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Von TISCH zu TISCH: Nanoosh

Rinderhack auf Hummus und Tahini.

Aus Investmentbankern kann doch noch was werden. Den kulinarischen Beweis dafür fanden wir im Nanoosh ganz nahe am Gendarmenmarkt. Das Programm des mediterran orientierten Restaurants wird bestimmt von Hummus und Tahini, dem Kichererbsenpüree und der Sesampaste. Hierbei muss es sich wohl um die Leibgerichte von David Kostman handeln, eben jenem Banker, der das erste Restaurant dieser Art vor einigen Jahren in New York entwickelte, und in der Zwischenzeit in New Jersey und vor einigen Monaten auch in Berlin Filialen eröffnete unter dem Motto „In Greens We Trust“. Biosoulfood in einem Fast Casual Restaurant lautete das Konzept, und das ist viel charmanter, als es zunächst klingt.

Man kann in dem geschmackvoll eingerichteten Lokal nämlich durchaus auch länger verweilen. Es gibt Sitzkissen und Windlichter, viel helles Holz und überhaupt ein modernes, gemütliches Ambiente. Auch die Sessel draußen sind bequem, und niemand drängt einen zur Eile. Der Rosé, ein fruchtig angenehmer Gris de Sables 2011 von der Domaine de Montcalm, Languedoc-Roussillon, war ein angenehm mußespendender Begleiter zum mediterranen Essen (17 Euro).

Die Suppe des Tages gibt es in Klein oder in Groß, dazu dunkles oder helles Pitabrot. Das helle schmeckte deutlich besser. Die Selleriesuppe hatte eine tief olivgrüne Farbe und den angenehmen Geschmack, der entsteht, wenn wirklich gute Zutaten verwendet werden (2,90 Euro). Noch besser war die kräftige Tomatensuppe mit Paprika und Zwiebeln und einer pittoresken Girlande aus Basilikum-Pesto (2,90 Euro). Sehr gut auch die Salate. Beim Quinoa-Salat mit Paprika, Zwiebeln, Preiselbeeren dominierte der Koriander-Geschmack, was sehr bekömmlich war (3,60 Euro). Der Tabuleh-Salat mit Minze, Granatapfel, Gurken, Tomaten, Zwiebeln und Petersilie schmeckte fast genauso gut. Vielleicht könnte man als Extra dafür noch einen Joghurt-Dip anbieten (3,80 Euro). Trotz moderner Maschinen, mit denen die Bestellungen elektronisch aufgenommen und dann vermutlich weitergegeben werden, gab es einige Missverständnisse. Zweimal kam zuerst das falsche Gericht. Da der Service insgesamt aber freundlich, kompetent und professionell war, machte das nichts weiter. Manches freilich scheint doch immer noch besser zu funktionieren, wenn man es analog erledigt. Insgesamt standen die Gerichte vergleichsweise rasch auf dem Tisch, da hat der Banker seine Mathematik im Griff.

Auch gut, dass die Zutaten erläutert werden. Nicht jeder weiß, dass es sich bei Quinoa um Andenhirse handelt, bei Bulgur um orientalischen Weizen und bei Za’Tar um eine orientalische Gewürzmischung. Umfangreich war das Hummus-Tahini-Wrap geraten, mit viel Salat und einem frischen und gesunden Geschmack (7,20 Euro), passend zum benachbarten Fitnessstudio. Star des Abends aber war Nanoosh-Hummus, eine köstliche Kombination aus exzellentem Rinderhackfleisch mit Zwiebeln und Champignons auf einem weichen Hummus-Tahini-Bett (9,40 Euro). Anschärfen ließ sich das mit roter Habanero-Chili-Sauce und grüner Jalapeño-Chili-Sauce. Das war keine übergroße Portion, aber sättigend und absolut köstlich. Man merkt dem ganzen Programm seinen Ursprung an. Es schmeckt nach New York. Das schienen auch etliche englischsprachige Gäste zu schätzen, die um uns herum saßen.

Die Kellnerin schaute nach bester amerikanischer Art immer mal wieder vorbei und fragte, ob alles in Ordnung sei. Dass man hier auch im deutlich sichtbaren Post-Teen-Alter noch geduzt wird, scheint zum Konzept des Hauses zu gehören.

Als Dessert gibt es libanesisches Gebäck mit verschiedenen Füllungen. Oder warmen Schokoladenkuchen „Nanoosh“. Der ist innen feucht, wird ergänzt von einer dicken Schokoladenpuddingsoße und leckerem Vanilleeis. Bankern, die sich neu orientieren wollen, empfehlen wir unbedingt, mal vorbeizuschauen. Falls diese Entstehungsgeschichte einer Buße für Sünden an der Börse geschuldet ist, wollen wir sie gern zur Nachahmung empfehlen.

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