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Von TISCH zu TISCH: Risachèr

Seit einiger Zeit steht das Weinlokal unter neuer, holländischer Leitung. Wie schmecken da wohl Rotbarbenfilet und Limettensorbet?

Yves Risachèr gehörte lange zu den Urgesteinen in der Restaurantszene rund um den Savignyplatz. Seine Gastgeberpflichten nahm er immer ernst, plauderte ausgiebig mit den Gästen, manchmal so ausgiebig, dass die sich kaum noch hin trauten, jedenfalls dann nicht, wenn sie auch mal miteinander plaudern wollten. Seit einiger Zeit steht das Weinlokal unter neuer, holländischer Leitung. Der Kellner mit sehr französischem Akzent erzählte, dass der Koch ein Deutscher sei, dass vertraute Rezepte zum Teil modernisiert wurden.

Das Ambiente wird bestimmt von vertrautem Alt-Berliner-Wohnzimmermobiliar. Gepolsterte Bänke mit Häkelkissen, mit blanken Nägeln beschlagene Lederstühle vor Tischen aus massivem hellen Holz, ein altmodischer Bar-Tresen, Kerzen in schwarz geschmiedeten Spiralen, hübsche, eiserne Serviettenringe. Die moderne Kunst an den Wänden setzt keinen wirklichen Kontrast zu dieser sehr traditionellen Atmosphäre. Was stört, ist der helle Kunststoff-Bodenbelag.

Dafür, dass Koch und Kellner das sehr gut gefüllte Restaurant praktisch allein bespielten, war das Tempo erstaunlich hoch. Wir hatten uns schon auf eine längere Wartezeit eingerichtet.

Das Brot schmeckte herrlich selbstgebacken, auch das hat Tradition an diesem Ort. In dem Korb lagen verschiedene Varianten, Walnuss- und Zwiebelbrot schmeckten auch ohne das harte Butterstückchen, das dazu serviert wurde. Eiskalt war der vorzügliche Alsace Riesling, ein 2006er von Haegi, der dem Lokal, das ursprünglich mal aus einer vor 80 Jahren hier gegründeten Weinstube hervorgegangen ist, alle Ehre macht (24 Euro). Es gibt auch eine gute Auswahl offener Weine.

Zur Überbrückung der Wartezeit bis zur Vorspeise gab es ein Amuse-Gueule, eine kleine Scheibe von der Wachtelterrine. Die Karte ist zwar recht klein gehalten, aber das ist angesichts des minimalen Personaleinsatzes vermutlich auch sinnvoll. Klassiker wie gebratene Blutwurst mit Apfel- und Kartoffelpüree, Kalbsnierchen in Pommery Senfsauce und Escargots à la Bourguignonne kommen aber vor, als Spezialität auch das Steak Tatare Risachèr, das am Tisch zubereitet und mit Salat und Pommes frites serviert wird. Die Suppen sind exzellent. Leicht säuerlich frisch die Creme von Rucola und Auberginen (7 Euro). Überaus gehaltvoll die klare Pariser Champignonbouillon, eine schlichte Brühe ohne jegliche Einlage mit unglaublich muskulösem Geschmack (7 Euro).

Intelligent aufgebaut war der Salat von Wildkräutern mit sanft geschmolzenem Ziegenkäse. Er hätte zwar etwas mehr Dressing vertragen können, lag dafür aber auf einem Ratatouille-Bett wie eine lässige Mischung aus klassischem und geschichtetem Salat (10,50 Euro).

Dass man hier Wert auf gute Zutaten legt, macht sich wirklich bemerkbar. Auch die Rotbarbenfilets, schön groß und grätenfrei, hatten diesen kräftigen Geschmack und zergingen dabei auf der Zunge. Der Blattspinat dazu war gekonnt gemacht, die Krustentiersauce nicht zu üppig portioniert, die Garnelen in Ordnung, die Kartoffeln so, wie sie waren, vielleicht ein bisschen zu banal in diesem Kontext, aber bissfest und von guter Qualität (17,50 Euro).

Auch bei den Desserts dominieren Klassiker wie Mousse au Chocolat und Crêpe Suzette. Aber es gibt auch frischen Wind, und der weht leicht und kräftig zugleich durch das Limetten- und Melissensorbet, das in einem kräftigen Schluck Wodka schwimmt (8,50 Euro). Wo immer klassische Küche modernisiert wird, geht es vor allem darum, mehr Leichtigkeit zu schaffen. Das geht da schief, wo am Ende alles nur noch laff schmeckt. Dem Koch im Risachèr gelingt es, kräftig schmeckende, aber nicht beschwerende Gerichte zu kochen. Das ist schon fast an der Grenze zur Kunst.

Dass sich der Kellner zum Abschied ein eher großzügiges Trinkgeld genehmigte, wollen wir mal akzeptieren. Wenn ich als Kellner freilich mitbekäme, wie Gäste sich darüber unterhalten, wann wohl das Tellerchen mit dem Wechselgeld zurückkommt, würde ich es bringen. Wenn wir schon traditionell essen gehen, dann mögen wir es auch korrekt.

Weinrestaurant Risachèr, Savignyplatz 11 (Eingang Kantstraße), Charlottenburg. Telefon 313 86 97, täglich außer sonntags von 17 bis 24 Uhr.

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