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Von TISCH zu TISCH: Qadmous

Eingelegte Babyauberginen

Das libanesische Restaurant Qadmous hat eine schöne überdachte Terrasse, auf der man auch an kühleren Tagen unter Heizlampen den Blick auf den Friedrichshain noch entspannt genießen kann. Vielleicht vertieft man sich aber lieber in die Geschichte, die dem Lokal seinen Namen gab. Danach wurde Prinz Qadmous, der Sohn des Königs von Phönizien, ausgeschickt, seine von Zeus entführte Schwester Europa zu suchen. Da er sie nicht finden konnte, gründete er die Stadt Theben und brachte das Alphabet nach Europa. Der Speisekartenlyrik, mit der gehobene Restaurants ihren Gerichten wichtig klingende Namen verleihen, setzen einfache Ethno-Lokale gern die Speisekartenpoesie entgegen, die dem Ausflug in exotische Geschmackswelten eine schöne Legende hinzufügt.

Auf roten Samtsesseln thronend, kann man die unterschiedlichen Kulturen studieren. An den internationalen Tischen sitzen Frauen und Männer fröhlich durcheinander. Es gibt aber, was fürs Essen eigentlich ein gutes Zeichen ist, auch viele Gäste aus dem Libanon oder dem arabischen Raum, die überwiegend an reinen Männertischen sitzen und zum Nachtisch Wasserpfeife rauchen.

Soweit sind wir noch lange nicht, sondern gerade mal beim süßlichen und recht warmen Prosecco für doch sehr selbstbewusste 4,30 Euro angelangt.

Die Mäsa ist eine Spezialität des Hauses, eine Zusammenstellung von kleinen Häppchen. Am besten ist es, eine kalte vegetarische Mäsa und eine warme Mäsa zu Zweit zu teilen. Dann bekommt man schon mal einen guten Einblick in die libanesische Kochkunst. Die Kichererbsen sind fein püriert, mit Sesamsauce und hausgemachtem Olivenöl zu Hummus verarbeitet, der Taboulé-Salat aus Petersilie, Minze, Weizenschrot und Lauchzwiebeln schmeckt angenehm frisch. Die eingelegten Babyauberginen knuspern leicht mit ihrer Walnuss-Paprika-Füllung. Dann gibt es noch Weinblätter, gebratenen Löwenzahn mit Röstzwiebeln, Auberginenwürfel mit Kichererbsen, Frischkäse mit Minze und gebratene Champignons mit Koriander (11,50 Euro). Das alles ist eher rustikal als fein serviert, ergibt aber insgesamt ein sättigendes Feuerwerk für die Geschmacksknospen und gefiel uns noch besser als die warme Platte. Hier waren die dünnen, scharfen, hausgemachten Babywürstchen und die frittierten Hefeteigröllchen mit Schafskäse und Minze die Hits. Die Teigtaschen, unter anderem mit Spinat und Rinderhack gefüllt, wirkten eher schwer. Dazu gab es erfrischenden Fatoush-Salat aus Radieschen, Tomaten, Minigurken, Minze, Paprika und Zitronenbaumgewürz (12,50 Euro). Das angekündigte Fladenbrot fehlte beim ersten Gang ganz und wurde zum Falafel nachgereicht. Die Sesamcreme dazu ist gut, weitere Dips bekommt man auf Wunsch aber auch dazu, zum Beispiel eine sahnige Knoblauchcreme (4,50 Euro).

Der Service war freundlich, aber natürlich darf man in dieser Preiskategorie keine Wunder erwarten. Die im Ofen gegarten leicht grätigen Sardellen mit Tomaten, Kartoffeln, Knoblauch, Koriander und Kumin (11,95 Euro), reichte der Kellner in einer schweren Schale über den Tisch. Weil das Gewicht überraschend schwer war, sackte sie leicht ab, traf das Weinglas, das dabei zersprang. Nun brachte der Kellner zwar ein neues Glas, aber keinen Ersatz für den Wein, der dabei verschüttet worden war. Das war schade, denn wir hatten uns für einen im Eichenfass gereiften, weißen Chateau Karas aus dem Libanon entschieden, der aus Sauvignon, Sémillon und Chardonnay komponiert ist, säuerliche und knochentrockene Noten interessant vereint und zu den verwendeten Gewürzen gerade deshalb recht gut passt (25 Euro).

Da noch Reste übrig waren, bestand der Kellner darauf, ein Doggie Bag für zu Hause zu packen, was wir geschehen ließen. Nach den vielen Vorspeisen blieb auch kein Platz mehr für eines der vier libanesischen Desserts, die teils auch aus Teigtaschen bestanden und entsprechend gehaltvoll klangen (4,95 bis 5,95 Euro). Der beste Abschluss ist tatsächlich ein Arak, ein libanesischer Anisschnaps (5 Euro). Schade, dass es zu dem keine Legende gab.

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