zum Hauptinhalt
Schloss Britz, Alt-Britz 73, Tel. 60975039, Mi bis Sa 11.30-22 Uhr, So bis 20 Uhr.

© Kai-Uwe Heinrich

Von TISCH zu TISCH: Schloss Britz

Hummer mit Portweinsoße.

Heute mal ganz was anderes: Nachrichten aus der hipsterfreien Zone. Es gibt durchaus noch Restaurants in Berlin, die keine riesige Welle vor sich her schieben, im Ausland unbekannt sind und einfach nur nett zu ihren Gästen sein wollen. Im adrett restaurierten Schloss Britz findet sich ein solches Restaurant, das noch eine andere Besonderheit bietet: Mit Ausnahme des Küchenchefs sind alle Mitarbeiter Azubis. Das geht natürlich nur, weil sie im Estrel-Hotel angestellt sind und sich hier in einem überschaubaren Rahmen ausprobieren können, den ihnen das gigantische Hotel naturgemäß nicht bietet. Gute Idee!

Das Restaurant Schloss Britz also – nicht zu verwechseln mit dem Restaurant von Matthias Buchholz auf dem Gutshof ums Eck – ist winzig, ein gemütliches Kellergewölbe, stimmig und stilvoll eingerichtet, wobei die besser beleuchteten Tische zur Theke hin liegen und die am allerbesten beleuchteten im Garten vor der Tür. Der ist ein guter Tipp fürs Freiluftessen, wenn er auch nach vorn zur kleinen Straße liegt und nicht auf der Parkseite. Wir haben allerdings saisonbedingt drinnen getafelt und waren zufrieden, wenn auch die Küche anfangs viel Zeit benötigte, um in die Gänge zu kommen. Doch das schien kein Grundsatzproblem zu sein, weil es deutlich zügiger weiterging.

Das Essen trägt natürlich die Handschrift des Küchenchefs René Bütefisch, der seinem Namen zum Trotz gebürtiger Koreaner ist. Fernöstliches klingt aber nur im Vorzeigegericht der Küche an, der „Tronconette“ vom Hummer, wahlweise halb oder ganz für 21 oder 38 Euro. Keine Ahnung, was dieser sehr unübliche Begriff bedeutet, es handelt sich um nichts als Hummer, vier Teile, in der Schale angenehm aufbereitet. Dazu gibt es eine kräftige, dunkelbraune Soße mit weißem Portwein und ein mit Ingwer gewürztes Gemüse in dünnen Streifen, das für meinen Geschmack zu wenig Biss hatte. Insgesamt hat es mir ganz gut gefallen, ich würde aber verstehen, falls Puristen die Soße etwas laut finden und eine Überarbeitung anregen.

Dieses Gericht läuft hier offenbar sehr gut, aber es gibt natürlich auch Einfacheres. Etwa eine Linsenschaumsuppe mit Kreuzkümmel, Minze und Kürbiskernen, die man in Konsistenz und Würzung nicht besser machen kann (7 Euro). Oder eine brave Rinderbouillon mit Flädle und Gemüsen (8 Euro). Oder die Gremolata vom Rind, dünne, kurz und hübsch rosa gebratene Fleischscheiben auf Gemüse und Zitronencreme mit gebackenen Kapern, eine Vorspeise, wenn auch keine allzu leichte (15 Euro). Das Angebot von Hauptgängen startet beim Wiener Schweineschnitzel; etwas anspruchsvoller geht es beim Tafelspitz zu, der nicht nur auf einer kunstvoll verwobenen Mixtur aus Meerrettichsahne und Gemüsen gereicht wird, sondern auch noch mit einem Rote-Bete-Salat und einem angenehm fettarmen Rösti kommt (16 Euro).

Das Zanderfilet „Grenobler Art“ war ebenfalls üppig dosiert, sauber gebraten und von einem Ragout aus Kartoffeln, Gurken und Roten Beten angenehm begleitet, leider aber insgesamt merklich unterwürzt. Und ich würde auch raten, die Kapern-Zitronen-Butter, die die Grenobler Art ausmacht, nicht oben auf die gebratene Haut zu packen, denn die wird dadurch labbrig und lasch (19 Euro). Aber das sind Einwände, die nichts daran ändern, dass hier für vernünftige Preise ein hoher Gegenwert geboten wird. Das Dessert, na ja, hier schien der Azubi-Ehrgeiz dann doch an Grenzen zu stoßen, denn der Ofenschlupfer war frisch aus der Mikrowelle geschlupft und kam mit Vanilleeis und Waldbeerensoße, die beide sehr konfektioniert schmeckten.

Der Service, natürlich ebenfalls von Azubis erledigt, funktioniert ausgezeichnet, aufmerksam und freundlich, wenngleich etwas befangen und mit zu vielen Hat’s-geschmeckt-Nachfragen, aber das ist in diesem Fall verständlich. Cool und routiniert können die jungen Leute später ja immer noch wirken. Die Weinkarte ist relativ klein, aber gut sortiert, und auch die offenen Weine sind zwar nicht billig, aber ihr Geld wert: Weißburgunder von Bassermann-Jordan aus der Pfalz kostet 10 Euro im 0,2-l-Glas. Kurz: Ein Restaurant, das sich vor dem Konkurrenten von nebenan nicht verstecken muss.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false