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Prince, Rosa-Luxemburg-Straße 9–11, Mitte, Tel. 700 939 67, täglich ab 7:30 Uhr morgens geöffnet.

© Kai-Uwe Heinrich

Von TISCH zu TISCH: Prince

Wenn es einen dominierenden kulinarischen Trend in Berlin gibt, dann ist der sicher in der asiatischen Küche zu suchen.

Auf der einen Seite eröffnen immer noch neue vietnamesische Speisestuben, irgendwo zwischen Imbiss und Restaurant, auf der anderen Seite vollwertige Restaurants, die so etwas wie eine panasiatische Küche neuer Prägung anstreben. Leider, so wird man wohl sagen müssen, zielen sie bestenfalls auf mittlere Qualität, die ins notorisch klamme Berlin passt, aber doch immer wieder Sehnsucht nach dem real thing erweckt, wie man es in wirklichen Weltstädten findet.

Diese Lücke schließt leider auch das neue „Prince“ nicht. Es wird von denselben Leuten betrieben, die auch die drei sehr passablen „Good-Time“-Restaurants führen. Der Raum hat allerhand hinter sich: Hier war erst das „Shiro I Shiro“ untergebracht, die unvollendete Gourmet-Hoffnung, dann das noch viel weniger vollendete „Luchs“, dann nur noch das Hotelfrühstück. Nun also der Neuanfang: Der komplizierte, bei näherem Hinsehen überraschend große Raum wurde mit dunklem Holz und ebensolchen Stoffen ohne China-Kitsch neu gestaltet, man sitzt – auch auf Sofas – besser als früher.

Das Küchenkonzept bietet keine Überraschungen, sondern entspricht weitgehend der Idee, die bereits im konkurrierenden „Soya Cosplay“ und anderswo umgesetzt wurde. Die Gerichte tragen hier allerdings lustige Namen wie „Green Hornet“ oder „Party Girl“, was nicht weiter schadet, weil sie in der Karte auch noch sachlich beschrieben werden. Dahinter steckt ein vielfältiges Angebot von Vorspeisen vom Thai-Salat bis zu den allgegenwärtigen Dumplings, dazu gibt es Hauptgerichte ähnlicher geografischer Spannweite, kreativ angehaucht. Auch hier kommt alles, was einmal bestellt ist, auch auf einmal aus der Küche – das ist nett für große Runden. Wer allein oder zu zweit kommt, sollte aber lieber nach und nach bestellen, um nicht auf einen Schlag komplett zugeschüttet zu werden.

Alsdann: „Chris &Cross“ ist der Name für zwei Rindfleisch-Gemüse-Rollen, einmal gebacken, einmal nur in Reispapier, guter China-Standard, aber geschlagen von den herausragenden Entenrollen, die der Peking-Ente nachempfunden sind, also mit Gurke und Lauchzwiebeln gefüllt („Duck Wheel“). Zur Auffrischung empfiehlt sich der gute Papaya-Salat auf Thai-Art mit Erdnüssen, und auch die gebackenen Garnelen mit Wasabi-Mayonnaise („Green Hornet“), ein asiatischer Neo-Klassiker, schmecken, sofern man sich mit dem betont süßen Geschmacksbild anfreunden kann. Schließlich „Ding Dang Dong“: Verschiedene Dim Sum, also neudeutsch „Dumplings“ mit Huhn, Schwein, und Garnele, Berliner Oberklasse (jeweils 3 bis 9 Euro).

Zum Abschluss der Vorspeisen-Orgie probierten wir gegrilltes Hähnchen mit Erdnusssauce („Nutty Chick“), ungefähr wie Sate-Spieße ohne Spieß, sicher das schwächste Häppchen in dieser Reihe. Seltsamerweise wurde das gedämpfte Hähnchen mit Sesamsauce, Ingwer und Frühlingszwiebeln, das wir eigentlich haben wollten, als nicht mehr vorhanden gemeldet – ein Indiz dafür, dass hier auf Vorrat gekocht und warm gehalten wird, denn die einzelnen Zutaten können ja kaum alle aus gewesen sein.

Das würde jedenfalls erklären, warum auch das Hähnchen mit grünem Curry und Kokosnuss („Green Coconut“, 16 Euro) so abfiel – die Sauce süß-dicklich ohne pointierte Säurespitze, das Fleisch ausgelaugt. Der Lachs mit Ingwer und Morcheln (19 Euro), eigentlich mit dem an diesem Abend ebenfalls aufgegessenen Kabeljau konzipiert, war radikal durchgegart, also praktisch missraten. ABER: Er wurde nach nur leiser Reklamation kommentarlos von der Rechnung gestrichen. Gut! Statt Desserts gibt es ein Buffet mit hausgemachten Kuchen, die wir nicht probiert haben – und es gibt sogar ein euro-asiatisches Frühstück.

Das Weinangebot ist genretypisch minimalisiert, bietet aber immerhin den originellen Riesling „Kung Fu Girl“ aus den USA, Washington State, der das Essen mit freundlich halbtrockener Art angenehm begleitete. Also: ganz gut. Aber es geht noch ein ganzes Stück besser.

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