zanderfilet auf Spitzkohl mit Pfifferlingen (Hauptgänge um 20 Euro). Man geht keineswegs unzufrieden, denkt aber doch, dass ein Koch dieses Kalibers gern ein wenig mehr Profil zeigen könnte.

Möglicherweise tut Buchholz das in der ersten Etage des Gutshauses, wo Donnerstag, Freitag und Sonnabend abends sowie Sonntag mittags ein nur geringfügig teureres Drei-Gang-Menü aufgetischt wird. Davon bei Gelegenheit mehr. (Alt-Britz 81, Tel. 60034607).

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