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Von TISCH zu TISCH: Sachs

Asiatische Tapas und isländische Abende

Sachs, Knesebeckstraße 29, Charlottenburg, Tel. 889 1 08 25, täglich 9 - 1 Uhr. www.sachsberlin.de. Foto: Kai-Uwe Heinrich

Am besten wäre, wir könnten hier was über isländische Küche schreiben – aber die gibt es nur in Island. Zwei Restaurants in Reykjavík, der „Seafood Cellar“ und das „Vox“, würden auch jede andere Hauptstadt der Welt schmücken, nur geht das eben schon wegen der raren Zutaten nicht. Sigurdur Gislason vom „Vox“ serviert zwei Langustinen, eine isländische mit „vergessenen Gemüsen“ und Seetang-Creme, eine von den Färöern mit geräuchertem Tomatenchutney und Roggenbrot, das ist anderswo so wenig nachzuahmen wie der arktische Saibling, den er in Bier mit Dill pochiert und mit Maränenrogen, isländischen Blinis und Molke-Gelee auftischt.

Willkommen auf Berliner Boden! In der Knesebeckstraße gibt es das „Sachs“, dessen Sommelier aus Island stammt, und das gelegentlich durch isländische Abende auf sich aufmerksam macht. Sehr gelegentlich, denn die Karte enthält nichts davon. Sie ist von jener charakteristischen Beliebigkeit durchzogen, die jedem Gast zu gefallen sucht, enthält rheinische Traditionsgerichte und asiatische Tapas, unklassisch wirkende „Klassiker“ und natürlich auch Wiener Schnitzel, das kulinarische Passepartout für alle Gäste, die sich nie im Leben zu irgendwas Neuem durchringen können. Dieses Für-jeden-etwas-Angebot scheint ganz erfolgreich zu sein, das recht große Bistro-Restaurant ist gut gefüllt; seltsam, dass sich das Team auf der Website völlig unnütz mit seiner angeblich „kreativen und innovativen Küche“ spreizt, denn hier ist wenig Kreativität und null Innovation zu spüren.

Unternehmen wir also auf Verdacht einen Anlauf mit den Tapas, die hier in jeder denkbaren Variante von Asien bis Bulette zu haben sind. Unsere Asien-Dinge sehen ganz hübsch aus, gebackene, etwas harte Krevetten-Wan-Tan mit Soja-Chili-Dip, nun ja, das ist vorgefertigte Dutzendware, und auch die Saté-Hähnchenspieße fallen vor allem durch Härte und Trockenheit auf. Besser gelingt das Tandoori-Roastbeef mit Ingwer-Sprossen-Salat, an dem allerdings das Tandoori-Gewürz wohl nur vorbeigetragen wurde. Recht gelungen, etwas sehr süßlich: das „abgeflämmte“ Thunfischfilet, schmale Streifen in einer Erdnuss-Orangensauce mit Salat und vielen, grell knirschenden rosa Pfefferkörnern.

Die Hauptgerichte wirken schon auf der Karte wie eine Verlegenheitslösung für den Fall, dass tatsächlich ein Gast mal ausnahmsweise eins bestellen möchte. Zander mit roten Beten, Zucchini, Rosmarinkartoffeln und Crevettensauce, das erinnert mich in seiner befremdlichen Zusammenstellung an viele Versuche, draußen in Brandenburg regionale Küche zu inszenieren. Aber das klappt dort nicht und hier auch nicht, und so kommt nur ein lahmes, übergartes Fischgericht mit dicklicher Sauce auf den Tisch. Besser, aber auch nicht gerade ein Reißer: das Rinderfilet mit grünem Pfeffer in einer dunklen Fleischsauce mit Kartoffelgratin aus der Mikrowelle und sogenanntem glasiertem Möhren-Lauchgemüse, das keine Spur von Glasur trägt. Für 21 Euro das teuerste Hauptgericht: Ich wüsste keinen Grund, es noch mal zu bestellen.

Leider sehe ich auch bei den Desserts keinen Anlass zur Wiederholung. Zweierlei Schokomousse mit starkem Convenience-Einschlag auf Erdbeeren und harten Mangos, gratiniertes Pfirsich-Eisparfait ohne erkennbaren Pfirsichgeschmack auf einer harten, offenbar mit Haferflocken zusammengebauten Teigscheibe, das muss man nicht haben.

Das ist in der Summe: nichts. Gut, dass immerhin die Weinkarte einiges Vergnügen bereitet. Der wuchtige 2005er Riesling Westhofener Aulerde von Groebe ist die 35 Euro wert, es gibt mehr in dieser Richtung, und jeder wird auch unter den guten Offenen was zu trinken finden. Die Kellner sind flink und flitzen nach Kräften, doch sie sind viel zu wenige, um den Wein auch nur regelmäßig nachzuschenken. Und die Verständigung leidet darunter, dass man in dem enorm halligen Raum mit fortschreitender Zeit nur noch brüllend durchdringt. Insgesamt weckt ein Besuch in diesem pseudo-weltläufigen Haus große Sehnsucht nach den luftigen Ideen moderner isländischer Köche. Aber so war das wohl nicht gemeint.

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