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Estland: Schwulen-Parade attackiert

In Estlands Hauptstadt Tallinn sind paradierende Homosexuelle von rechten Nationalisten angegriffen worden. Mindestens zwölf Teilnehmer wurden verletzt. Zuvor hatte es bereits eine Bombendrohung gegeben.

Tallinn - Beim Angriff einer Gruppe von Nationalisten auf eine Homosexuellen-Parade in der estnischen Hauptstadt Tallinn sind am Samstag bis zu einem Dutzend Menschen verletzt worden. Die etwa 20 Angreifer seien mit Steinen und Stöcken auf Teilnehmer der dritten "Gay Pride Parade" in Tallinn losgegangen, sagte eine Sprecherin der Organisatoren. Ein Franzose sei schwer am Kopf verletzt worden. Mindestens sechs Verwundete mussten von Rettungskräften versorgt worden. Zuvor wurden die rund 500 Teilnehmer an dem Marsch durch die Altstadt bereits mit Eiern beworfen.

Der Zug war bereits mit 20 Minuten Verspätung gestartet, nachdem die Polizei eine Bombendrohung für die Innenstadt erhalten hatte. Es wurde jedoch kein Sprengsatz gefunden. Die Sprecherin sagte, die Veranstalter des Marsches seien "schockiert von dem absolut inakzeptablen Verhalten". Besonders schlimm sei, dass die Angreifer von den so genannten Estnischen Patrioten zuerst Frauen attackiert hätten. Dann hätten sie Steine und Stöcke auf alle geworfen. Es seien viel zuwenig Polizisten vor Ort gewesen, kritisierte die Sprecherin.

Die ersten beiden Homosexuellen-Paraden 2005 und 2004 in Riga waren ohne größere Vorfälle oder Aggressionen gegen Schwule und Lesben abgelaufen. Die Parade ist der Höhepunkt des Homosexuellen-Festivals Tallinn Pride. Gegner hatten die Behörden aufgefordert, die Parade zu verbieten.

In Osteuropa werden Homosexuelle immer wieder Opfer von Gewalt. Erst Ende Juli wurden bei einer Solidaritätsbekundung für Homosexuelle in einer Kirche in Riga rund 50 Teilnehmer von Gegendemonstranten attackiert. Die lettischen Behörden hatten zuvor eine Homosexuellen-Parade verboten. Lettland änderte im Dezember seine Verfassung, um gleichgeschlechtliche Eheschließungen formal zu verbieten.

In Polen macht die konservative Regeirungskoalition, zu der seit Mai auch die rechtspopulistische Partei Samoobrona und die ultrakatholische Liga Polnischer Familien (LPR) gehören, Homosexuellen das Leben schwer. In der rumänischen Hauptstadt Bukarest wurden rund 500 Schwule und Lesben bei einer Demonstration Anfang Juni mit Eiern beworfen und beschimpft.

Mitte Mai verurteilte der Europarat die Verfolgung von Schwulen und Lesben in Russland. Bis 1993 standen gleichgeschlechtliche Beziehungen in Russland unter Strafe, seit 1999 werden sie offiziell nicht mehr als psychische Krankheit eingestuft. Ende Mai wurde der Grünen-Politiker Volker Beck bei einer Homosexuellen-Demonstration in Moskau angegriffen und verletzt. (tso/AFP)

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