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YamYam, Alte Schönghauser Str. 6, Mitte, Telefon 24632485, Mo-Sa 12-24 Uhr, So 13-23 Uhr.

© Kai-Uwe Heinrich

Von TISCH zu TISCH: YamYam

Seetangsalat und Algenrolle mit Rettich.

Unten im Kochtopf kringeln sich lange dünne Weizennudeln den glatten silbernen Stäbchen entgegen. Mit ungerührter Miene streng nach koreanischer Sitte zu essen, und zwar so lässig, als schaufele man mit der guten alten Gabel eine Portion Kartoffelpüree in sich hinein, gehört längst zum Berliner Lifestyle. Wir sitzen im YamYam, einem kultigen koreanischen Lokal, in dem das Publikum mittiger kaum sein könnte. Geschäftsfrauen in coolen Kleidern, die rasch ein Süppchen löffeln, während sie auf die Tüte mit den To-go-Gerichten warten, amerikanisch sprechende Träger pechschwarzer Brillengestelle, Männer mit Ohrringen und langen Bärten, Touristen natürlich, blasierte Kreative, das aktuelle Berlin in der Nussschale.

Dem Ambiente merkt man die Vergangenheit der koreanischstämmigen Besitzerin Sumi Ha an. Bevor sie sich im Gastgewerbe versuchte, war sie Modeunternehmerin. So spartanisch der Raum auf den ersten Blick wirkt, fast wie ein Imbiss, so rasch entfaltet sich der charmante Eindruck, in einem Kaufladen aus der Puppenstubenserie zu sitzen. Hinter der Theke reihen sich Teegefäße aneinander, hoch oben an der Wand prangt eine klassische Küchenuhr. Dass hier keine Kreditkarten akzeptiert werden, ist bei der Internationalität des Publikums erstaunlich, aber angesichts der gemäßigten Preise vielleicht schon wieder Avantgarde.

Neben einigen Teesorten und Reisschnaps finden wir einen guten österreichischer Zweigelt aus dem Burgenland auf der Karte, der auch gut zum Essen passt (15 Euro). Vorspeisen und Hauptspeisen werden prompt und zeitgleich aufgetragen. In Korea sei es so üblich, belehrt uns der Kellner. Schon auf der Karte werden noch vor den Vorspeisen die Beilagen aufgelistet: Seetangsalat, frischer Tofu mit Soja-Dressing, marinierter Rettich und geröstete Algenblätter. Das Nationalgericht Kimchi, scharf eingelegten, knackigen Chinakohl, gibt es sowieso zu den meisten Gerichten dazu.

Ramyun, das heiße Nudelgericht, wird in einem hübsch rustikalen Kochtopf mit Deckel serviert und muss dringend vor der Vorspeise vertilgt werden, da sonst die Nudeln zu dick würden, mahnt uns der Kellner. Es ist wirklich eine Freude, in einem eher schlichten und auch nicht besonders teuren Restaurant Personal zu erleben, das sich mit dem Küchenprogramm tatsächlich auseinandersetzt.

Die Weizennudeln kräuselten sich sehr unter dem Versuch, mit dem Löffel wie Spaghetti aufgewickelt zu werden, blieben aber schlank in einer schlichten und schön scharfen Brühe. Auf den Nudeln war eine Auswahl bissfester Gemüsesorten geschichtet, Sprossen, grüne Bohnen, orangerote Möhren, Champignons und rote Zwiebeln. Neben der Schärfe, deren Grad man bei der Bestellung angeben konnte, waren keine besonderen Aromen hinzugefügt, was dem Eintopf den Charakter eines leichten und bekömmlichen Krankengerichtes gab (7 Euro).

Etwas vielschichtiger und abwechslungsreicher in den Geschmacksnoten war „Bibimbab“. Im Topf befanden sich Reis, hauchdünne Rindfleischfetzen, Peperonipaste und die zum Teil bereits erwähnten Gemüsesorten, hier in der marinierten Variante. Über all dem thronte ein Spiegelei (8,50 Euro).

Höchste Zeit für die Vorspeisen. Die lauwarmen, hausgemachten gebratenen Teigtaschen, stilvoll serviert im Korb mit Deckel, waren köstlich mit gut geschärften Füllungen aus Rind, Schwein, Tofu und Gemüse (5,50 Euro). Sehr gut gefiel mir die lange, in Scheiben geschnittene Algenrolle, die mit Reis, Gurken, eingelegtem Rettich, Ei, Karotte und Spinat gefüllt war, köstlich schmeckte und auch noch pittoresk aussah.

Die Dessertauswahl ist klein und besteht im Wesentlichen aus Wassermelone mit einem Belag aus Schafskäse, Honig und frischer Minze (4,90 Euro) und einem sehr sanften, sehr cremigen Eis in der geschmacklich unaufdringlichen Variante „Grüner Tee“ (3,40 Euro). YamYam heißt in der globalisierten Variante der deutschen Sprache wohl nicht zufällig „lecker“.

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